Geschäfte geben Rabatte und Krokusse treiben - Landwirte hoffen auf Frost und Skiverkäufer auf Schnee
VON STEFAN BERGAUER
Der Winter lässt sich Zeit. Mit weißer Weihnacht war es nichts, nur ab und zu bemüht sich eine dünne Eisschicht auf die Pfützen. Einzelhändler klagen über schleppenden Verkauf von Wintermode und -sportgerät. Immerhin: die Zecken freut's.
FORCHHEIM - Der Winter 2013/2014 war bislang eine Enttäuschung, denkt man an die Temperaturen oder so etwas Abwegiges wie Schneeballschlachten oder gar Schlittenfahren. Stattdessen war der Dezember einer der mildesten, wärmsten und trockensten seit Jahrzehnten. Und das, obwohl uns Meteorologen noch purzelnde Kälterekorde versprochen haben.
Nun purzeln nicht die Celsius-Grade, sondern die Preise. Wo man hinschaut, werben Mode- und Sportgeschäfte mit großen Zahlen vor dem Prozentzeichen. Nicht immer aber eine Folge des Wetters. Bei Mengin in Forchheim sind beinahe alle Schuhe reduziert. Das hat aber nichts mit dem Wetter zu tun, sagt Filialleiterin Franziska Feigl, obwohl Winterstiefel an kalten Tagen eher nachgefragt werden. "Das ist schon der Schlussverkauf und ganz normal", sagt sie und verspricht weitere Rabatte Ende Januar.
Auch das Modehaus Schick hat schon im Dezember Preisnachlässe gegeben. Die dicken Jacken und Pullis sind im Lager verschwunden, jetzt wird die neue Januar-Kollektion angeboten, die teilweise schon auf das Frühjahr hinweist. Gleiches bei Textil- Winkler in Ebermannstadt: Inhaberin Cäcilie Winkler-Gebhardt kann sich nicht beklagen. Zwar kaufe niemand dicke Schneestiefel, dafür laufe die Januar-Kollektion schon ganz gut.
Wie die Modehäuser ist auch die Natur schon beinahe im Frühling. Haselbusch, Erle und Forsythie setzen Knospen an, Schneeglöckchen und Krokusse beginnen zu treiben. In den Gärten machen sich die Singvögel bemerkbar, Igel und Fledermäuse erwachen aus dem Winterschlaf. "Die Vögel finden jetzt viel Nahrung", sagt Heinrich Kattenbeck, Vorsitzender der Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN). "Man braucht sie jetzt also nicht mehr füttern." Auch Zugvögel wie der Star oder der Kiebitz kämen früher zurück.
"Ist bis Dreikönig kein Winter, so folgt auch keiner mehr dahinter", zitiert Kattenbeck eine Wetterregel des BN. Er glaubt nicht mehr an einen Kälteeinbruch. Das wäre gut für die treibenden Pflanzen - aber auch schlecht für Gärtner und Spaziergänger: Schnecken profitieren vom milden Wetter, weil sie mehr zu fressen finden. Zecken gehen ab sechs, sieben Grad auf Beutezug. Immerhin: Mückenlarven würden bei diesen Temperaturen eher von Pilzen befallen, sagt Kattenbeck. Es bleibt also die Hoffnung auf sommerliche Kanufahrt auf der Wiesent ohne einen größeren Kanister Autan.
Auch Hermann Greif, Präsident des oberfränkischen Bauernverbandes, hat eine Wetterregel parat: Wenn die Gräben im Herbst voll Wasser stehen, gefriert es bald. Das hat sich trotz eines feuchten Herbstes nicht bewahrheitet. Die Landwirte haben durch die Plusgrade mit "Problemchen", wie Greif sie nennt, zu kämpfen.
Denn auf den Feldern wird zwar nicht mehr gearbeitet, üblicherweise werden die Frostperioden aber für Waldarbeiten benutzt, um dort den Boden zu schonen. Damit ist es jetzt nichts. Auch die "Frostgare" bleibt aus: Normalerweise lockert das im Boden frierende Wasser das Erdreich auf. Und: Winterweizen braucht den Gefrierschock, um Fruchtansätze zu bilden. "Wir freuen uns schon auf den Frost", sagt Greif nach dem schlechtesten Sommer seit Jahren. Am besten seien Minusgrade ohne Schnee - aber nicht kälter als minus 20 Grad.
Auf den Schnee warten dagegen die Sportgeschäfte. "Nicht besonders gut", sagt Konrad Wolf über den Verkauf von Wintersportartikeln in seinem Geschäft in Forchheim. Er verkaufe mehr Wanderschuhe als Ski - das sei mittlerweile typisch. Allerdings: Seit Michael Schuhmachers Unfall würden mehr Skihelme gekauft. "Tragisch, dass es erst so einen Anlass braucht." Ungünstig ist die Witterung auch für Sport Martin in Neunkirchen. Das Geschäft hat sich ganz auf Wintersport mit einem riesigen Gebrauchtmarkt spezialisiert. Der große Ansturm auf die Bretter setzt erst ein, wenn es schneit.
Laut dem Deutschen Wetterdienst sind niedrigere Temperaturen nicht in Sicht. Bleibt zu hoffen, dass es sich dabei um eine Vorhersage nach einer weiteren Bauernregel handelt: "Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich's Wetter oder es bleibt wie es ist."
