Vatertag Dem grausligen Wetter zum Trotz sind ungezählte Männer auf dem Fünf-Seidla-Steig unterwegs. Selbstmitleid kommt, wenn überhaupt, nur aus Gründen der Geschlechterpolitik auf.
VON UNSERER MITARBEITERIN
Petra Malbrich
Gräfenberg - Ausgerechnet den Vatertag hat sich das selbsternannte "Himmelfahrtskommando" für seine Jungfernwanderung auf dem Fünf-Seidla-Steig ausgewählt. "Wir sind 364 Tage im Jahr Väter. Heute sind wir es einmal nicht, sondern wieder jugendlich", begründet das Quartett aus Nürnberg diese Wanderung.
Aus dem Internet kennen sie viele Lobeshymnen über den Weg, die Landschaft und die fränkische Bierkultur. Das Lob halten sie jetzt, wo sie alles mit eigenen Augen gesehen haben, für berechtigt. "Es ist total toll hier. Die Landschaft passt, alles passt. Aber es hat uns keiner gesagt, dass es hier regnet", lachen die vier Männer.
Ein Herz oder doch nur Tränen?
Dem Regen ist es auch geschuldet, dass sie nur von Weißenohe bis Gräfenberg gelaufen sind. Anschließend setzten sie sich in den Bus und fuhren nach Thuisbrunn. Dort holten sie sich im Elch Bräu Bier und Stempel.
Das Bier schmeckte, und doch ist das mit dem Bier so eine Sache. "Für Muttertag wird sechs Wochen lang im Kindergarten gebastelt und Fensterbilder und alles Mögliche angefertigt. Aber was wird für den Vatertag gemacht? Nichts. Da wird automatisch gesagt, die Männer trinken ohnehin nur", klagt Marco.
"Aber wir würden uns auch über etwas freuen", stoßen Markus und Gerhard ins selbe Horn. "Mein Sohn Luis hat mir einen Fußballplatz gemalt, mit einem Herzen drauf", erzählt Michael stolz. Seine Freunde aber necken ihn: Das sei wohl kein Herz, sondern zwei Tränen gewesen. Vergossen über den Abstieg des 1. FC Nürnberg. Die vier lustigen Männer nehmen noch einen Schluck aus der Flasche und schauen sich um.
Sie bestaunen die Burg und schwärmen von der grünen Natur. "Wir kommen auf jeden Fall wieder hierher, wenn es nicht regnet", versprechen die Nürnberger zum Schluss - und ziehen ihre Mütze noch ein wenig fester.
Die meisten Herrengruppen, die an Christi Himmelfahrt auf dem Weg des Fünf-Seidla-Steig unterwegs sind, stört der Regen nicht so sehr. "Wir haben keine Damen dabei, die aufs Wetter achten", sagen die Männer aus Fürth-Poppenreuth. Sie sind gerade aus dem Wirtshaus in Hohenschwärz gekommen und feiern, dass ihr Kumpel Alex einen Tag zuvor Vater von Zwillingen geworden ist. Dieses Jahr ist bereits ihr drittes Mal auf dem Fünf-Seidla-Steig. "Schon die fünf verschiedenen Biersorten sind überragend", ist sich Marco mit den anderen Männern einig.
Heuer wandern sie den Weg von Thuisbrunn nach Weißenohe. Etwa drei Stunden werden sie dafür noch brauchen. "Das kommt darauf an, wie wir den Weg finden", sagen sie. Und Alex erklärt, dass je nach Bierkonsum die Schilder interpretiert oder einer der Kumpels den Wanderweg besser als der andere kenne. Dann nehmen sie ihre Bierflaschen und übersenden den frischgeborenen Zwillingen Benjamin und Nadine einen Gruß. Ebenso an Jaqueline, der frischgebackenen Mutter, die mit Verständnis auf den Vatertags-ausflug reagiert haben soll. "Vielleicht nehmen wir Benjamin nächstes Jahr auf dem Rücken mit", lachen sie noch, während sie sich auf den Weg nach Gräfenberg machen. Dort sind inzwischen Thomas und dessen Kumpel angekommen. "Der Weg ist Tradition, weil ihn schon unsere Väter und Opas gelaufen sind", sagt der Ermreuther, der einen zweijährigen Sohn hat.
