Generationenwechsel In Neunkirchen lenkt der Nachwuchs den Ortsverein der SPD. Das blieb auch Christian Ude nicht verborgen, an dessen Besuch sich die SPD-Jugend mit gemischten Gefühlen erinnert.
VON UNSERER MITARBEITERIN Karen Peemöller
Neunkirchen am Brand - Florian Schwob (18), der erst vor drei Wochen in die SPD eintrat, hatte ganz besonderes Glück: Sein Parteibuch bekam er nämlich von Christian Ude persönlich überreicht, als dieser zum Wahlkampf nach Neunkirchen kam. Stolz zeigt Schwob das Autogramm auf der Innenseite des Buchdeckels. Geplant war diese Aktion aber nicht. Joshua Bürzle, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, hatte erst kurz vor Udes Besuch angerufen und gefragt, ob er "in einer Viertelstunde vorzeigefähig" wäre.
Mit Joshua Bürzle (18), Moritz Schuderer (20) und Benjamin Hoell (29) wartet der SPD-Ortsverein in Neunkirchen am Brand mit einer ungewöhnlichen jungen Besetzung auf.
Vorsitzender Bürzle erklärt, dass es bei den letzten Vorstandswahlen einen klaren Generationswechsel gab: "Die erfahreneren Mitglieder wollten den Vorstand gerne an Jüngere abgeben."
Das war auch Ude bei seinem Besuch aufgefallen. Wie sonst hätte er sich im Gästebuch des Ortsvereins mit den Worten " und Glückwunsch zum jüngsten Vorsitzenden der SPD" verewigen können?
An den Besuch von Christian Ude erinnern sich die jungen Sozialdemokraten allerdings mit gemischten Gefühlen. "Christians Erfahrung als Kommunalpolitiker" beeindruckte Bürzle und Vorstandsmitglied Hoell lobt, dass der Münchner Oberbürgermeister "ernsthaft interessiert" war und sich eindeutig vorher informiert hatte.
Auch die Begleitung von Udes Frau Edith kam in Neunkirchen positiv an. Bürzle erinnert sich, dass auch sie eigene Gespräche mit Neunkirchnern geführt hatte.
Das große Medieninteresse am Wahlkampfauftritt störte die Neunkirchner aber schon, "die Journalisten klebten wie Zecken an Ude", bemängelt Bürzle. Auf die große Menge der Fotografen und Filmteams hätten die Gastgeber gerne verzichtet, um den hohen Besuch etwas persönlicher zu gestalten.
Allerdings ist prominenter Besuch in Neunkirchen nicht allzu selten, beim letzten Ehrungsabend des Ortsvereins kam beispielsweise Bundestagsabgeordneter Martin Burkert vorbei. "Wenn man sich bemüht, dann kommen die auch", stellt Bürzle fest, "und wer sich engagiert, bekommt die Möglichkeit, Leute kennenzulernen."
Parteibuch in der Regenrinne
Die Neunkirchner sind aber nicht wegen gelegentlicher Prominentenbesuche in der SPD: Joshua Bürzles Mutter lebte ihm als Freie Wähler-Mitglied politisches Engagement vor. Mit 16 Jahren war er dann "an einem Punkt, an dem ich selber mitmachen wollte, denn wenn man etwas erreichen will, dann muss man sich auch engagieren."
Ähnliches gilt für Benjamin Hoell, der aus der "schwarzen Burg Ingolstadt" kommt, seine Eltern waren ebenfalls Sozialdemokraten und auch er trat mit 16 Jahren der Partei bei.
Bei Florian Schwob war schon der Urgroßvater in der SPD, in der Zeit des Nationalsozialismus musste er sein Parteibuch in der Regenrinne verstecken. Schwobs Eltern achteten außerdem immer darauf, dass zuhause genug über Politik gesprochen wird.
Da ist es auch keine Überraschung, dass Schwob noch in seiner ersten Woche als Mitglied ein weiteres für die SPD gewinnen konnte: seinen älteren Bruder Moritz (19). Bürzle und Hoell sind sich einig, dass der Ortsverein Neunkirchen besonders engagiert ist. Immer wieder werden Aktionen für Mitglieder und Außenstehende organisiert, die Schwabacher Marionettenbühne für Kinder beispielsweise oder Orts- und Museumstouren. Geplant sei auch eine Müllsammelaktion, um "Wege, Wald und Flur zu reinigen" (Hoell).
Für ihr politisches Engagement ernten die jungen Männer viel Anerkennung im Bekanntenkreis und bei anderen SPD-Ortsvereinen. Bürzle freut sich über die viele Unterstützung, die sie bekommen. Deshalb sind Bürzle und Schwob, die gerade ihr Abitur bestanden haben, auch froh darüber, noch eine Zeit in Neunkirchen zu sein. Schwob macht vor seinem geplanten Sportstudium ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Bayrischen Judoverband Mittelfranken, Bürzle fängt ein duales Studium in Erlangen an. So muss keiner der beiden aus dem sehr aktiven Ortsverein Neunkirchen austreten.
Jetzt vor der Wahl beraten die Sozialdemokraten auch mal ehemalige Schulkameraden und Freunde, die noch nicht wissen, welche Partei sie wählen sollen. "Wir wollen aber gar nicht unbedingt SPD-Wähler gewinnen", sagt Bürzle, "nur überzeugen, überhaupt zur Wahl zu gehen." Verständnis für Nicht-Wähler haben die Neunkirchner gar nicht: "Wenn man nichts macht, ist es leicht, zu jammern und sich zu beschweren", findet Bürzle.
