Infranken-Kick Trotz vieler Ausfälle und kleiner Kader haben sich Gößweinstein und Neunkirchen im Verfolgerfeld der Kreisliga 2 behaupten können. Der SV kann im Falle eines Erfolgs sogar mit Relegationsplatz-Inhaber Weingarts gleichziehen.
VON UNSEREM MITARBEITER Leo Hühnlein
Gößweinstein - Der Infranken-Kick gastiert am Sonntag beim SV Gößweinstein, der um 15 Uhr in der Kreisliga 2 mit dem TSV Neunkirchen die Säbel wetzt. Die Gastgeber, zuletzt dreimal siegreich und mit vermeintlich beruhigendem Polster zur Abstiegszone, wollen die Serie ausbauen. Doch auch die Gäste, als Vorjahresdritter von der Konkurrenz zum Mitfavoriten erkoren, sind nach zuletzt sieben Spielen ohne Niederlage und trotz einiger Ausfälle endlich in der vorgenommenen Spur angekommen.
Verfolger aus dem Oberland
Mit Gößweinstein und dem punktgleichen Aufsteiger Moggast auf den Plätzen 5 und 6 gehören zwei Vertreter aus dem Oberland der Fränkischen Schweiz der Verfolgergruppe hinter Diepersdorf, Weingarts und Brand an, die dort zwei Spieltage vor Rückrundenbeginn wohl niemand vermutet hatte. Nur drei Punkte fehlen zum Relegationsplatz der "Maigischer", die zuletzt massiv strauchelten. Die Neunkirchener, die auswärts erst einmal verloren, rangieren auf Platz 7 ein Pünktchen hinter ihrem Gastgeber, der erst zwei Heimsiege einfuhr, aber im Schatten der Basilika schon vier Mal die Leviten gelesen bekam.
Verpflichtung zahlt sich aus
SV-Spielertrainer Jens Zweck, seit 2011 bei seinem Heimatverein auf der Kommandobrücke, ist trotz der blendenden Form vorsichtig: "Für uns ist nur der Klassenerhalt wichtig, für den wahrscheinlich 40 Punkte nötig werden. Zu den Relegationsplätzen vorne und hinten ist alles verdammt eng, ich schaue aber nur nach hinten." Mit 22 Punkten aus 13 Spielen ist er aber zufrieden: "Durch die Systemumstellung hat die Mannschaft einen Schritt nach vorne gemacht. Hier zahlt sich die Verpflichtung meines Trainerkollegen Florian Wehrfritz absolut aus, die Zusammenarbeit zwischen uns klappt hervorragend."
Dass der 32-jährige, ehemalige Landesliga-Stürmer die Gäste, die er mit seiner Truppe am Sonntag in der Tabelle überholte, spielstark erwartet, ist weniger taktisches Geplänkel denn Erfahrung gepaart mit Realismus: "Neunkirchen hat sich nach schwachem Start wieder gefunden und ist Favorit in dieser Partie. Ich glaube sogar, dass die noch ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden werden, denn der TSV hat mit Menges, auch wenn dieser fehlt, sowie Köhler und Mahr die wahrscheinlich beste Offensive der Liga."
88 Tore für Gößweinstein
Dabei muss Zweck gar nicht über den Tellerrand schauen, wenn er treffsichere Stürmer sucht. Seit seiner Rückkehr vor vier Jahren führt er mit dem sieben Jahre jüngeren Bruder Marcel stets die Torjägerliste an und hat bis heute 88 Treffer erzielt. Marcel traf, in nur einer Saison mehr, sogar 105 Mal. Selbst Onkel und Abteilungsleiter Markus Zweck lochte 2010 noch doppelt ein. Der Aufgabe am Sonntag sieht Zweck eingeschränkt optimistisch entgegen. "Mit Max Wunder und Mathias Händel haben wir zwei Langzeitverletzte. Bis zur Winterpause wollen wir jedoch noch ein paar Punkte sammeln und so vielleicht den Abstand nach hinten vergrößern", sagt er. Gegen Neunkirchen müsse seine Mannschaft eine richtig gute Leistung abrufen. "Wir wollen sie wieder ärgern", kündigt Zweck nach vier Punkten gegen den TSV in der Vorsaison an.
Wüst hat keine gute Laune
Beim Telefonat mit Stefan Wüst wird klar: Der Li-La-Launebär ist nicht am anderen Ende der Leitung. Der 45-Jährige, bei den Brandbachkickern genauso lange im Amt wie sein Gegenüber, redet nicht um den heißen Brei herum: "Mit dem Rundenverlauf kann ich nicht zufrieden sein. Durch einfache Fehler haben wir unnötige Tore kassiert, was uns Punkte kostete. Wir hatten zu viele Ausfälle, die nicht zu kompensieren sind. Zudem haben Stefan Bock und Ertal Sahin, mit denen ich geplant hatte, die Schuhe an den Nagel gehängt." Der kürzlich genesene Langzeitverletzte Michael Köhler komme erst allmählich wieder in Form und Florian Sonnenberg (Schultereckgelenkssprengung) sowie Patrick Schütz (Muskelbündelriss) fallen wohl bis zum Winter aus. Außerdem zog Jonas Wehner beruflich bedingt nach Ulm, Fabian Lang studiert in Hamburg. "So ist unser Kader einfach zu klein. Von der Reservemannschaft, die nach dem Aufstieg in der Kreisklasse um den Klassenerhalt kämpft, stehen auch keine Spieler zur Verfügung. Gegen Kersbach standen sogar einige AH-Spieler auf dem Platz", verdeutlicht Wüst.
Drama um Manuel Menges
Wie ein kleines Drama hört sich die Leidenszeit von Manuel Menges an, im Vorjahr 25 Mal erfolgreich, in dieser Saison erst sechs Mal auf dem Platz. "Er war gerade wieder fit und fällt nun bis zur Winterpause aus", erklärt der Coach. Wüst hat aber auch Positives zu berichten: "Mit Adrian Mahr und Tobias Basener stießen zwei gute Spieler zu uns und seit der Änderung des Systems von 4-2-4 auf 4-4-2 spielen wir sicherer. In der Offensive sind wir flexibler, die Treffer verteilen sich auf mehr Torschützen." Trotz der vielen Ausfälle hat der TSV den Anschluss nach oben nicht verloren. Sein Ziel für die Reise ins Oberland steht fest: Die gegen Rupprechtstegen verlorenen Heimpunkte zurückholen. "Der SV ist eine Kontermannschaft und hat mit uns die meisten Tore der Liga erzielt. Allen voran gilt es, die Zweck-Brüder im Auge zu behalten", sagt Wüst.