Auf dem Weg selbst, vor allem aber in den Gasthäusern sei es recht voll gewesen. Sie haben sich von einem Vater nach Thuisbrunn fahren lassen und zogen mit ihrem Bollerwagen, auf dem ein Kasten Bier und Tüten liegen, auf dem Fünf-Seidla-Steigs zurück nach Hause. "Es sind viele Städter unterwegs. Man hört nur Hochdeutsch, kaum Fränkisch", sagen sie.
Immerhin, es liege kein Müll herum. Zumindest haben sie noch nichts gesehen. "Es gibt sehr viele Mülleimer. Den Müll einfach herumzuwerfen, wäre asozial", meinen sie.
Zum Kumpel in die Klinik
Schon in der Nähe des Bahnhofs angekommen ist eine größere gemischte Gruppe. "Wir haben uns im Zug kennen gelernt", sagt Tanja aus Heroldsberg. Eigentlich wollten mehrere Frauen auf dem Fünf-Seidla-Steig wandern. "Aber den anderen war es heute zu nass, sodass wir nur zu zweit losgezogen sind", sagt sie.
Ihren Bollerwagen haben sie entsprechend mit Blumen dekoriert. Was Frauen am Vatertag unterwegs machen? "Ich feiere meinen Vater", sagt Tanja und zeigt auf jenen Satz, den sie auf ihr pinkfarbenes T-Shirt geschrieben hat. "Weil er mich unterstützt und mir hilft" steht da.
Jetzt aber trennen sich die Wege der bunten Gruppe. Die Mädchen werden in Weißnohe noch einkehren und mit dem Zug zurückfahren.
Die Männer dagegen beenden ihren Ausflug schon und fahren zu einem Kumpel ins Krankenhaus. "Er ist 13 Treppen heruntergestürzt."
VON UNSERER MITARBEITERIN
Petra Malbrich
Gräfenberg - Ausgerechnet den Vatertag hat sich das selbsternannte "Himmelfahrtskommando" für seine Jungfernwanderung auf dem Fünf-Seidla-Steig ausgewählt. "Wir sind 364 Tage im Jahr Väter. Heute sind wir es einmal nicht, sondern wieder jugendlich", begründet das Quartett aus Nürnberg diese Wanderung.
Aus dem Internet kennen sie viele Lobeshymnen über den Weg, die Landschaft und die fränkische Bierkultur. Das Lob halten sie jetzt, wo sie alles mit eigenen Augen gesehen haben, für berechtigt. "Es ist total toll hier. Die Landschaft passt, alles passt. Aber es hat uns keiner gesagt, dass es hier regnet", lachen die vier Männer.
Ein Herz oder doch nur Tränen?
Dem Regen ist es auch geschuldet, dass sie nur von Weißenohe bis Gräfenberg gelaufen sind. Anschließend setzten sie sich in den Bus und fuhren nach Thuisbrunn. Dort holten sie sich im Elch Bräu Bier und Stempel.
Das Bier schmeckte, und doch ist das mit dem Bier so eine Sache. "Für Muttertag wird sechs Wochen lang im Kindergarten gebastelt und Fensterbilder und alles Mögliche angefertigt. Aber was wird für den Vatertag gemacht? Nichts. Da wird automatisch gesagt, die Männer trinken ohnehin nur", klagt Marco.
"Aber wir würden uns auch über etwas freuen", stoßen Markus und Gerhard ins selbe Horn. "Mein Sohn Luis hat mir einen Fußballplatz gemalt, mit einem Herzen drauf", erzählt Michael stolz. Seine Freunde aber necken ihn: Das sei wohl kein Herz, sondern zwei Tränen gewesen. Vergossen über den Abstieg des 1. FC Nürnberg. Die vier lustigen Männer nehmen noch einen Schluck aus der Flasche und schauen sich um.
