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Sport Fußball: Karussell der Gefühle

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Achim Beierlorzer über Befindlichkeiten beim Derby

254 Mal standen sich die Mannschaften des FC Nürnberg und die Spielvereinigung Greuther Fürth bereits gegenüber. Kein Derby im Fußballdeutschland gab es häufiger. Am Samstag treffen sie nun in der 1. Bundesliga aufeinander. Der ehemalige Club-Profi und Fürth-Trainer Bertram Beierlorzer aus Neunkirchen kennt sich mit beiden Vereinen bestens aus.
FORCHHEIM - Gerade rechtzeitig vor dem Derby kann Kleeblatt-Trainer Mike Büskens wieder auf Vize-Kapitän Thomas Kleine und "Oldie" Milorad Pekovic zurückgreifen. Die beiden Spieler waren gegen Borussia Mönchengladbach (2:4) mit Rot beziehungsweise Gelb-Rot des Feldes verwiesen worden. Beide Platzverweise waren nicht nur aus Fürther Sicht umstritten. Bertram Beierlorzer, der in 223 Profi-Spielen als Verteidiger ohne Rote Karte ausgekommen ist und 1995/1996 Trainer der Fürther war, gibt deren Präsidenten Helmut Hack ("Wir werden wie kleine, dumme Jungs behandelt.") Recht: "Es ist richtig, dass er das publik gemacht hat. Als Underdog darf man sich nicht unterbuttern lassen. Ich glaube nicht, dass es böse Absicht der Schiedsrichter ist, aber im Unterbewusstsein fällt es gegen die Kleinen leichter, hart durchzugreifen."

Respekt vor Hack
Überhaupt hat der Neunkirchener Ex-Profi großen Respekt vor der Leistung des Vereinspräsidenten. "Ich würde alles, was Fürth in den letzten Jahren geschafft hat, an ihm festmachen. Er ist Motivator, Antreiber und Visionär des Vereins. Schon als Boss von Vestenbergsgreuth wollte er immer etwas bewegen, Erfolg haben. Weil er gemerkt hat, dass der TSV dafür zu klein war, hat er schließlich auch die Fusion mit der Sp Vgg Fürth angestrebt." Der 1.FC Nürnberg befindet sich bereits in der vierten Bundesliga Saison am Stück. Nach dem gelungenen Start in die Spielzeit 2012/2013 feierten die Anhänger ihren Trainer Dieter Hecking. Wenige Wochen und sechs sieglose Spiele später waren "Hecking-Raus"-Rufe zu vernehmen. Spätestens nach dem tapfer erkämpften Punkt gegen München schweben die Fans wieder auf Wolke sieben. "Diesem Phänomen kann ich absolut nichts abgewinnen: Von himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt innerhalb von Tagen. Ich halte Hecking für einen sympathischen Trainer, der Ahnung vom Fußball hat. Glücklicherweise kann er damit sehr gut umgehen", erzählt Beierlorzer, der zwischen 1977 und 1987 für den Club, die Bayern und den VfB Stuttgart aktiv war. Abgesehen davon findet der 55-Jährige, dass auch gute Trainer absteigen können. "Darin sehe ich keinen Widerspruch." Dass derzeit mit Augsburg, Nürnberg, München und Fürth gleich vier bayerische Mannschaften in der höchsten deutschen Fußballliga aktiv sind, findet Beierlorzer toll: "Ich hoffe, dass alle am Ende die Klasse halten, daran glauben kann ich leider nicht." Fürth habe bislang noch Eingewöhnungszeit gebraucht. "Die müssen erkennen, dass die anderen auch nur mit Wasser kochen." Beide fränkischen Vereine müssten damit leben, dass ihre besten Spieler regelmäßig verkauft würden. Der Club habe in der jüngeren Vergangenheit oft von Leihspielern gelebt, die nach guten Leistungen zu ihren Stammvereinen zurückbeordert worden sind. Und Augsburg habe es in seinem zweiten Bundesligajahr mindestens genauso schwer wie im ersten. "Auf Dauer lassen sich vier bayerische Teams nicht ganz oben halten", ist Beierlorzer überzeugt.
Wie ist es mit der Rivalität zwischen den Vereinen? "Ich glaube nicht, dass sie stärker geworden ist. Die gewalttätigen Ausschreitungen beschränken sich zum Glück auf einen kleinen Stamm Verrückter", glaubt Beierlorzer. "Früher wurde Fürth meist belächelt, jetzt ist es ein ernstzunehmender Konkurrent", daran müssten sich die Nürnberger erst gewöhnen. Was das Verhältnis von Nürnberg zum FC Bayern angeht, sei die Triebfeder des Missfallens schlicht Neid, so Beierlorzer.

Neutraler Blick
Bertram Beierlorzer ist kein Mannschaftsfan. Genauso neutral wie das Spiel Nürnberg gegen Bayern vergangenes Wochenende schaut er sich deshalb auch die Partie am Samstag an. "Ich freue mich über gute Leistungen und attraktiven Fußball. Deshalb kann ich mich auch leicht dafür begeistern, was Gladbach letzte Saison gezeigt hat oder wie die Bayern momentan überzeugen." Im 255. Frankenderby solle sich die bessere Mann­schaft durchsetzen.
VON DANIEL RUPPERT
Originalbericht enthält Fotos, die wir aus rechtlichen Gründen nicht hier einstellen dürfen

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