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Eine lange Leitung namens „P44 mod“

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Energieversorgung Weil andere sich lautstark gewehrt haben, sind die Landkreise Bamberg und Forchheim nun plötzlich zum möglichen Durchgangsraum für die „Thüringer Strombrücke“ geworden. Doch auch hier gibt es Widerstand gegen neue Stromleitungen.
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED Hans Kurz

Kreis Bamberg/Forchheim - Der energische Einsatz von Ministerpräsident Horst Seehofer und der CSU-Staatsregierung gegen neue Stromtrassen nach und durch Bayern könnte nun doch dem Landkreis Bamberg eine solche „Monstertrasse“ bescheren. Ursprünglich hatte der Netzbetreiber Tennet für den bayerischen Teil der sogenannten Thüringer Strombrücke eine Trasse von Redwitz (Landkreis Lichtenfels) nach Grafenrheinfeld angemeldet.

Doch diese Neubautrasse durch die Landkreise Coburg und Haßberge stieß dort auf massiven Protest. Im neuen Netzentwicklungsplan (NEP), der den Ausbaubedarf bei Stromleitungen darstellen soll, taucht deshalb nun eine Alternative zum diesem Abschnitt des Projekts 44 (P44) auf – und diese (P44 mod) führt auch durch die Landkreise Bamberg und Forchheim. Die Trasse nach Grafenrheinfeld wäre „mit rund 89 Kilometer zwar deutlich kürzer, müsste jedoch vollständig als Neubau in neuer Trasse errichtet werden und wurde daher aus politischen Gründen verworfen“, heißt es dazu im ersten Entwurf für den NEP 2025.

38 Kilometer länger
Die „Modifikation“, die nun ins Auge gefasst wird, ist 38 Kilometer länger und führt von Redwitz über Würgau nach Luderheim bei Altdorf im Kreis Nürnberger Land. Die neue 380-kV-Leitung soll auf der Trasse der bestehenden Hochspannungsleitung verlaufen.

Diese erreicht bei Wattendorf den Landkreis Bamberg, führt unmittelbar am Ort vorbei zum Umspannwerk Würgau und von dort nach Süden. Betroffen sind im Landkreis Bamberg damit neben Wattendorf und Scheßlitz die Gebiete der Gemeinden Stadelhofen, Königsfeld, Litzendorf, Heiligenstadt und Buttenheim.

Im Kreis Forchheim
Diese bestehende Trasse erreicht den Kreis Forchheim auf dem Gebiet Eggolsheim und durchquert ihn dann über Weilersbach, Gaiganz und Neunkirchen am Brand.

Ins gesamt sei die Trasse mit 127 Kilometer zwar deutlich länger als die nach Grafenrheinfeld, „vermeidet aber die zusätzliche Rauminanspruchnahme durch Neubau in neuer Trasse“, lautet die Begründung im NEP.

Doch ein einfaches Aufhängen zusätzlicher Leitungen auf die bestehenden Masten wird nicht möglich sein. Das bestätigt auch Tennet-Pressesprecherin Ulrike Hörchens. Sie verweist zwar darauf, dass alles nur eine Diskussionsgrundlage für die Öffentlichkeit sei und dass die in der noch bis 13. Dezember laufenden Konsultationsphase eingehenden Stellungnahmen für den zweiten Entwurf des Netzentwicklungsplans gesichtet und eingearbeitet werden. Doch sie stellt auch klar, dass, wenn diese Streckenführung kommt, ein Ersatzneubau auf der bestehenden Trasse nötig sein wird. Das würde zum einen deutlich höhere und größere Hochspannungsmasten auf dem Jura bedeuten. Zum anderen müsste die neue Leitungen, wie Heiligenstadt Bürgermeister Helmut Krämer (Einheit) in einem Gespräch mit Tennet erfahren haben will, einem Abstand von mindestens 65 Meter zu den alten einhalten. Damit komme man leicht auf eine Verbreiterung der Trasse um rund 100 Meter, befürchtet Krämer.

Weil sich nun auch hier im Landkreis Bamberg – so wie zuvor schon anderswo in Franken, wo Pläne für neue Stromtrassen bekannt wurden – Widerstand regt, hat Krämer gemeinsam mit seinen Amtskollegen Thomas Betz (Wattendorf/CSU), Ludwig Göhl (Stadelhofen/ÜWG), Gisela Hofmann (Königsfeld/Bürgerblock), Michael Karmann (Buttenheim/ZWdG), Roland Kauper (Scheßlitz/CSU) und Wolfgang Möhrlein (Litzendorf/CSU) eine gemeinsame Stellungnahme zum Ausbau des Stromnetzes im Landkreis Bamberg unterzeichnet.

Vorbelasteter Raum?
Die Stellungnahme ist praktisch gleichlautend mit der der Landräte Michael Busch (Coburg/SPD), Johann Kalb (Bamberg/CSU), Christian Meißner (Lichtenfels/CSU) und Hermann Ulm (Forchheim/CSU) sowie der Oberbürgersmeister Norbert Tessmer (Coburg/SPD) und Andreas Starke (Bamberg/SPD) gegen den Ausbau in Westoberfanken. Beide Stellungnahmen sollen in der Sitzung an diesem Mittwoch auch noch die Unterstützung des Bamberger Kreistags erhalten und dann an die Bundesnetzagentur, die Stromnetzbetreiber und die zuständigen Minister weitergeleitet werden.

In den Stellungnahmen wird unter anderem beklagt, dass der westoberfränkische Raum bereits durch zahlreiche Infrastrukturprojekte wie etwa die ICE-Aus- und Neubaustrecke Nürnberg–Erfurt sowie die Autobahnen 70 und 73 „vorbelastet“ sei. Die Unterzeichner befürchten, dass er darum als Durchgangsraum für neue Trassen bevorzugt werden könnte. „Dieser neuen ,Raumkategorie’ erteilen wir hiermit eine deutliche Absage“, schreiben sie. Die sieben Landkreisbürgermeister betonen zudem: „Wir wenden uns entschieden dagegen, dass eine deutlich längere Trasse aus rein politischen Gründen durch den Landkreis Bamberg geführt werden soll.“

Ring keine Alternative
Seit dem 30. November läuft das Raumordnungsverfahren für den sogenannten Ostbayernring (von Redwitz nach Schwandorf). Das heißt aber nicht, dass damit P44 mod. vom Tisch sein könnte. Zwar wurde laut NEP auch diese Variante – samt einer Weiterführung nach Raitersaich (Kreis Fürth) betrachtet, jedoch „aus Längen- und Nachhaltigkeitsgründen verworfen“. Zudem betont Tennet-Sprecherin Hörchens, beide Vorhaben – Ostbayernring und P44 – seien völlig unabhängig voneinander.

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