Originalbericht enthält Fotos, die wir aus rechtlichen Gründen nicht hier einstellen dürfen
VON STEFAN BERGAUER
Der Winter lässt sich Zeit. Mit weißer Weihnacht war es nichts, nur ab und zu bemüht sich eine dünne Eisschicht auf die Pfützen. Einzelhändler klagen über schleppenden Verkauf von Wintermode und -sportgerät. Immerhin: die Zecken freut's.
FORCHHEIM - Der Winter 2013/2014 war bislang eine Enttäuschung, denkt man an die Temperaturen oder so etwas Abwegiges wie Schneeballschlachten oder gar Schlittenfahren. Stattdessen war der Dezember einer der mildesten, wärmsten und trockensten seit Jahrzehnten. Und das, obwohl uns Meteorologen noch purzelnde Kälterekorde versprochen haben.
Nun purzeln nicht die Celsius-Grade, sondern die Preise. Wo man hinschaut, werben Mode- und Sportgeschäfte mit großen Zahlen vor dem Prozentzeichen. Nicht immer aber eine Folge des Wetters. Bei Mengin in Forchheim sind beinahe alle Schuhe reduziert. Das hat aber nichts mit dem Wetter zu tun, sagt Filialleiterin Franziska Feigl, obwohl Winterstiefel an kalten Tagen eher nachgefragt werden. "Das ist schon der Schlussverkauf und ganz normal", sagt sie und verspricht weitere Rabatte Ende Januar.
Auch das Modehaus Schick hat schon im Dezember Preisnachlässe gegeben. Die dicken Jacken und Pullis sind im Lager verschwunden, jetzt wird die neue Januar-Kollektion angeboten, die teilweise schon auf das Frühjahr hinweist. Gleiches bei Textil- Winkler in Ebermannstadt: Inhaberin Cäcilie Winkler-Gebhardt kann sich nicht beklagen. Zwar kaufe niemand dicke Schneestiefel, dafür laufe die Januar-Kollektion schon ganz gut.
Wie die Modehäuser ist auch die Natur schon beinahe im Frühling. Haselbusch, Erle und Forsythie setzen Knospen an, Schneeglöckchen und Krokusse beginnen zu treiben. In den Gärten machen sich die Singvögel bemerkbar, Igel und Fledermäuse erwachen aus dem Winterschlaf. "Die Vögel finden jetzt viel Nahrung", sagt Heinrich Kattenbeck, Vorsitzender der Kreisgruppe des Bund Naturschutz (BN). "Man braucht sie jetzt also nicht mehr füttern." Auch Zugvögel wie der Star oder der Kiebitz kämen früher zurück.
"Ist bis Dreikönig kein Winter, so folgt auch keiner mehr dahinter", zitiert Kattenbeck eine Wetterregel des BN. Er glaubt nicht mehr an einen Kälteeinbruch. Das wäre gut für die treibenden Pflanzen - aber auch schlecht für Gärtner und Spaziergänger: Schnecken profitieren vom milden Wetter, weil sie mehr zu fressen finden. Zecken gehen ab sechs, sieben Grad auf Beutezug. Immerhin: Mückenlarven würden bei diesen Temperaturen eher von Pilzen befallen, sagt Kattenbeck. Es bleibt also die Hoffnung auf sommerliche Kanufahrt auf der Wiesent ohne einen größeren Kanister Autan.
Auch Hermann Greif, Präsident des oberfränkischen Bauernverbandes, hat eine Wetterregel parat: Wenn die Gräben im Herbst voll Wasser stehen, gefriert es bald. Das hat sich trotz eines feuchten Herbstes nicht bewahrheitet. Die Landwirte haben durch die Plusgrade mit "Problemchen", wie Greif sie nennt, zu kämpfen.
Denn auf den Feldern wird zwar nicht mehr gearbeitet, üblicherweise werden die Frostperioden aber für Waldarbeiten benutzt, um dort den Boden zu schonen. Damit ist es jetzt nichts. Auch die "Frostgare" bleibt aus: Normalerweise lockert das im Boden frierende Wasser das Erdreich auf. Und: Winterweizen braucht den Gefrierschock, um Fruchtansätze zu bilden. "Wir freuen uns schon auf den Frost", sagt Greif nach dem schlechtesten Sommer seit Jahren. Am besten seien Minusgrade ohne Schnee - aber nicht kälter als minus 20 Grad.
Auf den Schnee warten dagegen die Sportgeschäfte. "Nicht besonders gut", sagt Konrad Wolf über den Verkauf von Wintersportartikeln in seinem Geschäft in Forchheim. Er verkaufe mehr Wanderschuhe als Ski - das sei mittlerweile typisch. Allerdings: Seit Michael Schuhmachers Unfall würden mehr Skihelme gekauft. "Tragisch, dass es erst so einen Anlass braucht." Ungünstig ist die Witterung auch für Sport Martin in Neunkirchen. Das Geschäft hat sich ganz auf Wintersport mit einem riesigen Gebrauchtmarkt spezialisiert. Der große Ansturm auf die Bretter setzt erst ein, wenn es schneit.
Laut dem Deutschen Wetterdienst sind niedrigere Temperaturen nicht in Sicht. Bleibt zu hoffen, dass es sich dabei um eine Vorhersage nach einer weiteren Bauernregel handelt: "Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich's Wetter oder es bleibt wie es ist."
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