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Channel: Neunkirchen am Brand - Pressemeldungen
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"Wanne" ist noch leer

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Eine neue Runde im Preispoker um den Baader Weiher
Im Neunkirchener Ortsplan, der die Gemeindebroschüre bereichert, glänzt er noch himmelblau: der jahrhundertealte Baader Weiher. Seit nunmehr zwölf Jahren ist er aber eine trockene Mulde, in der ein Meer von Mitbürgern endlich wieder Wasser sehen will. Realisieren soll dies die Gemeinde, die mit den Weiherbesitzern über einen Ankauf verhandelt.
Dabei unternahm der Gemeinderat nun eine Aktion, die eher Öl ins Feuer gießen als Wasser in den Teich fließen lassen könnte.
NEUNKIRCHEN - Seit Jahren schon feilschen Weiherbesitzer und Kommune um den Preis für das Grundstück. Dazu muss man etwas ausholen: Den Eigentümern, die 2001 das Wasser abließen, schwebte ursprünglich eine Bebauung des Areals vor. Diese Pläne, die in der Bevölkerung, bei Naturschützern, beim Angelfischereiverein Schwabachgrund, bei der örtlichen Agenda 21 und auch unter Politikern eine Protestwelle auslösten, sind endgültig vom Tisch.
Der Gemeinderat schützte den trockengelegten Weiher zunächst durch eine Veränderungssperre und danach durch einen Grünordnungsplan, der das Grundstück zwingend als landwirtschaftliche, freie Fläche festlegt. Da dies einen "enteignungsgleichen Eingriff" darstelle, strengte die Privatbesitzerin ein Normenkontrollverfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof München an, das 2006 scheiterte. Die Kommune bekam recht: Das Teichgelände darf weder bebaut noch verfüllt werden.
Die Wiedereinleitung von Wasser aus dem vorbeifließenden Haarbach ist den Eigentümern aber nicht vorgeschrieben. Das möchte die Kommune aber unbedingt und strebt einen Ankauf der 5000 Quadratmeter großen "Wanne" an. Der Wunsch nach Wiederbewässerung ist nachvollziehbar, denn der Weiher ist uralt sowie ortsbildprägend, und viele Neunkirchener - nicht nur die achtzig Bewohner von Baad - verbinden mit dem Gewässer Jugenderinnerungen.

Eislaufen gelernt
Bürgermeister Heinz Richter (wie auch sein Amtsvorgänger Wilhelm Schmitt) nutzte den Teich in seiner Jugend zum Eislaufen und animierte später auch die Kinder dazu. Der Baader Ortssprecher Georg Schmitt, ein beharrlicher Kämpfer für die Flutung des zirka 80 Meter langen und 70 Meter breiten Seegrunds, verfügt als Weihernachbar über ein familiäres Bildarchiv. Es zeigt badende und mit dem Floß paddelnde Jugendliche aus der Zeit um 1990, aber auch im Wasser stehende Kühe und Pferde aus der Vorkriegsepoche.
Der Ortssprecher, von Beruf Konrektor an einer benachbarten Mittelschule, ist sich sicher, dass der Weiher schon zu Zeiten des Augustiner-Chorherrnstifts existierte. Die Goldwitzer- Chronik belegt reichlichen Klosterbesitz in Baad durch Schenkungen und Ankäufe zwischen 1396 und 1423.
Der Baader Weiher ging in der Neuzeit in Gemeindebesitz über; 1873 erhielt die Neunkirchener Feuerwehr die Auflage, ihn "instand zu setzen", um bei Feuergefahr einen Wasserbehälter zu haben . Nach dem letzten Krieg ging der See im Tauschverfahren an eine ehemalige Brauerei, die ihn zur Fischzucht und für das Schlagen von Eisblöcken zur Bierlagerung nutzte. Im Gegenzug erhielt die Kommune Grundstücke, auf denen 1953 das Schwimmbad (damals auch Löschwasser-Bassin) und das Sportgelände entstanden.

Schwierige Verhandlungen
Der Baader Weiher befindet sich heute noch im Familienbesitz der früheren Brauerei: Die Eigentümerin wird seit Jahren von der Gemeinde zum Verkauf des Weihers umworben. Bauland, dessen Grundstückswert in Baad bei aktuell 82,50 Euro pro Quadratmeter liegt, ist der Weiher eindeutig nicht, sondern lediglich landwirtschaftliche Fläche. Für die ermittelte der Gutachterausschuss des Landkreises einen Bodenrichtwert von nur 2,70 Euro/qm. Lange Zeit bot die Kommune vergeblich einen Kaufbetrag an, der um ein Mehrfaches über diesem Minimum lag.
Noch im Februar 2013 gab es einen Haushaltsentwurf der Gemeinde, der sich an dieser großzügigeren Regelung orientierte. Bei der Beratung Im Finanzausschuss des Gemeinderats wurde die Angebotssumme dann aber drastisch reduziert. Eine schwierige Verhandlungsposition für die Gemeinde.
VON HEINZ GÖPFERT

Originalbericht enthält Fotos, die wir aus rechtlichen Gründen nicht hier einstellen dürfen

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