Sportler der Woche Als Aufsteiger mischt der TSV Neunkirchen die Volleyball-Landesliga auf, inklusive Herbst-Titel. Wenn es so weiter geht, "droht" sogar die Bayernliga. Coach Heermann ist bereit für das Abenteuer.
Neunkirchen am Brand - Pünktlich zum 25. Jubiläum der Volleyballabteilung des TSV Neunkirchen sorgte die Mannschaft für den dazugehörigen Tusch - in Gestalt des erstmaligen Aufstiegs in die Landesliga. Und als wäre das noch nicht genug, schlägt sich das Team von Spielertrainer Jürgen Heermann so unerwartet erfolgreich, dass es nicht nur seit einigen Wochen als Aufsteiger an der Spitze der Landesliga Nordwest steht, sondern auch die Herbstmeisterschaft an den Brandbach holen konnte. Und das, obwohl der TSV nach zehn Spieltagen immer noch ein Spiel, in einem Fall sogar zwei Spiele weniger ausgetragen hat als die Konkurrenz.
Mittel- statt Oberfranken
Dabei sind die Männer um Jürgen Heermann recht froh, dass sie in den Bezirk Mittelfranken eingruppiert wurden, obwohl Neunkirchen bekanntlich nach Oberfranken gehört. Aber das kennen ja auch die Fußballer, die seit jeher ebenfalls in den Spielbezirk Mittelfranken eingeordnet sind. Denn die Volleyball-Ligen finden ab etwa Ende September über die Wintermonate statt, da wären Anfahrten nach Hof oder Wunsiedel eine unkalkulierbare Strapaze. Und selbst bei einem so milden Winter eignet sich die Witterung in den oft despektierlich als "Bayerisch Sibirien" gebrandmarkten Regionen um Frankenwald und Fichtelgebirge nicht gerade für einen Sonntagsausflug.
Dann fährt man schon lieber nach Unterfranken, wie etwa zum TV Trennfurt (am Main bei Klingenberg gelegen) oder zum VfL Volkach. Oder nach Mittelfranken zum TSV Weißenburg oder zum TV Bad Windsheim. Vereine, die ebenfalls in die Landesliga Nordwest eingruppiert, aber ebenfalls mit einem längeren Anfahrtsweg verbunden sind.
Die Sportler des TSV Neunkirchen müssen aber auch ein wenig Vorsorge treffen, denn wenn der Höhenflug, zu dem sich der TSV gerade angeschickt hat, unverändert anhält, "droht" in der nächsten Saison die Bayernliga.
Wenn man nicht spätestens dort zum Futter für die Haie werden will, muss man sich ernsthaft über Verstärkungen Gedanken machen. Und genau wie im Fußball gilt hier, dass die Qualität einer Mannschaft mit einer entsprechenden Bank steigt oder fällt, mit der Möglichkeit, in der Aufstellung zu variieren. Hinzu kommt, dass auch Volleyball nicht gänzlich frei von der Gefahr ist, sich Verletzungen zuzuziehen. Nur die Art ist anders. Ein Kreuzbandriss ist eher selten, aber es kann zu Kapselverletzungen unterschiedlicher Schwere kommen oder zu Sehnenproblemen. "In der letzten Saison hatten wir sogar einen Armbruch", so Heermann: "Überhaupt war die letzte Spielzeit recht verletzungsanfällig, und darauf müssen wir vorbereitet sein."
Mit diesem "Tag X" muss man sich beim TSV gezielt befassen - spätestens dann, wenn es tatsächlich am Saisonende zum Aufstieg in die Bayernliga langt. "Falls es mit dem Aufstieg in die Bayernliga klappt, muss der Kader passen", stimmt sein Co-Trainer Sebastian Lenz zu.
Bevor sich Jürgen Heermann dem TSV Neunkirchen anschloss, war er bereits in der Nähe von Nürnberg, beim SV Schwaig in der Regionalliga - der Spielertrainer weiß also, was einer Mannschaft blüht, sobald sie die höheren Weihen erreicht hat. Die übrigen Spieler leben ebenfalls in der Region, die meisten im erweiterten Umkreis - im Raum Erlangen, in Neunkirchen selbst. Nur einer kommt von weiter her, nämlich aus Ingolstadt. Allerdings ist das nicht, wie sich vermuten lässt, ein Legionär aus Bayerns Süden, denn vor allem im Münchner Gebiet sind Vereine wie Dachau oder Lohhof besonders stark vertreten. Der Spieler musste sich beruflich südwärts verändern, bleibt aber dem TSV Neunkirchen treu, fährt gelegentlich zum Training, steht der Mannschaft aber vor allem bei wichtigen Spielen zur Verfügung. Die Altersbandbreite ist ebenfalls beträchtlich, denn der älteste aktive Spieler ist 46 Jahre alt, der jüngste gerade 21.
Wie schnell es gehen kann, wenn man sich bereits auf den Aufstieg eingestellt hat, mussten die Neunkirchner in der letzten Spielzeit erfahren, denn im April 2012 unterlagen sie am letzten Spieltag und mussten in die Relegation - mit einem guten Ausgang. Man musste in die Aufstiegsrelegation gegen den VC Forchheim und den TSV Lengfeld.
Die Forchheimer belegen in der Parallelgruppe Nordost den vorletzten Platz, Lengfeld ist in der Neunkirchner Gruppe Nordwest gar Tabellenletzter. Schon im Vergleich mit seinen Mitaufsteigern wird also das "Wunder von Neunkirchen" transparent.
Zur Person
Geburtsdatum: 28. August 1973
Geburtsort: Speyer
Familienstand: verheiratet, zwei Kinder
Wohnort: Neunkirchen am Brand
Beruf: Gymnasiallehrer (Biologie, Chemie)
Hobbys: Volleyball, Musik
Vereine: TSV Neunkirchen, SV Schwaig
Schönster Erfolg: Gewonnene Aufstiegsrelegation (April 2012)
Schlimmste Niederlage: Der verlorene Direktaufstieg, so dass man in die Aufstiegsrelegation musste. gw
VON UNSEREM MITARBEITER Gernot Wildt