Die Kantorei Neunkirchen sang die "Kempter Messe"
Am Ende ist die Messe viel zu schnell verklungen. 24.12 zeigt der überraschte Blick auf die Uhr. Volkstümlich heißt eben auch kurzweilig.
Unter dem musikalischen Leiter Frieder Bauer wurde die "Kempter Messe", Kirchenmusik fürs Volk, von der Kantorei der Christuskirche, begleitet vom Projektorchester und den Bläsern der Jugend- und Trachtenkapelle Neunkirchen aufgeführt.
Harmonik in allen Stimmen, das ist das Merkmal der "Kempter Messe", wie das populäre Weihnachtsoratorium aus dem 19. Jahrhundert auch genannt wird. Wie zwei Jahrhunderte zuvor die Barockmaler einem Latein unkundigen Publikum das Wunder der Heiligen Nacht auf Leinwand bannten, malt auch der Augsburger Komponist Karl Kempter (1819 bis 1871) dem einfachen Volk die Weihnachtsgeschichte aus - in lieblichen, eingängigen Tönen. Dunkelwarm wiegende Folgen im Sechs-Achtel-Takt hüllen den Zuhörer in Wohlgefallen.
Entfernt fühlt man sich tatsächlich an die weihnachtlichen Wiegenlieder der Volkskunst erinnert: "Josef, lieber Josef mein". Aufsteigende Streicherund Klarinetten-Soli erzeugen eine räumliche Wirkung: Mal ziehen vor dem geistigen Auge die himmlischen Heerscharen auf, mal eilen von geschwungenen Hügeln die Hirten mit ihren Herden herbei.
Kempters Pastoralmesse in G-Dur, op. 24 ist unverkennbar ein Werk der Hochromantik: harmonisch, lieblich und heiter, um nicht zu sagen: kitschig. Trotzdem geht sie zu Herzen und ins Ohr - auch heute noch.
Harmonisch fügt sich auch die Sopranistin ins Ensemble, stimmlich genauso wie als Akteurin. Obwohl Solistin von überregionalem Renommee, steht Maike Forberg inmitten der Sängerinnen, in der ersten Reihe des Soprans. Ihr klarer Sopran hat dennoch so viel Kraft und Ausdruck, sich jederzeit schwebend aus dem Chor herauszuschälen.
Dank des text- und rhythmusstarken Chors ist die Messe, die vom Kyrie bis zum Credo nichts anderes als das Mess-Ordinarium weihnachtlich vertont, auch alles andere als lateinlastig: Das Latein tritt stets hinter die Melodie zurück, und wiegende Harmonien legen sich über den formelhaften Text. Und spätestens beim "Dona nobis pacem" des Benedictus bricht sich die Weihnachtsfreude Bahn und lädt spielerisch-beschwingt zum Tanz. Den Auftakt des Konzerts machte der Kirchenmusiker Andi Tirakitty an der Orgel mit Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge in C-Dur. STEFANIE HATTEL
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