Erfahrung Die Asylbeauftragte von Neunkirchen hat für Mittwoch, 28. Oktober, zu einem Informationsabend eingeladen. Sie will Vorurteile abbauen und Freundschaften anbahnen.
VON UNSERER MITARBEITERIN Petra Malbrich
Neunkirchen - Mit einer Infoveranstaltung will Asylbeauftragte Marijana Dollack am Mittwoch, 28. Oktober, ab 19.30 Uhr im Familienzentrum Adolf Kolping den Menschen die Angst vor der Verantwortung nehmen. Sie berichtet vom Leben in dem dreistöckigen Haus in der Weingasse, wo 31 Asylbewerber aus Syrien, dem Irak, Albanien, Äthiopien, Nigeria und Pakistan leben.
Sie berichtet von Situationen zum Schmunzeln. Anfangs, so erinnerte Dollack, hätten die Leute Bauchschmerzen gehabt, dass nun Fremde in das heimelige Neunkirchen ziehen. Gerüchte von kriminellen Albanern kursierten.
Ausgerechnet drei albanische Familie zogen dann als Erstes in die Weingasse. Sie wurden von der Mehrheit dann doch mit offenen Armen empfangen. „Die Zurückhaltung fiel, als die Leute sahen: Da kommen Familien mit Kindern“, erinnert sich Marijana Dollack, für die von Anfang an feststand zu helfen. Erstaunt zeigten sich die Nachbarn, dass sich die Asylbewerber einen Besen schnappten und die Straße kehrten. Die Bedenken lösten sich in Luft auf.
„Es gab nie Beschwerden. Man merkt nicht, dass hier jemand wohnt“, sagt die Asylbeauftragte der Marktgemeinde. Dafür gab es Probleme, an die keiner dachte.
Ein Eimer Wasser
Die Neuankömmlinge wussten nicht, wie man einen Herd benutzt. Sie schlichteten Steine auf die Kochplatte und stellten darauf die Edelstahlschüssel. So wurde zuhause gekocht. Auch Toilettenpapier kannte nicht jeder. Statt die Duschen zu benutzen, schüttete jemand einen Eimer Wasser über ein Kind, das in einem anderen Eimer stand. Dass die Fliesen rutschig werden, wusste ebenfalls keiner. Die Waschmaschine zu bedienen, war das nächste Problem. Zwar nickte der junge Mann eifrig, als Marijana Dollack erklärte, aber verstanden hatte er nichts.
„Aber zum Schmunzeln waren solche Momente schon“, erklärt Dollack. Bei den Asylbewerbern, die Englisch sprachen, funktionierte die Unterhaltung ganz gut. Doch bei den anderen wurde es kompliziert. „Wenn es mit Händen und Füßen nicht mehr klappte, habe ich mich mit dem Google-Übersetzer aus der Affäre gezogen“, sagt Dollack. Zunehmend gab es kleinere Probleme unter den Flüchtlingen, vor allem wegen der unterschiedlichen Putz-Gewohnheiten. „Männer waschen das Geschirr anders als Mütter – ohne Spülmittel“, weiß Dollack jetzt.
In den Krieg
Dann gibt es noch jene syrische Familie, die aus sehr guten Verhältnissen kommt, aber alles verkauft hat, als der Mann den Einberufungsbefehl bekam und in den Krieg ziehen sollte. Für ihre Tochter wollten sie nur neue Sachen. Und sie kauften keine Joghurts, die erst einen Tag abgelaufen waren.
Da gab es längst den aktiven Helferkreis, der damals noch von Jugendpfleger Michael Mosch geleitet wurde, auch unter dem Aspekt der jugendlichen Flüchtlinge, die hier eine Heimat finden sollten. Arbeitskreise hatten sich gebildet, um Freizeitangebote zu geben, um die Flüchtlinge beim Einkaufen zu begleiten und mit ihnen Fahrräder zu reparieren und natürlich für den Sprachunterricht.
„Auch tiefe Emotionen hat es gegeben“, berichtete Marijana Dollack. Das war, als die erste Familie abgelehnt wurde. „Die Frau weinte, das Kind schaute mich mit großen Augen an, als ich sie zum Bahnhof brachte. Wir hatten uns umarmt, zusammen gespielt und gesungen und dann mussten sie gehen“, bedauert die Flüchtlingsbeauftragte.
Aber es gebe auch Glücksmomente, die sie dafür entschädigt hätten. Darüber und über die Helferkreise möchte Marijana Dollack bei ihrer Informationsveranstaltung am Mittwoch erzählen, um neue Helfer zu gewinnen.
