Bejubeltes Konzert mit Klavierquartetten im Katholischen Pfarrgemeindehaus Neunkirchen
VON UDO GÜLDNER
Selten zu hörende Klavierquartette von Mozart, Brahms und Mahler haben über 150 Musikfreunde ins Katholische Pfarrgemeindehaus Neunkirchen gelockt.
Minutenlang anhaltender Jubel nach zweieinhalb Stunden hat die Pianistin Marianna Shirinyan und ihre drei Kollegen vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Anton Barachovsky (Violine), Benedict Hames (Viola) und Sebastian Klinger (Violoncello), verabschiedet.
Johannes Brahms schuf in den 1850er Jahren in einem Akt schöpferischer Verzweiflung vier Klavierquartette. Dessen erstes war nun in Neunkirchen zu hören. Mit viel Esprit und Energie, unbekümmert und sinnlich zugleich, interpretiert das Quartett dessen orchestralen Gestus, die auf die zeitgleich entstandene Erste Sinfonie hinweist. Von der dynamischen Vitalität des Allegro, das wie im Fieber den erregten Noten folgt, um in völlige Erschöpfung zu versinken, bis zum als Scherzo angelegten Intermezzo. Das setzt die unheimliche Unruhe in leisen, gedämpften Tönen fort (con sordino). Das bewegende und bewegte Andante marschiert mit beinahe tänzerischer Morbidität auf das Ende zu. Zuletzt sorgt das Rondo alla Zingarese, ein von Zigeunerweisen inspiriertes Finale, das an Brahms' "Ungarische Tänze" erinnert, für einen effektvoll feurigen Schluss.
Das Zusammenspiel der vier Musiker atmet in Mozarts Melodien (Es-Dur KV 493) unerhörte Frische und Klarheit, nicht nur im verspielten Allegro, das singende Instrumente und opernhafte Struktur offenbart. Auch das beseelte, metaphysisch tiefgründige Larghetto und das beinahe schwerelose Allegretto gelingen mit feinsinniger Meisterschaft. Dabei prallen rokokoköstliche Sinnlichkeit und melancholischer Schmerz fruchtbar aufeinander.
Während das Streichquartett ein dichtes Gespinst dialogischer und ab der Wiener Klassik auch gleichberechtigter Instrumentierung aller vier Musiker ist, erweckt das Klavierquartett vielmehr den Eindruck konzertanter Gegenüberstellung. Das Klavier hat es mit den Streichern aufzunehmen, der Klang wird dadurch weniger kammermusikalisch, sondern eher etwas für den Konzertsaal. Dabei muss die gebürtige Armenierin Marianna Shirinyan am Konzertflügel aufpassen, ihre Kollegen nicht zuzudecken, was ihr mit viel Gespür für Balance und Sensibilität gelingt.
Neben den Heroen des Klavierquartetts kommt mit einem Fragment auch Gustav Mahler vor. Der a-Moll-Satz ist ein Frühwerk des Spätromantikers, das zwischen ungestümer und abgeklärter Stimmung schwankt und eine ergreifende Intimität ausstrahlt. Der klagend-melancholischen Färbung stellen sich lyrische und dramatische Passagen packend entgegen. Ein leidenschaftlicher Satz, der den ausführenden Musikern alles abverlangt.
Zu einer Zugabe kommt es nicht. Aber nicht, weil das Publikum nicht frenetisch genug applaudiert hätte. Der spannungsgeladenen, anrührenden Atmosphäre hätte ein weiteres Werk wohl nur geschadet.
VON UDO GÜLDNER
Selten zu hörende Klavierquartette von Mozart, Brahms und Mahler haben über 150 Musikfreunde ins Katholische Pfarrgemeindehaus Neunkirchen gelockt.
Minutenlang anhaltender Jubel nach zweieinhalb Stunden hat die Pianistin Marianna Shirinyan und ihre drei Kollegen vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Anton Barachovsky (Violine), Benedict Hames (Viola) und Sebastian Klinger (Violoncello), verabschiedet.
Johannes Brahms schuf in den 1850er Jahren in einem Akt schöpferischer Verzweiflung vier Klavierquartette. Dessen erstes war nun in Neunkirchen zu hören. Mit viel Esprit und Energie, unbekümmert und sinnlich zugleich, interpretiert das Quartett dessen orchestralen Gestus, die auf die zeitgleich entstandene Erste Sinfonie hinweist. Von der dynamischen Vitalität des Allegro, das wie im Fieber den erregten Noten folgt, um in völlige Erschöpfung zu versinken, bis zum als Scherzo angelegten Intermezzo. Das setzt die unheimliche Unruhe in leisen, gedämpften Tönen fort (con sordino). Das bewegende und bewegte Andante marschiert mit beinahe tänzerischer Morbidität auf das Ende zu. Zuletzt sorgt das Rondo alla Zingarese, ein von Zigeunerweisen inspiriertes Finale, das an Brahms' "Ungarische Tänze" erinnert, für einen effektvoll feurigen Schluss.
Das Zusammenspiel der vier Musiker atmet in Mozarts Melodien (Es-Dur KV 493) unerhörte Frische und Klarheit, nicht nur im verspielten Allegro, das singende Instrumente und opernhafte Struktur offenbart. Auch das beseelte, metaphysisch tiefgründige Larghetto und das beinahe schwerelose Allegretto gelingen mit feinsinniger Meisterschaft. Dabei prallen rokokoköstliche Sinnlichkeit und melancholischer Schmerz fruchtbar aufeinander.
Während das Streichquartett ein dichtes Gespinst dialogischer und ab der Wiener Klassik auch gleichberechtigter Instrumentierung aller vier Musiker ist, erweckt das Klavierquartett vielmehr den Eindruck konzertanter Gegenüberstellung. Das Klavier hat es mit den Streichern aufzunehmen, der Klang wird dadurch weniger kammermusikalisch, sondern eher etwas für den Konzertsaal. Dabei muss die gebürtige Armenierin Marianna Shirinyan am Konzertflügel aufpassen, ihre Kollegen nicht zuzudecken, was ihr mit viel Gespür für Balance und Sensibilität gelingt.
Neben den Heroen des Klavierquartetts kommt mit einem Fragment auch Gustav Mahler vor. Der a-Moll-Satz ist ein Frühwerk des Spätromantikers, das zwischen ungestümer und abgeklärter Stimmung schwankt und eine ergreifende Intimität ausstrahlt. Der klagend-melancholischen Färbung stellen sich lyrische und dramatische Passagen packend entgegen. Ein leidenschaftlicher Satz, der den ausführenden Musikern alles abverlangt.
Zu einer Zugabe kommt es nicht. Aber nicht, weil das Publikum nicht frenetisch genug applaudiert hätte. Der spannungsgeladenen, anrührenden Atmosphäre hätte ein weiteres Werk wohl nur geschadet.