Infranken-Kick Eine große Kulisse und der zweite Sieg im zweiten Spiel: Im Derby der Patenvereine setzt sich Ermreuth in der Kreisliga 2 mit 3:1 gegen den TSV Gräfenberg durch. Die Gäste klagten über nicht zu kompensierende Ausfälle.
VON UNSEREM MITARBEITER Leo Hühnlein
Ermreuth - Der Infranken-Kick in der Kreisliga 2 lockte 310 Zuschauer nach Ermreuth, wo der SV den Patenverein aus Gräfenberg empfang. Beide Mannschaften starteten mit Siegen in die Saison. Während Ermreuth dem 4:0 in Gößweinstein auch zuhause einen Dreier folgen lassen wollte, passend zum Sommerfest, hoffte der TSV nach dem 2:0 gegen Mitaufsteiger Leinburg zumindest auf einen Punkt - und wollte mit dem durch Ausfälle durcheinander gewürfelten Kader nicht ins offene Messer laufen. Beim SV wartete man gespannt auf die Rückkehr von Spielertrainer Maik Sprenger und Urlauber Andreas Hammerand. Nicht zu Unrecht, wie sich am Ende herausstellte.
Abtasten von beiden Seiten
Die Gräfenberger machten es den hinter vorgehaltener Hand als Geheimfavoriten gehandelten Gastgebern mit einer massierten aber beweglichen Deckung schwer, vergaßen jedoch häufig, selbst aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen. Aber auch Ermreuth beschränkte sich zu oft und über weite Strecken der Partie nur auf die Verwaltung des Spielgerätes, so dass packende Strafraumszenen oder Großchancen - vor allem im zweiten Abschnitt - Mangelware waren.
Mit Bastian Klenner rettete ausgerechnet ein Ex-Gräfenberger die Dramaturgie des Patenvereins-Derbys. Der 24-Jährige, vor der Saison zum SV gewechselt, erzielte ein Tor selbst und legte ein weiteres auf.
Doch zunächst zum Spielbeginn: Schnell war abzusehen, mit welcher taktischen Marschroute Gräfenberg wohl in Ermreuth zum Erfolg kommen wollte. Zwei dicht voreinander rochierende Ketten machten die Räume sehr eng, vorne lauerte zumeist Co-Spielertrainer Gabriel Karnoll, der Cheftrainer Daniel Rille in dessen Funktion vertrat. Der SV ließ die Kugel in den eigenen Reihen laufen, mehr nicht. Eine Lücke schien sich nicht aufzutun, also musste eine Standardsituation her. Christopher Klenner, wie Bruder Bastian ein Ex-Gräfenberger, hob das Leder von der Außenlinie per Freistoßflanke nach innen, wo es Andreas Hammerand zunächst verpasste. Felix Haßold rutschte mit dem Hintern über den Ball und spielte ihn Hammerand ungewollt wieder vor die Füße. Der aus dem Urlaub zurückgekehrte 26-Jährige ließ sich nicht noch einmal bitten und erzielte aus kurzer Distanz die 1:0-Führung. Dessen vier Jahre älterer Bruder Mathias scheiterte kurz darauf mit einem abgefälschten Fernschuss.
Gräfenberg lauert auf Gelegenheit
Trotz Rückstands machte der TSV nicht auf und wartete auf seine Chance. Die Heimelf schnürte die Gäste phasenweise in der eigenen Hälfte fest und attackierte sie sofort nach Ballbesitz. Dennoch führte ein Nadelstich zum Erfolg. Die wohl eingeschläferte SV-Defensive ließ Karnoll bis in den Strafraum ziehen, dieser bediente vor dem Tackling mit Torhüter Christopher Sander seinen Kapitän Sebastian Schumann. Der Erlanger Referee Tobias Müller, der samt Gespann kaum knifflige Situationen zu meistern hatte, erkannte nach Abwarten der Vorteilsregel auf Strafstoß, der allerdings vom Anhang der Heimelf in Frage gestellt wurde. Sebastian Schumann verlud Sander per "Panenka-Variante", indem er in die Mitte lupfte, nachdem der SV-Keeper sich für eine Ecke entschied - 1:1 (23.). Bis auf einen Freistoßlupfer über die Mauer von Mathias Hammerand (29.) und einen Eckball von ihm auf den Kopf von Bruder Andreas, der knapp ins Aus streifte, ging die erste Hälfte höhepunktlos zu Ende. Zumindest befreite sich der TSV in den letzten zehn Minuten vor der Pause etwas.
