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"Santiago ist überall"

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Reiseführer Kann man die Pilgerstrecke zwischen Kronach und Nürnberg mit dem Jakobsweg vergleichen? Die Autorin Monika Hanna meint: Ja. Sie beschreibt in einem ihrer Bücher den Camino durch Franken.
VON UNSERER MITARBEITERIN Pauline Lindner

Forchheim - Am Westportal der Martinskirche grüßt seit Jahrhunderten ein Jakobspilger die Gottesdienstbesucher. Der wiederbelebte fränkische Jakobsweg zwischen Kronach und Nürnberg läuft durch den Landkreis Forchheim; genauer: von der Herrnsdorfer Jakobuskirche über den Kreuzberg bei Hallerndorf über Forchheim, Effeltrich und Neunkirchen Richtung Kalchreuth.

Gelaufen sind ihn Monika und Reinhold Hanna aus München. "Wir sind als Wanderer losgelaufen und als Pilger angekommen", sagen sie. Die Bilder vom Weg, den sie teilweise mit dem Pilgerstammtisch aus Schlammersdorf zurücklegten, zeigte das Ehepaar beim Jakobuspilgertag in der Forchheimer Gereonskapelle.

"Die offene Landschaft zwischen Effeltrich und Hetzles vor allem erinnerte uns an die sonnenverbrannte spanische Meseta", erzählten die beiden Pilger.

Warum sie auch dieses eher kurze Teilstück aus den Pilgerrouten durch ganz Europa ausgewählt haben, hat eine längere Vorgeschichte mit zwei Fixpunkten: Hannas sind seit Langem Weitwanderer; die Münchner stammen aus Kronach. Durch einen untergejubelten Führer zum Camino bei der Tour von München nach Venedig, so erzählt Monika Hanna, hätten sie sich auf die Pilgerroute bis nach Galizien gemacht. Und die persönliche Bereicherung durch das Pilgern erfahren.

Um Beschilderung gekümmert
Das Ehepaar engagierte sich für Wegbeschilderungen zwischen der bayerischen Landeshauptstadt und der Schweizer Grenze am Bodensee, Monika Hanna hat inzwischen mehrere spezifische Reiseführer verfasst. "2003 sind wir nach Kronach gefahren und haben die Ausschilderung des Fränkischen Jakobswegs bei Vierzehnheiligen gesehen", berichtet Monika Hanna. Der Wegverlauf war ihr bekannt aus der Zeit, als sie als junge Frau an den Dekanatsjugendwallfahrten teilnahm.

Trotz ihrer vielen Erfahrungen beim Weitwandern und Pilgern durch ganz Europa überträgt sie die Grundhaltung auch auf die biedere Strecke durch fränkisches Mittelgebirge. Wie es Peter Handke formulierte, entstehe nach Hanna auch hier "ein unsterblicher Appetit auf das Gehen". Das große Ziel fast am Atlantik vor Augen, spricht sie von ihrem "Sternenweg", von "ihrem Weg nach Westen", obwohl das hiesige Teilstück eher Nord-Süd verläuft.

"Santiago ist überall, es kann an jedem Ort sein", sagt sie, während die Besucher die - doch etwas touristisch geschönten - Szenen vom Weg sehen und die Pilgerverabschiedung in Schlammersdorf samt der fröhlichen Kerwa im Ort nacherleben. Beim meditativen Einstieg in das Pilgern sahen sie Höhepunkte der Kultur, Landschaft und der menschlichen Begegnungen in Frankreich und Spanien. Kann da Franken mithalten? Monika Hanna hat eine nahezu gegenteilige Erfahrung gemacht. So sehr sie die Weite und Menschenleere Spaniens innerlich bewegt hätten, so oft könne sie sich an Kommentare fränkischer Pilger erinnern, die ihre Eindrücke mit den "lieblichen Mittelgebirgslandschaften" verglichen und letztere höher schätzten. Im Gegenzug erlaubte sie sich die umgekehrten Parallelen zu ziehen und das Vorland der Fränkischen Schweiz unterhalb des Hetzles mit der Meseta zu vergleichen. Hannas filmisch dokumentierter Blick verriet zudem, dass besonders die Kirchen an der Wegstrecke den Vergleich nicht scheuen müssen.

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