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Kindergarten war Initialzündung

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Rückblick Gerhard Schmitt, der ehemalige Bürgermeister von Dormitz, lässt seine 24-jährige Amtszeit Revue passieren. Die Weichen für die Zukunft sind gestellt.
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
JOsef Hofbauer

Dormitz - Der fehlende Kindergarten war es, der Gerhard Schmitt bewogen hat, sich in Dormitz öffentlich zu engagieren. Eine aufstrebende Gemeinde brauche eine solche Einrichtung fand der Verwaltungsfachmann, ein "Reig'schmeckter", der von Marloffstein nach Dormitz geheiratet hatte und am Landratsamt Erlangen, später bei der Regierung von Mittelfranken arbeitete.

Der Kindergartenbau, der dank der Bürgerinitiative realisiert wurde, entpuppte sich als kommunalpolitisches Sprungbrett. "Weil ich gesehen hatte, dass man was bewirken kann, wenn man sich einmischt, habe ich 1984 für den Gemeinderat kandidiert, erinnert sich Schmitt, der bis dahin nur auf Vereinsebene aktiv gewesen war.

Aufmerksam hatte er das kommunalpolitische Geschehen in seiner neuen Heimat verfolgt und dabei festgestellt, dass die Verwaltungsgemeinschaft mit Neunkirchen nur zwei Jahre hielt. Die "Zwangsehe" wurde geschieden, weil die größere Gemeinde den kleinen Partner nicht wollte.

Der damalige Bayerische Innenminister Gerold Tandler verfügte, dass Dormitz wieder selbstständig werden durfte. Das Kuriosum: Die neu gebildete Verwaltungsgemeinschaft (VG) mit Dormitz, Kleinsendelbach und Hetzles ist die einzige VG in ganz Bayern, die kein zusammenhängendes Gebiet hat. "Aber wenn die sich untereinander verstehen, soll es mir Recht sein", hatte Tandler dieser Ausnahme-Konstellation zugestimmt.

Auf Anhieb Vizebürgermeister
Vom Erfolg seiner ersten Kandidatur für den Gemeinderat sei er selbst überrascht gewesen, gesteht Gerhardt Schmitt. Auf Anhieb hatte er die meisten Stimmen erhalten. Als Neuling wurde der 33-Jährige 1984 Vizebürgermeister. Das gab Mut.

"Ich hatte Zeit, konnte unter meinem Vorgänger Heinrich Holzmann Erfahrung sammeln und erfuhr, wie die Entscheidungswege laufen", erinnert sich Schmitt. Zugute kam ihm, dass er berufsbedingt auch von der Verwaltung Ahnung hatte. Als 1990 Bürgermeister Heinrich Holzmann nach 24 Jahren in den Ruhestand ging, setzte sich Schmitt als Bürgermeister gegen Hans Merz durch.

"Damals", so erinnert sich Schmitt, "war Dormitz noch weitgehend landwirtschaftlich geprägt." Heute gibt es noch drei Haupterwerbsbetriebe und gut eine Handvoll, die ihre Landwirtschaft als Nebenerwerb bewirtschaften. "Sie haben sich auf Nischen verlegt, produzieren Spargel oder Frühkartoffeln", analysiert Schmitt. "Das ist fast so wie in meiner Kindheit", erinnert sich der Bürgermeister im Ruhestand, als die Dormitzer ihre Waren in Nürnberg auf dem Markt verkauft haben und da ganze Straßenzüge unter sich aufgeteilt haben. Vorrangig wurden Eier verkauft. Ein Geschäft, das sich lohnte.

