Zahlreiche Unfälle mit Blechschäden - Notaufnahme der Uniklinik verzeichnet Zunahme von Knochenbrüchen
Winterliebhaber, Kinder und "Augenmenschen" kamen gestern auf ihre Kosten. Doch das Ganze hatte auch eine Kehrseite: Staus auf den Straßen, Dauereinsatz beim Winterdienst. Und die Unfallchirurgie in der Uniklinik hatte alle Hände voll zu tun: Hier wurden im Lauf des Vormittags über 100 Patienten mit Knochenbrüchen, Prellungen und Ähnlichem behandelt - mehr als doppelt so viele wie an einem normalen Tag.
ERLANGEN - "Für die Kinder war die Pause heute überragend": Das konnte der Leiter der Loschgeschule Harald Egelseer gestern mit Fug und Recht konstatieren. Denn der schwere, pappige Schnee war bestens dafür geeignet, in irgendeiner Form weiterverarbeitet zu werden. Zu Schneebällen oder, wie in der Grundschule an der Loschgestraße, zu etlichen Schneemännern.
Doch des einen Leid ist des anderen Freud': Diese Binsenweisheit hat sich am gestrigen "Schneemontag" wieder bewiesen. Was die Kinder am Vormittag in den Erlanger Schulen begeisterte, löste an anderen Stellen weitaus weniger Entzücken aus. Autofahrer mussten sich auf Wartezeiten im Stau einstellen, Postboten pflügten mit Leibeskräften durch den Schnee und hatten zu tun, um sich zu verschneiten Briefkästen vorzuarbeiten.
"Wir wünschen uns den Frühling", stöhnte denn auch Gabriele Trotzauer, Leiterin der Abteilung Straßenreinigung und Winterdienst bei der Stadt. Wie die Situation gewesen sei? "Anstrengend! Der nasse, schwere Schnee hat alle Kräfte unserer Mitarbeiter gefordert", lautete ihr Resümee am Nachmittag.
Um drei Uhr morgens beginnt der Tag für den Winterdienst. Gestern war Peter Langner, Chef der Müllabfuhr, mit der - wöchentlich wechselnden - Aufgabe des Rufbereitschaftsmeisters betraut. Bei seiner frühmorgendlichen Kontrollfahrt war schnell klar: Alle, die in Bereitschaft sind, müssen diesmal 'ran.
Um 3.30 Uhr war es soweit: 120 Mitarbeiter des Winterdienstes rückten aus. Das Kommando hatte jetzt Winterdienstmeister Wilfried Graupe übernommen. Auf acht Hauptstrecken wurde mit zehn Großfahrzeugen geräumt und Salz gestreut. 40 Kleinfahrzeuge räumten auf Radwegen, Überwegen und an Bushaltestellen und streuten Granulat. Etliche Mitarbeiter schippten außerdem per Hand.
"Wir konnten uns heute nur um die Strecken erster Priorität kümmern", sagte Gabriele Trotzauer anschließend. Weil der Schneefall erst im Lauf des Vormittags aufhörte, habe die Prozedur wiederholt werden müssen. "Es gibt einen Lichtblick", stellte sie fest. "Die Schneefallgrenze steigt an."
Müllabfuhr kam nicht
Das heißt, dass ab heute auch die Müllabfuhr wieder unterwegs ist. Gestern blieben die Tonnen stehen. "Solche Entscheidungen treffen wir nicht oft - das letzte Mal war 2010", sagte Trotzauer. Aufgrund der Schneemassen sei es für die Müllarbeiter unmöglich gewesen, die Tonnen herauszuziehen. Die Leerung der Papiertonnen solle am Samstag nachgeholt werden. Die Abfuhr der Restmüll- und Biotonnen könne sich aufgrund der Verzögerung unter Umständen bis Samstag hinziehen.
Das erste Mal in diesem Winter haben sich die Wetterverhältnisse gestern auch massiv auf den Busverkehr ausgewirkt. So hatten zum Beispiel die Regionalbusse, die von Bubenreuth, Eschenau oder auch Höchstadt nach Erlangen fahren, am Morgen bis zu 60 Minuten Verspätung. Auch bei den Stadtbussen gab es Verspätungen.
Wer mit dem Auto unterwegs war, dem ging es allerdings nicht besser. Pendler, die von Neunkirchen nach Erlangen unterwegs waren, standen teilweise bereits ab Dormitz im Stau. Die einspurige Verkehrsführung mit Ampelregelung an der Baustelle in Buckenhof erschwerte das Fortkommen zusätzlich, so dass die Polizei zeitweise den Verkehr regelte.
Trotz der chaotischen Wetterverhältnisse verzeichnete die Erlanger Polizei bis zur Mittagszeit nur fünf witterungsbedingte Verkehrsunfälle. Verletzt wurde dabei niemand. Die meisten Verkehrsteilnehmer rutschten gegen geparkte Fahrzeuge. Einem Bus stand ein Ampelmast im Wege. Ein Verkehrsteilnehmer machte auf der B4 auf Höhe der Südkreuzung mit dem Straßengraben Bekanntschaft.
Kurzzeitige Verkehrsbehinderung entstanden hauptsächlich durch Lkw und Busse, die hängen geblieben waren. Auch auf den Steigungsstrecken in Kalchreuth, Adlitz, Marloffstein und in Großgeschaidt kam es aus diesem Grund immer wieder zu Verkehrsstörungen. In einem Fall steckte sogar der Abschleppdienst kurzfristig in den Schneemassen fest.
Weitgehend glimpflich liefen die Unfälle auch hier ab. Bereits in der Nacht war ein 30-Jähriger mit seinem Wagen in einer Kurve von der Fahrbahn abgekommen, verletzt wurde er jedoch nicht.
Ein Autofahrer, der auf der B2 am Großgeschaidter Berg in Richtung Nürnberg unterwegs war, wollte im Kolonnenverkehr seine Fahrt kurzerhand abbrechen und wieder nach Hause fahren. Als er, trotz durchgezogener Linie, über die B2 wenden wollte, übersah er auf der Gegenspur einen entgegenkommenden Pkw, krachte in diesen und wurde selbst noch auf einen weiteres Auto geschoben.
Auf der A3 zwischen Nürnberg und Erlangen ereigneten sich sechs Verkehrsunfälle. Die Ursache war in allen Fällen dieselbe: Die Fahrer waren zu schnell unterwegs und gerieten ins Schleudern.
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VON EVA KETTLER
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