Medien Die Auflagen sind stabil, die Leser treu: Die Mitteilungsblätter der Kommunen behaupten sich gegen das Internet.
In Heroldsbach werden 1600 Stück pro Woche ausgetragen. Andere Ausgaben erscheinen nur 14-tägig.
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
Ekkehard Roepert
Kreis Forchheim - Lesen im Internet? Nein danke! So scheint das Motto der Leser gemeindlicher Mitteilungsblätter zu lauten. Obwohl Kommunen im Landkreis Forchheim ihre Mittelungen auch im Netz veröffentlichen, bleibt das gedruckte Mitteilungsblatt eine unverrückbare Institution.
Selbst dort, wo die Bürger diesen Service mitfinanzieren. Etwa in Heroldsbach. Wer dort das Mitteilungsblatt bezieht, zahlt pro Jahr zwölf Euro. Rathausmitarbeiter Sebastian Kramer, der für die Redaktion zuständig ist, betont, dass die Internet-Version der 52 Ausgaben die Druck-Version nicht ersetzten kann. 1600 Stück werden pro Woche ausgetragen - und die Resonanz bei den Heroldsbacher Bürgern zeigt Kramer: "Sie werden gelesen!"
In Forchheim erscheint das Blatt zwar nur 14-tägig, doch der Aufwand ist enorm. Sylvia Kalb und der Kulturbeauftragte Dieter George teilen sich das Schreiben und die Redaktion der Texte: Kulturelle und soziale Themen finden ihren Platz - und natürlich amtliche Hinweise.
Blätternde Bürger
Seit 30 Jahren wird der Forchheimer Stadtanzeiger in den "ungeraden Wochen" (Kalb) kostenlos ausgetragen. Im letzten Jahr wurden so in 23 Wochen je 15 792 Haushalte erreicht. Knapp 40 000 Euro lässt sich die Stadt ihre Mitteilungsfreude jährlich kosten. In der Gemeindeordnung sei die Öffentlichkeitsarbeit als "Aufgabe des eigenen Wirkungskreises" festgeschrieben, sagt Sylvia Kalb und betont, dass dies eine "freiwillige Leistung" der Kommune sei. "Ich hab' es nicht gekriegt" - dieser Ruf klingt Sylvia Kalb im Ohr, sobald es eine Panne beim Austragen des Stadtanzeigers gibt.
Daher würde sie auch von einer ausschließlichen Veröffentlichung im Netz abraten: "Die Leute wollen was in der Hand haben, die wollen was zum Blättern."
Gewachsene Tradition
Diese Auffassung vertritt auch Gabriele Braun. Die Geschäftsleitende Beamtin im Neunkirchner Rathaus hat jüngst an einer Fortbildung über Online-Dienstleistungen teilgenommen.
Von dort nahm sie diese Einsicht mit: Egal welche Informationen, man wird damit auch künftig nie mehr als 45 Prozent der Menschen per Internet erreichen. "Der Rest will die Information präsent haben", sagt Gabriele Braun. Obwohl Neunkirchen am Brand eine "moderne Gemeinde" sei, in der "viele junge Familien auf das Internet zurückgreifen", bleibe eben ein "sehr respektabler Teil, der das Mitteilungsblatt in der Hand haben will".
Deshalb ist es auch für Bürgermeister Heinz Richter (FW) undenkbar, die 14-tägige Ausgabe des Amtsblattes (Auflage: 3800) nur im Internet zu veröffentlichen. 10 000 Euro pro Jahr gibt Neunkirchen für den Druck aus. "Auch wenn es keine Pflicht ist, dahinter steckt eine alte Tradition, die ich schon als Jugendlicher gekannt habe", sagt Richter.
Das Blatt sei auch ein Forum für die über 60 Vereine der Marktgemeinde. Und noch etwas habe die gedruckte Version der virtuellen voraus, betont der Bürgermeister: "Man kann was reinlegen, zum Beispiel zum Jahresanfang einen Kalender."
Kommunale Anzeiger gibt es in jeder Gemeinde. Foto: Josef Hofbauer