Erich Merz erweitert Buch ,Mein Opa kommt aus Franken'
VON JANA SCHNEEBERG
Vor drei Jahren hat Erich Merz seine Lebensgeschichte aufgeschrieben.
Für sich selbst, für die Familie - und um eine Verbindung zu schaffen zwischen seiner alten Heimat Ermreuth und seiner neuen in Ferndorf bei Siegen. Das Buch öffnete Türen. Erich Merz traf alte Freunde und knüpfte neue Kontakte - auch zu Malcom Hoenlein, Sohn eines Ermreuther Juden und Vizepräsident der Konferenz der größten jüdischen Organisationen in Amerika. Darüber schreibt er nun in der 2. Auflage.
ERMREUTH - "Mein Opa kommt aus Franken". Diesen Titel hatte der heute 78-Jährige für sein Buch gewählt. Auf 125 Seiten beschreibt er die Stationen seines Lebens, angefangen von der Kindheit während der Kriegsjahre, über die Lehrzeit in Nürnberg, die Arbeit in Offenbach bis zum Umzug in seine Wahlheimat Ferndorf, wohin ihn die Liebe zu seiner Frau brachte.
Er wollte seiner Familie von seinem Leben erzählen. Doch dann nahm er Kontakt zu Rajaa Nadler von der Synagoge Ermreuth auf und kam auf die Idee, mit dem Buch die Synagoge und die beiden Kirchengemeinden in Ermreuth und in Ferndorf zu unterstützen. Sein Gedanke: Damit könnte er Gegensätze zusammenführen und Vorbehalte auflösen. Er verschenkte das Buch und bat dafür um eine Spende.
"Ich rechnete damit, dass für die Synagoge vielleicht 800 Euro zusammenkommen", erinnert er sich. Schnell waren die 80 Exemplare, die er im Eigenverlag drucken ließ, vergriffen. Am Ende konnte er Rajaa Nadler insgesamt 2184 Euro überreichen. Die vielen Spenden, die vielen positiven Reaktionen und die vielen Geschichten, die sich durch sein Buch entwickelt haben, wollte er weiter geben und entschied sich für die zweite Auflage. 60 neue Seiten sind hinzu gekommen. Die überschreibt er nun mit dem Untertitel "Besondere Menschen".
Besonderer Mensch
So ein besonderer Mensch ist für ihn Hans Brückner, ein Schulfreund, den er 60 Jahre lang nicht gesehen hat. Dessen Nichte, die mittlerweile in Kallmünz bei Regensburg lebt, erfuhr über die Internetseite unserer Zeitung von Merz' Buchprojekt. "Ist das unser Erich?", fragte sie sich, suchte die Telefonnummer und stellte den Kontakt zu Hans Brückner her. Das Treffen der beiden Schulfreunde war bewegend. "Eine unbeschreibliche rührende Freude", schreibt Erich Merz in seinem Buch.
Es ist nicht der einzige bewegende Moment, den ihm die Veröffentlichung seiner Memoiren bringt. Zwei weitere sind die Spendenübergaben in Ferndorf und Ermreuth.
Vor allem mit der Synagoge und der jüdischen Geschichte seines Heimatortes fühlt sich der gelernte Verlags- und Industriekaufmann seither eng verbunden. Warum? Wahrscheinlich, weil er als Kind noch mit den Ermreuther Juden Tür an Tür gewohnt habe und ihm seine Mutter später von den Deportationen berichtete. "Ich glaube, dass die brutalen Vorgänge, wie sie meine Mutter mir als Kind erzählt hat, in meinem jungen Herzen ein starkes Mitgefühl geweckt haben", schreibt er nun. Mit dieser Erkenntnis ändert sich für ihn einiges: Das Buch, das er doch nur für sich schreiben wollte, bekommt einen neuen Sinn. "Die Spenden, die Unterstützung für die Synagoge wurden mir plötzlich wichtiger als der Inhalt", erzählt er im Rückblick.
Kontakt aufgenommen
Mit diesem Gedanken nimmt er schließlich auch Kontakt zu einem Hinterbliebenen der Ermreuther Juden auf, Malcolm Hoenlein, Vize-Präsident der Konferenz der größten jüdischen Organisationen in Amerika. "Sein Vater Ephraim stammte aus Ermreuth und wurde als Kind nach Amerika gebracht. Er war einer der wenigen Überlebenden des Holocaust", berichtet Erich Merz. Es macht ihn stolz, dass er Kontakt zu Malcolm Hoenlein herstellen kann, und dass dieser ihm schreibt: "Dieses Gebäude (die Synagoge, Anm. d. R.) bedeutet mir persönlich viel, da es eine Verbindung zu den Generationen, die ich leider nicht kennen lernen durfte, und zu der Geschichte, die von den Nazis und ihren Mittätern fast zerstört wurde, verkörpert."
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