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Wie ein Fahrrad das Leben ändert

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Wer kein Fahrzeug hat, kommt schwer von A nach B. Damit sozial Schwache und Asylbewerber mobiler werden, sammelt die Caritas gemeinsam mit dem FT gebrauchte Fahrräder für sie.
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
Jennifer Hauser

Forchheim - Schnell zum Einkaufen? – Ab ins Auto! Termin beim Arzt? – Ab ins Auto! Ein wichtiger Behördentermin? Ab ins Auto! Ein motorisiertes Gefährt gehört für viele Forchheimer zum Alltag und wird nur selten als Luxus angesehen. Dabei ist es genau das: ein Luxusgegenstand.

Für viele sozial Schwache und für die Asylbewerber ist selbst ein Fahrrad Luxus pur. Mit dem Rad jedoch kann man auch alle diese Touren machen: Arzt, Behörde, Einkauf. Damit einige sozial Schwache und Flüchtlinge eine Chance auf ein Fahrrad bekommen, sammelt der FT gemeinsam mit der Caritas am 3. Oktober gebrauchte Räder.

Am Tag der Deutschen Einheit feiern wir, dass die Grenzen geöffnet wurden. Mit einem Fahrrad werden die Grenzen des Erreichbaren zwar nicht ganz verschwinden, jedoch der Radius erweitert. Deshalb wollen wir genau an diesem Tag den Grenzradius für Bedürftige etwas erweitern.

Wenn Sie also ein Fahrrad übrig haben, das noch funktionsfähig ist, können Sie es gern am 3. Oktober zwischen 10 und 16 Uhr bei der Caritas in der Birkenfelder Straße abgeben.

Und dann? Die Regeln lernen
Ein Teil der gespendeten Räder wird an sozial schwache Familien ausgegeben. Der Rest kommt Flüchtlingen, die längere Zeit in Forchheim bleiben werden, zugute. Die Caritas und der FT wollen die Flüchtlinge aber nicht ohne ein gewisses Know-how auf die Räder und die Straße lassen. Deshalb werden die Asylbewerber, bevor sie das Fahrrad bekommen, ein Fahrsicherheitstraining mit der Polizei absolvieren. Dieses soll direkt in der Woche nach der Sammelaktion durchgeführt werden. Josef Kohlmann ist Verkehrserzieher bei der Polizei in Stadt und Landkreis Forchheim und hat so ein Training bereits mit Asylbewerbern in Neunkirchen veranstaltet. „Es wird zuerst eine Theoriestunde geben und danach werden wir zum Beispiel Rechts-vor-links-Situationen üben.“ Dabei sollen sie den richtigen Umgang mit dem Rad und das angebrachte Verhalten im Straßenverkehr lernen.

Außerdem sollen die Flüchtlinge vom ADFC in Forchheim lernen, wie sie kleine Mängel am Rad selbst reparieren können. Aktuell bietet der ADFC schon eine Reparaturwerkstatt im Montagscafé an.

Schließlich werden von Sepp Martin vom ADFC auch noch Stadtrundfahrten angeboten, damit die Asylbewerber die Gegend kennenlernen.

Die Versicherungsfrage
Immer wieder hören die zuständigen Asylsozialarbeiter, dass eine Angst in der Bevölkerung vorherrscht: Was passiert, wenn ein Asylbewerber mit seinem Rad einen Autospiegel abfährt? Wer haftet dafür? „Wir wollen, dass alle Probleme, die auftauchen könnten, bedacht werden“, sagt Werner Lorenz von der Forchheimer Caritas. Deshalb begannen die Überlegungen, den Asylbewerbern, die über die Caritas und den FT mit Fahrrädern ausgestattet werden, eine Haftpflichtversicherung zu organisieren. Dies ist ein relativ schweres Unterfangen.

„Um eine Haftpflicht abzuschließen, braucht man neben dem vollen Namen und dem Geburtsdatum auch eine Wohnadresse und ein Bankkonto“, erklärt Christian Kautsch von der LVM-Versicherungsagentur in Forchheim. Da Asylbewerber keinen festen Wohnsitz und nur in seltenen Fällen ein deutsches Bankkonto haben, ist es schwer, eine Privathaftpflicht abzuschließen. Bei der Huk-Coburg scheint dies aber zu funktionieren. Pressesprecher Holger Brendel sagt, es gebe nichts, was bei ihnen gegen eine solche Versicherung sprechen würde.

Ein Konto zu eröffnen ist ebenfalls nicht ganz einfach. „Ich habe schon von Kollegen gehört, dass es in anderen Landkreisen möglich ist“, sagt Werner Lorenz, „ein Konto ist natürlich auch in anderen Fällen hilfreich. Zum Beispiel, wenn man eine Überweisung machen möchte“.

Grundsätzlich ist es schon möglich, ein Konto zu eröffnen – auch als Asylbewerber, betont der Vorsitzende der Volksbank Forchheim, Gregor Scheller. „In Abstimmung mit dem Landratsamt werden Konten eröffnet“, sagt er. Dazu benötigen die Asylbewerber jedoch Ausweis-Dokumente, schon allein, um das Geldwäsche-Gesetz einzuhalten. „Gelder auszahlen wird dadurch vom Landratsamt auf die private Wirtschaft übertragen“, erklärt Scheller, „ich sehe schon ein Problem, wenn viele der Asylbewerber gehen und wir dann das Konto noch hier haben und es wieder auflösen müssen. Momentan ist es aber auf jeden Fall möglich, ein Konto zu eröffnen. Zumindest, wenn die Abstimmung mit dem Landratsamt passt.“

Schließlich konnte aber doch eine Lösung für die Versicherung der Flüchtlinge gefunden werden: Die Caritas wird für diejenigen, die ein Fahrrad über die Aktion erhalten, eine Sammelversicherung abschließen. Dabei ist die Caritas der Versicherungsnehmer. Damit diese Gruppenhaftpflicht jedoch finanziert werden kann, ist die Caritas auf Spenden angewiesen. Über den Verein „Franken helfen Franken“ der Mediengruppe Oberfranken können Sie nun für die Haftpflichtversicherungen spenden.

Von dem gespendeten Geld sollen dann auch Fahrradhelme und gegebenenfalls Schlösser gekauft werden.

Bei der Fahrrad-Spendenaktion am Samstag, 3. Oktober, von 10 bis 16 Uhr, können gerne auch Fahrradschlösser abgegeben werden.


Mit einem Rad steigt die Mobilität. Deshalb sammelt der FT am 3. Oktober von 10 bis 16 Uhr gemeinsam mit der Caritas Fahrräder für Flüchtlinge und sozial Schwache. Foto: BdV/dpa/tmn

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