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100 Stufen führen in die Gemächer

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Tag des Denkmals ermöglichte seltene Einblicke in Hiltpoltstein und Ermreuth

VON ROLF RIEDEL
Unbequeme Bauten standen am Tag des offenen Denkmals im Mittelpunkt. Unbequem waren im Fall der Burg Hiltpoltstein am ehesten die 100 Treppenstufen, die von den Besuchern überwunden werden mussten, wenn sie bis in die oberen Gemächer gelangen wollten. Auch in Ermreuth gab es viel zu sehen.
HILTPOLTSTEIN/ERMREUTH - Schon ab 10.30 Uhr, so war es von Ingrid Steger, der 2. Vorsitzenden des Fördervereins der Burg Hiltpoltstein, zu hören, standen die ersten Besucher im Burghof. Und Wolf-Dieter Hildisch, der 1. Vorsitzende, musste mindestens ein Dutzend Mal den Höhenunterschied überwinden, um das Interesse der vielen Besuchergruppen aus der Metropolregion zu befriedigen, die den Weg nach Hiltpoltstein genommen hatten.
Dass die Burg nunmehr im fünften Anlauf - die vorhergehenden Versteigerungstermine hatten keinen Erfolg gebracht - endlich einen Besitzer gefunden hat, der nicht nur den Bestand erhalten, sondern darüber wieder neues Leben in das alte Gemäuer bringen will, erfüllt nicht nur die Burgfreunde vom Förderverein mit Genugtuung. Der ganze Ort erwartet nach vielen unterschiedlichen Burgherren, dass ihr Wahrzeichen neuen Glanz erhält. Und dass es der neue Besitzer ernst meint, hat er schon in den ersten Wochen bewiesen. Inzwischen ist ein ganzer Bautrupp damit beschäftigt, Wasserschäden zu lokalisieren und zu beheben. Auch Probebohrungen an markanten Stellen lassen darauf schließen, dass ein Fachmann hier das Sagen hat.
Der Nürnberger Architekt Uwe Andersen, der sich seit 1980 schon mit Denkmälern in außergewöhnlicher Lage befasst, hat auch für sein neuestes Kind große Pläne. Selbst die Kultur soll dabei nicht zu kurz kommen, mindestens einmal im Monat wird es in der Burg eine besondere Veranstaltung geben. So ist schon am Totensonntag, 24. November, ein Kunstmarkt geplant. Großes Publikumsinteresse war auch in Ermreuth festzustellen, handelt es sich doch zweifelsohne um jene Dorfgemeinschaft im Kreis Forchheim, die wegen ihrer jüdischen Vergangenheit am ehesten mit "unbequemen Denkmälern" aufwarten kann, die auch an die dunkle Zeit des "Dritten Reiches" erinnern. So sind viele Häuser einst im Besitz jüdischer Mitbürger gewesen, was heute aber kaum mehr erkennbar ist.

Abriss drohte
Ein Beispiel der besonderen Art ist das Schwarzhaupthaus, dem infolge mangelnden Interesses oder auch einfach wegen der fehlenden Mittel zur Erhaltung als letzte Konsequenz der Abriss drohte. Mit Hermann Stengel, einem Musiklehrer aus Erlangen, hatte sich dann ein stiller Bewunderer gefunden. Sozusagen als "Fingerübung" erwarb er zunächst das Haus daneben, das ebenfalls unter Denkmalschutz stand und trieb eine sehr behutsame und einfühlsame Sanierung voran. Inzwischen dient das Anwesen seinem Besitzer als Zweitwohnung. Vor etwa zwei Monaten erwarb Stengel zum symbolischen Preis auch das baufällige Schwarzhaupthaus (wir berichteten). Was er in dieser knappen Zeit geschafft hat, das konnte nun eine große Anzahl von Neugierigen besichtigen.
"Vier überquellende Mulden Bauschutt", so der Neubesitzer, "habe ich inzwischen abfahren lassen". Nun präsentieren sich die Räume mit blank geputzten Fenstern und vom sich ablösenden Putz befreiten Wänden. Zehn Jahre habe er sich für die Sanierung zum Ziel gesetzt, erzählt Stengel freimütig. Als nächstes stehen die Außenwände an, die - weil es sich um kein Sichtfachwerk handelt - mit neuen stabilen Sockeln ausgemauert werden und damit einen wichtigen Anteil zur Gebäudesicherung beitragen sollen.
Bereits einen Schritt weiter sind die Eigentümer der Alten Schule in Ermreuth. Seit sechs Jahren wohnen sie im Haus, und seit dieser Zeit sanieren sie gleichzeitig. Fertig sind ein großer Wohnraum und die angrenzende Küche.
Das Besondere daran: Der Hausbesitzer verwendet möglichst vorhandenes Material und historische Baustoffe. So werden die alten Dielen wieder aufbereitet und befinden sich nunmehr in beeindruckendem Zustand. Viele Räume sind noch nicht fertiggestellt, Bilder vom vorgefundenen Zustand und dem Baufortschritt lassen anschaulich werden, was sich entwickelt hat.

Publikumsmagnet Synagoge
Schließlich ist da noch die Synagoge, die sich nach mehrjährigem Umbau in einem hervorragenden Zustand befindet und seit 1994 einen Publikumsmagneten darstellt. Museumskuratorin Rajaa Nadler hatte auch diesmal wieder einen ungeheuren Zuspruch interessierter Besucher zu verzeichnen. In mehren Führungen erklärte sie die Geschichte nicht nur des Bauwerkes, sondern auch seiner Erbauer und der gesamten jüdischfränkischen Landgemeinde Ermreuth.
@Mehr Bilder unter www.nn-forchheim.de

Originalbericht enthält Fotos, die wir aus rechtlichen Gründen nicht hier einstellen dürfen

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