Das Ziel: Flüchtlinge und Einheimische sollen sich näherkommen. Foto: Petra Malbrich
Marjiana Dollack
VON UNSERER MITARBEITERIN Petra Malbrich
Neunkirchen - Mit einer Infoveranstaltung will Asylbeauftragte Marijana Dollack am Mittwoch, 28. Oktober, ab 19.30 Uhr im Familienzentrum Adolf Kolping den Menschen die Angst vor der Verantwortung nehmen. Sie berichtet vom Leben in dem dreistöckigen Haus in der Weingasse, wo 31 Asylbewerber aus Syrien, dem Irak, Albanien, Äthiopien, Nigeria und Pakistan leben.
Sie berichtet von Situationen zum Schmunzeln. Anfangs, so erinnerte Dollack, hätten die Leute Bauchschmerzen gehabt, dass nun Fremde in das heimelige Neunkirchen ziehen. Gerüchte von kriminellen Albanern kursierten.
Ausgerechnet drei albanische Familie zogen dann als Erstes in die Weingasse. Sie wurden von der Mehrheit dann doch mit offenen Armen empfangen. „Die Zurückhaltung fiel, als die Leute sahen: Da kommen Familien mit Kindern“, erinnert sich Marijana Dollack, für die von Anfang an feststand zu helfen. Erstaunt zeigten sich die Nachbarn, dass sich die Asylbewerber einen Besen schnappten und die Straße kehrten. Die Bedenken lösten sich in Luft auf.
„Es gab nie Beschwerden. Man merkt nicht, dass hier jemand wohnt“, sagt die Asylbeauftragte der Marktgemeinde. Dafür gab es Probleme, an die keiner dachte.
Ein Eimer Wasser
Die Neuankömmlinge wussten nicht, wie man einen Herd benutzt. Sie schlichteten Steine auf die Kochplatte und stellten darauf die Edelstahlschüssel. So wurde zuhause gekocht. Auch Toilettenpapier kannte nicht jeder. Statt die Duschen zu benutzen, schüttete jemand einen Eimer Wasser über ein Kind, das in einem anderen Eimer stand. Dass die Fliesen rutschig werden, wusste ebenfalls keiner. Die Waschmaschine zu bedienen, war das nächste Problem. Zwar nickte der junge Mann eifrig, als Marijana Dollack erklärte, aber verstanden hatte er nichts.
„Aber zum Schmunzeln waren solche Momente schon“, erklärt Dollack. Bei den Asylbewerbern, die Englisch sprachen, funktionierte die Unterhaltung ganz gut. Doch bei den anderen wurde es kompliziert. „Wenn es mit Händen und Füßen nicht mehr klappte, habe ich mich mit dem Google-Übersetzer aus der Affäre gezogen“, sagt Dollack. Zunehmend gab es kleinere Probleme unter den Flüchtlingen, vor allem wegen der unterschiedlichen Putz-Gewohnheiten. „Männer waschen das Geschirr anders als Mütter – ohne Spülmittel“, weiß Dollack jetzt.
In den Krieg
Dann gibt es noch jene syrische Familie, die aus sehr guten Verhältnissen kommt, aber alles verkauft hat, als der Mann den Einberufungsbefehl bekam und in den Krieg ziehen sollte. Für ihre Tochter wollten sie nur neue Sachen. Und sie kauften keine Joghurts, die erst einen Tag abgelaufen waren.
Da gab es längst den aktiven Helferkreis, der damals noch von Jugendpfleger Michael Mosch geleitet wurde, auch unter dem Aspekt der jugendlichen Flüchtlinge, die hier eine Heimat finden sollten. Arbeitskreise hatten sich gebildet, um Freizeitangebote zu geben, um die Flüchtlinge beim Einkaufen zu begleiten und mit ihnen Fahrräder zu reparieren und natürlich für den Sprachunterricht.
„Auch tiefe Emotionen hat es gegeben“, berichtete Marijana Dollack. Das war, als die erste Familie abgelehnt wurde. „Die Frau weinte, das Kind schaute mich mit großen Augen an, als ich sie zum Bahnhof brachte. Wir hatten uns umarmt, zusammen gespielt und gesungen und dann mussten sie gehen“, bedauert die Flüchtlingsbeauftragte.
Aber es gebe auch Glücksmomente, die sie dafür entschädigt hätten. Darüber und über die Helferkreise möchte Marijana Dollack bei ihrer Informationsveranstaltung am Mittwoch erzählen, um neue Helfer zu gewinnen.
Das Ziel: Flüchtlinge und Einheimische sollen sich näherkommen. Foto: Petra Malbrich
Marjiana Dollack