Mittlerweile ist der Ort vor den Toren Erlangens gewachsen. "In der Amtszeit meines Vorgängers stieg die Einwohnerzahl von knapp 1200 auf rund 1600 und in den letzten 25 Jahren kamen etwa weitere 500 Einwohner hinzu", stellt der Ex-Chef der 2100-Seelen Gemeinde fest. Das heißt: Es mussten Baugebiete ausgewiesen werden (Alte Rinne, Veilchenweg, Lorenzer Straße, Schlesierstraße, Gründeläcker), der Kanal musste ertüchtigt und erweitert werden, Straßen wurden ausgebaut, Kindergarten und Friedhof wurden erweitert. "Aber immer mit Maß und Ziel. Die Expansion war nie so groß, dass die gemeindlichen Einrichtungen dadurch überlastet worden wären", zeigt sich der langjährige Bürgermeister zufrieden.

63,5 Millionen Euro ausgegeben
Im Zuge der Städtebauförderung wurde der Ortskern neu vermessen, das Ortsbild prägende Gebäude saniert. Der Ort wurde an die Gasversorgung angeschlossen, der Bauhof und das Schützenheim wurden errichtet und das alte Milchhaus in eine Mittagsbetreuung umgewandelt. Addiert man die Haushaltspläne der Jahre 1990 bis 2013, ergibt sich die beeindruckende Summe von 64,5 Millionen Euro. Immerhin ein Drittel davon, exakt 21,6 Millionen Euro, wurden investiert. "Eine Summe, die sich sehen lassen kann", findet Gerhard Schmitt.

Der Gemeinderat stellte auch einen Landschafts- und Flächennutzungsplan auf und wies - zumindest auf dem Papier - das Gewerbegebiet Langenau aus."Mit Leben erfüllt ist es leider noch nicht", bedauert Gerhard Schmitt. Eine Aufgabe für seinen Nachfolger Holger Bezold?

So lebt die Gemeinde in erster Linie von der Einkommenssteuerbeteiligung der gut verdienenden Siemens-Angestellten. "Ein Segen für die Gemeinde", meint Gerhard Schmitt, denn die Kommune habe durch die Wissenschaftler, Forscher und Professoren jede Menge neue Impulse erhalten.

Viele fanden in dem in den 90-er-Jahren gegründeten Tennisclub ihre vereinsmäßige Heimat . Aber auch der Seniorenclub sei bestens besucht. Die Senioren verstanden sich von Anfang an auf breiter Basis. Hier sei die Durchmischung von Einheimischen und Zugereisten vorbildlich gelungen, findet Schmitt.

Der Zuzug habe es auch mit sich gebracht, dass die Übertrittsquoten enorm gestiegen seien. Bis zu 90 Prozent der Schüler eines Jahrganges besuchten mittlerweile eine Realschule oder ein Gymnasium.

"Für ihre Eltern ist es undenkbar, in der Mittelschule hängen zu bleiben", bedauert Schmitt, der den Kindern mehr Zeit gönnen möchte, um sich entwickeln zu können. Der Leistungsdruck beginne bereits im Kindergarten bzw. in der Kindertagesstätte. Eine Entwicklung, die der ehemalige Bürgermeister bedauert.

Breitband und Umgehung
Zuversichtlich zeigt sich Schmitt, was die Umgehungsstraße von Dormitz anbelangt. Die Trasse sei bereits im Flächennutzungsplan ausgewiesen, das Planfeststellungsverfahren soll demnächst erneut eröffnet werden, nachdem beim ersten Versuch die Belange des Naturschutzes zu wenig gewürdigt worden seien. Diesmal ist Schmitt aber zuversichtlich, dass die Umgehungsstraße zeitnah realisiert werden kann. "Immerhin ist das die einzige Maßnahme in ganz Oberfranken die in der Dringlichkeitsstufe 1 R (fertigzustellen bis 2020) ist."

Dann würde auch das Gewerbegebiet Langenaus wieder verstärkt in den Fokus rücken. "Gleichzeitig könnte die Hauptstraße zurückgebaut und die Wohnqualität erhöht werden", findet Schmitt. Ein weiteres Thema, das er seinem Nachfolger Holger Bezold hinterlassen hat, ist die Breitband-Erschließung. "Die ist heute so wichtig wie früher das Telefon", unterstreicht der ehemalige Rathauschef.

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