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Channel: Neunkirchen am Brand - Pressemeldungen
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Sympathische Streicher

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Das "Armida-Quartett" begeistert in Neunkirchen

Höchstes Niveau: Das renommierte "Armida-Quartett" hat in Neunkirchen das Publikum restlos überzeugt.
Wenn Wagners wonnevolle Weiber wallen, pilgert prominentes Publikum. Meist ziehen die Pilger nach Bayreuth, neuerdings nach Neunkirchen am Brand: Im ausverkauften und kammermusikalisch idealen Ambiente des idyllisch gelegenen Pfarrsaals hinter der Kirche gab es Richard Wagners "Holländer". In gerade mal acht Minuten ist der rastlose Seefahrer von Senta dank Walzerfolgen und artigem Jungfernkranz im Steuermannslied "nach durchzechter Nacht" erlöst. So will es die gewitzte und nebenbei hochdiffizile Parodiefassung für Streichquartett, die kein Geringerer als Paul Hindemith niveauvoll komponiert hat.
Das "Armida-Quartett" (Martin Funda, Johanna Staemmler, Teresa Schwamm, Peter-Philipp Staemmler) gab die originelle Opernkakophonie zum allerbesten, wohlgemerkt als zweite Zugabe: Die erste Zugabe war mit Bartoks Pizzikato-Zwiefachem, dem vierten Satz aus seinem vierten Streichquartett, nicht minder kreativ gewählt. Ja, und davor war alles ebenso spannend, aufregend, hochmusikalisch, technisch perfekt und abwechslungsreich.

Begeisterter Beifall
Peter Lichtenberger, engagierter Initiator und Organisator der Neunkirchener Konzerte, kann sich die Hände reiben: Seit Quartett-Gründung 2006 sind die sympathischen Streicher immer wieder gern gehörter Gast in Neunkirchen. Nun ist dem Ensemble mit vielfachen Stipendien und Preisen (wie etwa dem ARD­Wettbewerb) der Durchbruch gelungen. Das "Armida-Quartett" musiziert im Herkulessaal und auf anderen illustren Konzertpodien dieser Welt. Nobel, dass die vier Künstler (der Primarius ist gerade mal 28 Jahre jung) Peter Lichtenberger und Neunkirchen die Treue halten. Das Publikum wusste den Auftritt zu schätzen und spendete anhaltenden, begeisterten Beifall, standing ovations am Schluss!
Bereits mit Mozarts eingangs gespieltem Streichquartett in A-Dur (KV 464) war die herausragende Qualität der jungen Formation hörbar: Feinstes austariertes Zusammenspiel, klangliche Homogenität der vier Instrumente, atmende Formgebung (Menuett), thematische Bezüge über die Sätze hinweg, kultivierte Allegro-Frische und ein traumhaft gestalteter Variationssatz (Andante) prägten das unbestrittene Gütesiegel. Das klang alles sehr weich, samtig, dennoch strukturklar und gut aufeinander eingespielt.

Einheit des Zusammenspiels
Auch in der Widerspenstigkeit der Satzmomente von György Kurtágs erstem Streichquartett war das im Resultat nicht anders: Freilich klingt's anders, manchmal sperrig, abrupt, hart in den Kontrasten, aber: Es bleibt die Logik, die Einheit des Zusammenspiels. Dies war in der Korrespondenz des ersten und letzten Satzes, des zweiten und fünften Satzes deutlich spürbar, machte das Zuhören spannend und verständlich. Das Piano reichte bis in kaum hörbare Nuancen. Die konzentrierte Stille im Saal war in ihrer Zerbrechlichkeit atemberaubend, zeugte von höchster Aufmerksamkeit auf allen Seiten, barg Sternstundensphäre.
Die wurde nach der Pause mit Maurice Ravels F-Dur-Streichquartett in den Bereich melodischer Süße verlegt: Das herrlich schlichte Hauptthema atmete slawischen Liebreiz im Sinne Dvoraks. Die augmentierten Modifizierungen desselben im langsamen Satz, die Abwandlung im lebhaften Finale erschlossen die zyklische Verzahnungen und die harmonische Schönheit des Werks. Rhythmisch pointierende Intensität, fahle Klangfarben, ein gewitzter, sprunghafter Abschluss erschlossen einmal mehr, und wieder einmal anders den Kosmos der kammermusikalischen Welt.
Nächstes Jahr im Herbst kommt das "Armida-Quartett" mit Schubert und Smetana erneut nach Neunkirchen. Eine rechtzeitige Kartenreservierung wird wärmstens empfohlen... SABINE KREIMENDAHL

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