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Das große Unglück von Eschenau

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Historie Am 22. August 1915 verlieren bei einem Bahnunglück fünf Menschen ihr Leben.

Dieser schlimme Tag kennt allerdings auch einen großen Helden.
von Günter Klebes

Eschenau - Man schreibt das Jahr 1915. In Europa wütet schon seit einem Jahr der mörderische Erste Weltkrieg. Da besteigen am Sonntag, 22. August, morgens um neun Uhr zwei Frauen und ein Kind in Uttenreuth den Zug 11 der „Seekuh“; sie wollen in Richtung Eschenau fahren. Dort wollen sie umsteigen in die „Gräfenbergbahn“.

Der Wetterbericht sagt Regen voraus. In Neunkirchen steigen gegen halb zehn noch eine Lehrerin mit drei ihrer Schülerinnen zu. Gegen zehn Uhr kommen sie alle in Eschenau an und warten auf ihren Anschlusszug mit der Nummer 53 aus Nürnberg.

Ziel war die Kerwa
Pünktlich um halb elf trifft er ein. Dort steigen einige Fahrgäste aus, die ihrerseits auf die Eschenauer Kerwa wollen. Im Zug bleiben unter anderem zwei Männer aus Velden bei Hersbruck zurück, um in Richtung Gräfenberg weiterzukommen. Auch steigen die bereits erwähnten Fahrgäste der „Seekuh“ sowie weitere aus Eschenau und Umgebung zu.

In voller Fahrt
Nach kurzem Aufenthalt setzt der Zug mit einer Lokomotive der Gattung D XI und Nummer 2733 seine Fahrt fort. Auf der Brücke des Eckenbaches, ungefähr auf der Hälfte Fahrstrecke nach Forth bei Kilometer 20,5, entgleist in voller Fahrt der gesamte Zug. Ursache war ein Schienenbruch.

Die Lokomotive wird von hinten angehoben und überschlägt sich. Der Packwagen hinter der Maschine fliegt ins Feld und bleibt dort auf allen vier Rädern stehen. Der erste Personenwagen wird schwer zerstört, darin befinden sich unter anderem die beiden Männer aus Velden: Sie verlieren dabei ihr Leben. Die beiden Männer sind eingeklemmt und können erst am späten Abend mit Hilfe von Äxten und Sägen geborgen werden.

Es gibt noch drei weitere Tote und viele Verletzte, weswegen auch die freiwillige Sanitätskolonne aus Nürnberg gerufen wird, die kurz vor zwölf Uhr am Unglücksort eintrifft. Die weiteren tödlich verletzten Fahrgäste sind 16, neun und drei Jahre alt. Zu den Schwerverletzten gehören darüber hinaus der Lokführer und Heizer, die Verbrühungen durch austretenden Dampf erlitten hatten.

Heftiges Gewitter
Gott sei Dank fällt kein Regen in der Zeit, in der die Sanitäter arbeiten müssen; erst gegen halb drei Uhr am Nachmittag beginnt ein heftiges Gewitter.

Die Strecke ist wegen Aufräumarbeiten mehrere Tage gesperrt. Die Lokomotive wird im Übrigen wieder repariert und erst 1950 aus dem Verkehr gezogen. Der Held des Tages ist ein armamputierter Soldat aus Gräfenberg, der trotz seiner Behinderung etliche Verletzte aus den Wagen zieht.












Die Bilder zeugen von den ungeheueren Kräften, die bei dem Unglück walteten. Auch 100 Jahre später verkehren immer noch Züge an der Unglücksstelle. Fotos: Sammlung Günter Klebes



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