Jugendliche aus Rumänien, Ungarn und dem Landkreis kamen in der Fränkischen Schweiz zusammen - Abgeordneter Kastner zu Besuch
VON MARQUARD OCH
Martin Luther soll 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben. In sechs Thesen fassten 30 Jugendliche aus Rumänien, Ungarn und dem Dekanat Forchheim nach ihrer zehntägigen Begegnung unter dem Motto "friends & peace" nun zusammen, wie das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Nationalität, Religion und Kultur zu verbessern wäre.
MUGGENDORF - Unter der Gesamtleitung des Pfarrers der evangelischen Kirchengemeinden Unterleinleiter und Wüstenstein, Johannes Waedt, und seines ungarischen Kollegen Bela Jakab war die interkulturelle und konfessionsgemischte Gruppe mit Fahrrädern und Kleinbussen in der Fränkischen Schweiz unterwegs. Auf dem Programm standen Besuche der Moschee in Forchheim, der Synagoge Ermreuth, der Feuerstein-Sternwarte und der Pottensteiner Sommerrodelbahn.
Zu den vielen sportlichen Aktivitäten gehörten eine Paddelbootfahrt auf der Wiesent und ein Ausflug in den Kletterwald Veilbronn. Weitere Touren führten nach Erlangen, Nürnberg und Geiselwind. Kochgruppen bereiteten die jeweiligen Nationalgerichte zu, an den Abenden wurden Volkstänze und Volkslieder einstudiert - der "Discofox" kam auch nicht zu kurz. Im Leutenbacher "Haus Monika" leiteten die Nürnberger Pfarrerin Claudia Kuchenbauer und ihre Assistentin Yvonne Roth, beide Mitarbeiterinnen der "Konstruktiven Konfliktbearbeitung" (kokon), ein Seminar zum Vertiefen des Verständnisses für andere Ethnien, Kulturen und Religionen. Sehr entgegen kamen den Kindern aus Osteuropa die guten Deutsch- und Englischkenntnisse beim Rollenspiel "Peacemaker".
Zur Abschlussveranstaltung im Muggendorfer Pfarrhaus begrüßte Johannes Waedt den Nürnberger EUAbgeordneten Martin Kastner (CSU), der sich nach bereits zehn vom Dekanat finanzierten Jugendbegegnungen für die Förderung aus EU-Mitteln verwendet hatte. 16000 Euro kamen dabei heraus. Pia aus Ungarn - die viel an dem EU-Antrag mitgearbeitet hatte - schnaufte schon mal auf: "Schön, dass wir das geschafft haben." Klar formuliert war in der sechsten These: "Die Ausarbeitung des EU-Antrags ist fast so schwierig wie eine Promotionsarbeit, die Detailtiefe hat uns erstaunt, wir haben an ihr gelitten."
Arbeitslosigkeit bekämpfen
Um die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit, bessere Perspektiven für rumänische Studienabgänger im eigenen Land, die Einstellung der Doppelbezahlung von Rentnern in Ungarn, die Anerkennung der in Rumänien verbreiteten Alkoholsucht als Krankheit und die Unterscheidung von Rumänen und Roma ging es in den weiteren Thesen. Die Suchtprävention - ein bisher der Gesundheitspolitik der Länder unterstelltes Thema - werde er in Brüssel zur Sprache bringen, ebenso werde er sich für den Abbau der Bürokratie bei den Antragstellungen einsetzen, versicherte Martin Kastner, fügte aber hinzu. "Das braucht halt Zeit." Am Ende waren sich die Kreispolitiker - der Wiesenttaler Bürgermeister Helmut Taut, der Forchheimer CSUOberbürgermeister Franz Stumpf, der FW-Landtagsabgeordnete Thorsten Glauber, JB-Kreisrat Michael Hofmann und Landrat-Stellvertreter Georg Lang - einig mit der Feststellung des vom katholischen Dekanat Ebermannstadt abgesandten Vorsitzenden Erwin Horn: "Wenn junge Menschen zusammenkommen, wird die Ökumene gestärkt."
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