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Channel: Neunkirchen am Brand - Pressemeldungen
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Vor Chorherren den Hut gezogen

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Neunkirchen feierte punktgenau den Jahrestag der Klostergründung 1314


NEUNKIRCHEN - Während bei vielen mittelalterlichen Chorherrenstiften die Gründungsgeschichte im Dunklen liegt, kann sie in Neunkirchen auf den Tag genau bestimmt werden: Das dortige Augustiner-Kloster, das bis 1555 bestand, wurde am 8. Januar 1314 gebildet. Der örtliche Freundeskreis für Kunst und Kultur nahm dies zum Anlass, eine Festveranstaltung am 700. Jahrestag auszurichten.
Als Festredner zum Neunkirchener Klosterjubiläum hatte man den Bamberger Historiker Horst Miekisch gewonnen, der sich nach Eigenbekunden schon seit 50 Jahren mit dem Chorherrenstift befasst. Seine erste Arbeit hatte sich mit der über einen Meter hohen gotischen Monstranz beschäftigt, die das Kloster 1490 in Auftrag gab und die heute noch bei der Fronleichnamsprozession am Ort getragen wird.
Auf einer Sonderseite haben die EN/NN Anfang Januar die Geschichte des Chorherrenstifts schon ausführlich dargestellt. In diesen Bericht waren auch Abhandlungen von Miekisch miteingeflossen. Daher beschränken wir uns hier noch auf einige zusätzliche Gesichtspunkte aus seinem Jubiläumsvortrag im Kloster.
Die im Hauptstaatsarchiv München aufbewahrte Klostergründungsurkunde, vom Bamberger Bischof Wulfing von Stubenberg auf Begehren des örtlichen Pfarrers Leupold ausgestellt, schildert die Grundideen, die der Bildung der Chorherrengemeinschaft zugrunde lagen. Der Festredner erläuterte und ergänzte sie.
Neben der von Leupold gewünschten besseren seelsorgerischen Betreuung von 22 Dörfern und Höfen im Umkreis von Neunkirchen (der Pfarrer war auch Lehrer am Stift St. Gangolf in Bamberg und gründete das Forchheimer Katharinenhospital) hatten auch zwei weitere Parteien Interesse an der Klosterstiftung.
Der Bischof und Landesherr verpflichtete die Chorherren, die Priester waren, ihm auch weltlich untertänig zu sein und wollte in Neunkirchen sein Hoheitsgebiet gegenüber Nürnberg und anderen benachbarten Feudalherren absichern. Der Landadel, der das Stift mit Zuwendungen bedachte, wünschte das Kloster als Gedenkstätte für ihre Verstorbenen (Abhaltung von Seelenmessen) und als Grablege.
Horst Miekisch, der alle Kapitel der Klostergeschichte (Baumaßnahmen, Betrieb einer namhaften Schreibstube, Weiterverbreitung der von Böhmen ausgehenden Raudnitzer Reform (mit Verzicht auf Privateigentum) skizzierte, gab auch Einblicke in den Alltag der Chorherren.

Nicht viel Zeit zum Schlafen
Sie versammelten sich kurz nach Mitternacht zum Singen und Vortragen von Psalmen und zum Totengedenken und bezogen danach bis 6 Uhr morgens ihre Einzelzellen zum Beten und Buchstudium. Auf den Frühgottesdienst bei Sonnenaufgang folgten Lesungen und Gewissenserforschung im Kapitelsaal.
Um 9 Uhr endete das Schweigegebot, gegen 12 Uhr gab es Mittagessen (selten Fleisch, zumeist Milchspeisen, Hülsenfrüchte und Eier, aber häufig Wein). Danach folgte dann eine Mittagsruhe bis 15 Uhr und bei Sonnenuntergang ging es zum Vesper-Gottesdienst.
Zur Verwaltungsstruktur: Dem vom Kapitel gewählten und vom Bischof bestätigten Propst (es gab 17 Klostervorsteher und 114 Chorherren in der Klosterepoche) standen ein Dekan, ein Wirtschaftsverwalter, ein Kellermeister, je ein Verantwortlicher für die Bücherei und die Krankenbetreuung und ein Verwalter der Kleiderkammer bei seinen Aufgaben zur Seite.

Als Schlichter gefragt
Festredner Horst Miekisch ging auch auf das hohe Ansehen ein, das die Neunkirchener Chorherren Anfang des 15. Jahrhunderts in der Reformperiode genossen hatten. Ihr Propst Wolfram Buck wurde immer wieder zum Schlichter in Streitsachen zwischen Adeligen oder Landesherrn berufen, und Chorherren aus Neunkirchen nahmen auch an Konzilen teil oder unterwiesen in anderen Augustiner- Klöstern.
Nach dem Jubiläumsauftakt sind noch weitere Veranstaltungen geplant, wie Hilmar Grimm vom Freundeskreis für Kunst und Kultur ankündigte. Zusammen mit der vormaligen Ortsheimatpflegerin Eleonore Nadler und mit Peter Lichtenberger hatte er die Erstveranstaltung im Zehntspeicher aus der Klosterzeit ausgerichtet.
Grimm konnte dazu neben der Ortsprominenz auch Vertreter des Landkreises (Kulturreferent Toni Eckert) und Gäste aus Bamberg (unter anderem Domkapitular Norbert Jung) begrüßen. Neunkirchens Ortspfarrer, Dekan Peter Brandl, unterstrich dabei, dass die Augustiner-Chorherren die Geschichte der Marktgemeinde auch nachhaltig geprägt hätten. HEINZ GÖPFERT

Originalbericht enthält Foto, das wir aus rechtlichen Gründen nicht hier einstellen dürfen

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