Die zweite Hälfte begann kurios: Eine Flanke von Bastian Klenner wurde immer länger und senkte sich hinter Torhüter Patrick Kist zur 2:1-Führung für Ermreuth ins Tor (48.). Es geschah dann lange gar nichts, Ermreuth behauptete den Ball, ohne Akzente zu setzen. Die Planlosigkeit am Platz veranlasste einige Kiebitze hinter dem Gästetor zum Feixen: "Vor drei Jahren haben wir unseren Patenverein in die Kreisklasse geschossen, weil sie es vorher mit uns auch schon so machten. Heuer müssen sie wieder aufpassen, dass wir sie nicht wieder runter schicken." Bastian Klenner hatte nach einem Stockfehler in der TSV-Abwehr die Möglichkeit, den Sack zuzumachen (77.), verzog aber. Der eingewechselte SV-Spielertrainer Sprenger brachte etwas Schwung zurück und versuchte es per Seitfallzieher (81.). Beinahe hätte sich die Zurückhaltung der Gastgeber gerächt, als Christof Schmidt aus der Distanz abzog und irgendein Ermreuther gerade noch ein Bein dazwischen brachte (84.). Dennoch waren die Bemühungen des TSV schlichtweg zu wenig. Sprenger erstickte jeglichen Hoffnungskeim des TSV-Anhangs, als er von Bastian Klenner bedient noch Phillip März umspielte und zum 3:1 in der Nachspielzeit einnetzte.
Die Meinung der Trainer
Gästetrainer Gabriel Karnoll brachte es auf den Punkt: "Durch unseren Rumpfkader hatten wir keine echte Chance, hier etwas zu reißen. Taktisch haben wir so gespielt, wie wir es uns vorgenommen hatten, das unglückliche 0:1 machte uns einen Strich durch die Rechnung. Wir wollten uns nicht abschlachten lassen, haben aber derzeit auch keinen Stürmer, weshalb ich anfangs offensiver wirkte. Da wir ohne zwei Sechser spielten, zog ich mich in die Zentrale zurück und so ging quasi nach vorn gar nichts mehr. Aber unser Ziel heißt ja auch Klassenerhalt."
SV-Trainer Maik Sprenger freute sich über den Sieg und sein Einstandstor nach dem mehrwöchigen beruflichen Auslandseinsatz: "Wir sind nun mit zwei Siegen gut gestartet, es war aber ein zerfahrenes Derby. Nach unserer verdienten Führung dachte ich, wir können nachlegen, haben dann aber den Faden verloren. Die Ballsicherheit hat den Ausschlag gegeben, so kamen wir kaum in Gefahr. Mein Tor war ein einfacher Spielzug, aber prima vorbereitet. Es ist ein schönes Gefühl, wieder zu treffen. Obwohl es wohl auch so gereicht hätte."
Die Statistik zum Spiel
SV Ermreuth: Sandner - Christopher Klenner, Rackelmann, Kreisl, Bastian Klenner, Noegel, Andreas Hammerand, Senftner, Biermaier, Escherich, Mathias Hammerand, (Reichert, Sprenger, Back)
TSV Gräfenberg: Kist - Heid, Derbfuß, Pauritsch, März, Haßold, Karnoll, Sebastian Schumann, Peter Schuhmann, Schmidt, Haubner, (Agricola, Lockenvitz, Florian Derbfuß)
Schiedsrichter: Tobias Müller (TV 1848 Erlangen) / Zuschauer: 310 / Tore: 1:0 A. Hammerand (9.), 1:1 Schumann (23.), 2:1 B. Klenner (48.), 3:1 Sprenger (91.)
Ermreuths eingewechselter Spielertrainer Maik Sprenger (rechts) umkurvte in der Nachspielzeit Phillip März und erzielte in seinem ersten Spiel den 3:1-Endstand. Fotos: Leo Hühnlein
Christian Biermaier (l.) schlägt artistisch einen Flugball aus der Gefahrenzone, Gräfenbergs Daniel Haubner geht lieber in Deckung.
"3:1 ist in Ordnung"
Melanie Haug (29)"Gut verkauft"
Kelly Kuschnig (23)Mann des Spiels
Bastian Klenner (24) Die Freundin von SV-Akteur Markus Kraus spielte fünf Jahre bei den Nachwuchs-Mädels in Ermreuth: "Gräfenberg hat sich eigentlich nur hinten reingestellt und gewartet, da hätten wir mehr machen können. Unsere Führung war genauso glücklich wie der Ausgleich des TSV, das 3:1 finde ich trotzdem in Ordnung. So kann es weitergehen, dann schaffen wir, was wir vorhaben: den Aufstieg."Die Freundin des verletzten TSV-Spielers Simon Leibinger kickt bei den Frauen des FC Stöckach: "Von Ermreuth hätte ich mehr erwartet, für den dezimierten Kader hat sich Gräfenberg gut verkauft. Insgesamt ist der Sieg in Ordnung, aber es stand lange nur 1:2 und mit etwas Glück wäre auch ein Punkt möglich gewesen. Mit Simon und den anderen Fehlenden wäre das Spiel sicher enger ausgegangen." Er war maßgeblich am Sieg gegen seine alten Kameraden beteiligt. Der oft auf der Außenbahn für Unruhe sorgende Ex-Gräfenberger erzielte die wichtige 2:1-Führung kurz nach der Pause selbst und legte die 3:1-Entscheidung von Maik Sprenger auf. Es sei für ihn schon ein besonderes Spiel gewesen, sagte er danach, vor wenigen Wochen wurde er mit dem TSV Meister und stieg in die Kreisliga auf.