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Channel: Neunkirchen am Brand - Pressemeldungen
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Treffsicheres Gemälde der Weimarer Zeit

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Ewald Arenz stellt im Neunkirchener Erzählcafé den Krimi "Das Diamantenmädchen" vor

Das Neunkirchener Erzählcafé ist bis auf den letzten Platz besetzt. Der Grund: Ewald Arenz (Fürth) liest aus seinem historischen Kriminalroman "Das Diamantenmädchen". Dabei entführt er die Zuhörer in die kulturelle Welthauptstadt Berlin vor 90 Jahren, versprüht viel Lokalkolorit und unterhält in wunderbar charmanter Art. Dabei tritt die Frage, wer die Kugeln abgefeuert hat, schon bald in den Hintergrund.
NEUNKIRCHEN - "Das Diamantenmädchen ist mein erster Krimi, und es wird wohl mein einziger bleiben. Es ging nur darum, etwas auszuprobieren." Ewald Arenz erzählt darin von einem Geheimplan der Reichsregierung, illegale Diamanten auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen, um damit die immensen Reparationsforderungen der alliierten Kriegsgegner zu begleichen. Wozu es einen "kooperativen" Diamantenschleifer wie Paul van der Laan braucht. Der wiederum ist mit der Reporterin Lili Kornfeld und deren Bruder Wilhelm seit Kindheitstagen befreundet. Schon stehen die Hauptpersonen auf der literarischen Bühne. "Natürlich finden sich typischen Krimielemente, aber viel wichtiger als die Frage nach dem Täter ist für mich die Frage des "Warum". Was bringt Menschen dazu zu töten? Das Berlin der 20er Jahre, die roaring twenties, müssen eine faszinierende und zugleich verstörende Zeit gewesen sein. Ein ungeheurer Kulturbruch in Form der Emanzipation setzte den Männern heftig zu.

Leiche im Smoking
Frauen in kurzen Röcken, vielleicht sogar im Hosenanzug und mit kurzen Haaren, sogar mit Wahlrecht. "Kein Wunder, dass sich da mancher das Kaiserreich zurückgewünscht hat." Hinzu kommen "Neger", die man vorher im Straßenbild nicht gesehen hatte. Dabei handelt es sich um einige Tausend sogenannter Askaris. Afrikanische Soldaten, die in den ehemaligen deutschen Kolonien zur Schutztruppe gehört und später auf Seiten der Deutschen im Ersten Weltkrieg gekämpft hatten. Einer davon darf als elegante Leiche in Smoking und Glacee-Handschuhen im Theater am Nollendorfplatz herumliegen.
Dem Gymnasiallehrer Ewald Arenz, der unter anderem studierter Historiker ist, liegt ein solches Sujet, in dem er akribisch Recherchiertes und dichterische Freiheit zu einer poetischen Melange vermischt. Die Kommissare Schambach und Togotzes hat es wirklich gegeben, ebenso die riesigen Juwelenmengen, die russische Adelige auf ihrer Flucht vor den Bolschewisten aus der Sowjetunion in den Westen gerettet hatten. "Der Kriminalfall ist aber meiner Fantasie entsprungen." In Dialogen voller Esprit und Elegance schildert Ewald Arenz die Ermittlungen, aber mehr noch die Hintergründe, die zur Tat führten. Dabei erinnert sein lakonischer, humorvoller und abgründiger Stil an Raymond Chandler. Nach der zweistündigen Lesung sind die Zuhörer nicht nur Experten in der Verarbeitung edler Steine sondern auch bestens unterhalten. UDO GÜLDNER

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