Sie bestaunen die Burg und schwärmen von der grünen Natur. "Wir kommen auf jeden Fall wieder hierher, wenn es nicht regnet", versprechen die Nürnberger zum Schluss - und ziehen ihre Mütze noch ein wenig fester.
Die meisten Herrengruppen, die an Christi Himmelfahrt auf dem Weg des Fünf-Seidla-Steig unterwegs sind, stört der Regen nicht so sehr. "Wir haben keine Damen dabei, die aufs Wetter achten", sagen die Männer aus Fürth-Poppenreuth. Sie sind gerade aus dem Wirtshaus in Hohenschwärz gekommen und feiern, dass ihr Kumpel Alex einen Tag zuvor Vater von Zwillingen geworden ist. Dieses Jahr ist bereits ihr drittes Mal auf dem Fünf-Seidla-Steig. "Schon die fünf verschiedenen Biersorten sind überragend", ist sich Marco mit den anderen Männern einig.
Heuer wandern sie den Weg von Thuisbrunn nach Weißenohe. Etwa drei Stunden werden sie dafür noch brauchen. "Das kommt darauf an, wie wir den Weg finden", sagen sie. Und Alex erklärt, dass je nach Bierkonsum die Schilder interpretiert oder einer der Kumpels den Wanderweg besser als der andere kenne. Dann nehmen sie ihre Bierflaschen und übersenden den frischgeborenen Zwillingen Benjamin und Nadine einen Gruß. Ebenso an Jaqueline, der frischgebackenen Mutter, die mit Verständnis auf den Vatertags-ausflug reagiert haben soll. "Vielleicht nehmen wir Benjamin nächstes Jahr auf dem Rücken mit", lachen sie noch, während sie sich auf den Weg nach Gräfenberg machen. Dort sind inzwischen Thomas und dessen Kumpel angekommen. "Der Weg ist Tradition, weil ihn schon unsere Väter und Opas gelaufen sind", sagt der Ermreuther, der einen zweijährigen Sohn hat.
Auf dem Weg selbst, vor allem aber in den Gasthäusern sei es recht voll gewesen. Sie haben sich von einem Vater nach Thuisbrunn fahren lassen und zogen mit ihrem Bollerwagen, auf dem ein Kasten Bier und Tüten liegen, auf dem Fünf-Seidla-Steigs zurück nach Hause. "Es sind viele Städter unterwegs. Man hört nur Hochdeutsch, kaum Fränkisch", sagen sie.
Immerhin, es liege kein Müll herum. Zumindest haben sie noch nichts gesehen. "Es gibt sehr viele Mülleimer. Den Müll einfach herumzuwerfen, wäre asozial", meinen sie.
Zum Kumpel in die Klinik
Schon in der Nähe des Bahnhofs angekommen ist eine größere gemischte Gruppe. "Wir haben uns im Zug kennen gelernt", sagt Tanja aus Heroldsberg. Eigentlich wollten mehrere Frauen auf dem Fünf-Seidla-Steig wandern. "Aber den anderen war es heute zu nass, sodass wir nur zu zweit losgezogen sind", sagt sie.
Ihren Bollerwagen haben sie entsprechend mit Blumen dekoriert. Was Frauen am Vatertag unterwegs machen? "Ich feiere meinen Vater", sagt Tanja und zeigt auf jenen Satz, den sie auf ihr pinkfarbenes T-Shirt geschrieben hat. "Weil er mich unterstützt und mir hilft" steht da.
Jetzt aber trennen sich die Wege der bunten Gruppe. Die Mädchen werden in Weißnohe noch einkehren und mit dem Zug zurückfahren.
Die Männer dagegen beenden ihren Ausflug schon und fahren zu einem Kumpel ins Krankenhaus. "Er ist 13 Treppen heruntergestürzt."