Joshua Bürzle, Benjamin Hoell und Florian Schwob (von links) präsentieren den Gästebucheintrag von Christian Ude und Schwobs gewidmetes Parteibuch. Foto: Karen Peemöller
VON UNSERER MITARBEITERIN Karen Peemöller
Neunkirchen am Brand - Florian Schwob (18), der erst vor drei Wochen in die SPD eintrat, hatte ganz besonderes Glück: Sein Parteibuch bekam er nämlich von Christian Ude persönlich überreicht, als dieser zum Wahlkampf nach Neunkirchen kam. Stolz zeigt Schwob das Autogramm auf der Innenseite des Buchdeckels. Geplant war diese Aktion aber nicht. Joshua Bürzle, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, hatte erst kurz vor Udes Besuch angerufen und gefragt, ob er "in einer Viertelstunde vorzeigefähig" wäre.
Mit Joshua Bürzle (18), Moritz Schuderer (20) und Benjamin Hoell (29) wartet der SPD-Ortsverein in Neunkirchen am Brand mit einer ungewöhnlichen jungen Besetzung auf.
Vorsitzender Bürzle erklärt, dass es bei den letzten Vorstandswahlen einen klaren Generationswechsel gab: "Die erfahreneren Mitglieder wollten den Vorstand gerne an Jüngere abgeben."
Das war auch Ude bei seinem Besuch aufgefallen. Wie sonst hätte er sich im Gästebuch des Ortsvereins mit den Worten " und Glückwunsch zum jüngsten Vorsitzenden der SPD" verewigen können?
An den Besuch von Christian Ude erinnern sich die jungen Sozialdemokraten allerdings mit gemischten Gefühlen. "Christians Erfahrung als Kommunalpolitiker" beeindruckte Bürzle und Vorstandsmitglied Hoell lobt, dass der Münchner Oberbürgermeister "ernsthaft interessiert" war und sich eindeutig vorher informiert hatte.
Auch die Begleitung von Udes Frau Edith kam in Neunkirchen positiv an. Bürzle erinnert sich, dass auch sie eigene Gespräche mit Neunkirchnern geführt hatte.
Das große Medieninteresse am Wahlkampfauftritt störte die Neunkirchner aber schon, "die Journalisten klebten wie Zecken an Ude", bemängelt Bürzle. Auf die große Menge der Fotografen und Filmteams hätten die Gastgeber gerne verzichtet, um den hohen Besuch etwas persönlicher zu gestalten.
Allerdings ist prominenter Besuch in Neunkirchen nicht allzu selten, beim letzten Ehrungsabend des Ortsvereins kam beispielsweise Bundestagsabgeordneter Martin Burkert vorbei. "Wenn man sich bemüht, dann kommen die auch", stellt Bürzle fest, "und wer sich engagiert, bekommt die Möglichkeit, Leute kennenzulernen."
Parteibuch in der Regenrinne
Die Neunkirchner sind aber nicht wegen gelegentlicher Prominentenbesuche in der SPD: Joshua Bürzles Mutter lebte ihm als Freie Wähler-Mitglied politisches Engagement vor. Mit 16 Jahren war er dann "an einem Punkt, an dem ich selber mitmachen wollte, denn wenn man etwas erreichen will, dann muss man sich auch engagieren."
Ähnliches gilt für Benjamin Hoell, der aus der "schwarzen Burg Ingolstadt" kommt, seine Eltern waren ebenfalls Sozialdemokraten und auch er trat mit 16 Jahren der Partei bei.
Bei Florian Schwob war schon der Urgroßvater in der SPD, in der Zeit des Nationalsozialismus musste er sein Parteibuch in der Regenrinne verstecken. Schwobs Eltern achteten außerdem immer darauf, dass zuhause genug über Politik gesprochen wird.
Da ist es auch keine Überraschung, dass Schwob noch in seiner ersten Woche als Mitglied ein weiteres für die SPD gewinnen konnte: seinen älteren Bruder Moritz (19). Bürzle und Hoell sind sich einig, dass der Ortsverein Neunkirchen besonders engagiert ist. Immer wieder werden Aktionen für Mitglieder und Außenstehende organisiert, die Schwabacher Marionettenbühne für Kinder beispielsweise oder Orts- und Museumstouren. Geplant sei auch eine Müllsammelaktion, um "Wege, Wald und Flur zu reinigen" (Hoell).
Für ihr politisches Engagement ernten die jungen Männer viel Anerkennung im Bekanntenkreis und bei anderen SPD-Ortsvereinen. Bürzle freut sich über die viele Unterstützung, die sie bekommen. Deshalb sind Bürzle und Schwob, die gerade ihr Abitur bestanden haben, auch froh darüber, noch eine Zeit in Neunkirchen zu sein. Schwob macht vor seinem geplanten Sportstudium ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Bayrischen Judoverband Mittelfranken, Bürzle fängt ein duales Studium in Erlangen an. So muss keiner der beiden aus dem sehr aktiven Ortsverein Neunkirchen austreten.
Jetzt vor der Wahl beraten die Sozialdemokraten auch mal ehemalige Schulkameraden und Freunde, die noch nicht wissen, welche Partei sie wählen sollen. "Wir wollen aber gar nicht unbedingt SPD-Wähler gewinnen", sagt Bürzle, "nur überzeugen, überhaupt zur Wahl zu gehen." Verständnis für Nicht-Wähler haben die Neunkirchner gar nicht: "Wenn man nichts macht, ist es leicht, zu jammern und sich zu beschweren", findet Bürzle.
Joshua Bürzle, Benjamin Hoell und Florian Schwob (von links) präsentieren den Gästebucheintrag von Christian Ude und Schwobs gewidmetes Parteibuch. Foto: Karen Peemöller