Fasching Bei den Narren der Effeltricher Fosanochtsgesellschaft Allamoschee bekamen Abgeordnete aller Parteien ihr Fett weg. In der sechsstündigen Prunksitzung war allerdings auch noch genügend Zeit für Tänze und Ehrungen.
VON UNSEREM MITARBEITER
alexander Hitschfel
Effeltrich - Narrenfreiheit bezeichnet bekanntlich das Recht des Narren, eine unbequeme Wahrheit zu sagen, ohne dafür bestraft zu werden. Dieses Recht gibt es seit der Antike. Bereits 486 vor Christus wurde von der Obrigkeit anerkannt, dass in der Komödie Charaktere straffrei dargestellt werden durften, die respektlos gegen Götter und Menschen sind. Dieses Recht nahmen die Effeltricher Narren auch in diesem Jahr einmal mehr für sich in Anspruch.
Während dem CSU-Landtagsabgeordneten Michael Hofmann, der erstmals auf Prunksitzung in Effeltrich war, von Moderator Uli Werner noch "Welpenschutz" gewährt wurde, musste Hofmanns Landtagskollege Thorsten Glauber (FW) wie auch die anderen anwesenden Politiker so einiges einstecken. Dem Landratskandidaten der CSU, Hermann Ulm, wurde von Werner empfohlen, schon gleich die nächsten Tage einen BMW als Dienstauto zu bestellen, denn in seinem kleinen Renault würden die Geschenkkörbe gar nicht reinpassen.
Durch den sprichwörtlichen Kakao zog Werner auch den aufwendigen Wahlkampf von Thorsten Glauber. "Hätte ja nur noch gefehlt, dass aus jedem siebten Überraschungsei ein kleiner Thorsten rausschaut", witzelte Werner. "Jetzt wird es Zeit, dass du auch beziehungstechnisch was auf die Reihe kriegst", lästerte der Effeltricher Fosanochter in Richtung Thorsten Glauber und sorgte mit seinem Nachsatz dafür, dass Ex-MdL Eduard Nöth (CSU) das Lachen schnell verging. "Andere Politiker in deinem Alter haben schon längst ihre minderjährigen Kinder angestellt", scherzte er.
Gesprochenes Steno
Pünktlich um 19.11 Uhr zogen die Effeltricher Fosanochter in die voll besetzte Schulturnhalle ein. Die erste Büttenrede kam an diesem Abend von Andrea Lipka, die unter anderem aus dem Veitshöchheimer Fernsehfasching bekannt ist. Eingangs ihres Auftrittes nahm sie die Besonderheiten des fränkischen Dialektes genauer unter die Lupe. "Andere lernen in der Schule zehn Jahre Steno, wir sprechen es", scherzte Andrea Lipka und nannte als Beispiele die verkürzten Wortlaute "no" für "hinunter" und "zam" für zusammen. Lipka hatte genau wie ihre Kollegen aus Fastnacht in Franken viele Lacher auf ihrer Seite.
"Auf jede Bühne gehört ein schöner Mann, hier bin ich", strotzte Fernsehfaschingskollege Oti Schmelzer bei seinem Auftritt nur so vor Selbstbewusstsein. Dem emotionalen Gefühlsfeuerwerkler, Humorist und Winzer gefiel es bei der Prunksitzung in Effeltrich so gut, dass er fast eine halbe Stunde den Zugabeforderungen der Besucher nachkam. "Traue keinem Politiker mit leuchtenden Augen. Es könnte die Sonne sein, die durch seinen hohlen Schädel leuchtet", war nur einer seiner flotten Sprüche, die das Publikum bestens unterhielten.
Die Trägerin des letztjährigen Hausordens, Jutta Hetzel, durfte den diesjährigen Hausorden an Landrat Reinhardt Glauber (FW) überreichen. Bei der anschließenden Ordensrunde zeichnete Vorsitzende Elke Mölkner verdiente und langjährige Mitglieder für ihr Engagement aus.
Mit spritzigen Gags bestachen dann wieder die "Bleedwafer", ein weiteres Aushängeschild des Effeltricher Faschings, und Nadine Kraus vom Neunkirchener Carnevalsverein.
"Die jungen, wilden, singenden Bäuerinnen", die in diesem Jahr ihr fünftes Bühnenjubiläum feiern, begeisterten ihr Publikum mit viel Witz und Esprit. So texteten sie beispielsweise das Lied "Eine weiße Rose" kurzerhand in "eine Katastrophe" um und verbanden dies mit der 18-jährigen Regierungszeit von Effeltrichs Bürgermeister Richard Schmidt (FW), die bei den diesjährigen Kommunalwahlen zu Ende geht.
Gelenkige Männer
Beifallsstürme bekam auch Bauchredner Pierre Ruby mit seiner vorlauten Nilpferd-Dame Amanda, die es in diesem Jahr auf MdL Michael Hofmann abgesehen hatte; also doch nichts mit dem versprochenen Welpenschutz. Neu war diesmal die sächsisch sprechende Puppe Ronni. Last but not least ist dann noch das Männerballett zu erwähnen, welches auch in diesem Jahr zeigte, dass Männer durchaus gelenkig und taktvoll sein können. Sehen lassen konnte sich auch, was die Gardemädchen, angefangen von den Kleinsten, den Zwetschgerla, über die Jugendgarde bis hin zur Aktivengarde auf die Bühne zauberten.
Egal ob der bezaubernde Feen-Tanz der Kleinsten mit ihren bunten, schillernden Kostümen, die fantasievolle Zeitreise der Jugendgarde zu Alice im Wunderland oder auch der schmissige Gardetanz der Aktivengarde und die Auftritte der Tanzmariechen Sophia und Michelle; die Trainerinnen und Betreuerinnen hatten wieder ganze Arbeit geleistet.
Fazit: Gäbe es einen Landkreispreis für das loseste Mundwerk, Uli Werner würde ihn garantiert gewinnen. Ohne Werner wäre die Effeltricher Fosanocht nicht das, was sie ist. Mitbringen musste man diesmal aber auch jede Menge Sitzfleisch. Die Veranstaltung dauerte nämlich - ohne Unterbrechung - stolze sechs Stunden.