Seit 30 Jahren organisiert und finanziert Peter Lichtenberger als Privatmann und auf eigene Kosten hochklassige Orgelkonzerte, Chorwerke und Kammermusik in Neunkirchen. Zum Auftakt der Jubiläumssaison hat sich der Hesse, der seit 1976 in Neunkirchen lebt, einen persönlichen Wunsch erfüllt. Hugo Wolfs "Italienisches Liederbuch" eröffnet die Jubiläumssaison im Katholischen Pfarrgemeindehaus. Ein kammermusikalisches Juwel unter den bisher fast 180 Konzerten. "Nächstes Jahr werde ich 70.
Da wird es noch einmal Konzerte geben. Was danach kommt, weiß ich noch nicht", sagt Peter Lichtenberger.
Liederabende haben es beim Publikum schwer. Vielleicht weil sie, mehr als das Sinfonische, der Aufmerksamkeit bedürfen, des genauen Hinhörens, des Verinnerlichen der Worte, die oft eine zweite oder dritte Bedeutung implizieren. Nur wenige Zuhörer sind es, die Hugo Wolfs "Italienisches Liederbuch" im Rahmen der Neunkirchener Kulturtage erleben wollen. Dabei ist der Komponist kein ganz Unbekannter und hat mit Agnes Kovacs, die ihre Premiere in Neunkirchen hat, eine kongeniale Interpretin.
Ihr Widerpart Georg Poplutz und die gebürtige Ungarin singen an keiner Stelle der 46 Teile des Lied-Zyklus' miteinander, wohl aber nebeneinander und voneinander. Voller Schönheit singen sie von der Schönheit, bis man von der Präzision, der Intonation und der Ausdruckskraft ihrer lyrischen Stimmen hingerissen ist. Dabei muss sich der arme Tenor von seiner streitsüchtigen, schnippischen und zänkischen Kollegin schon so einiges anhören. Oft genug zuckt der jugendliche Liebhaber zusammen, aber nicht etwa, weil Agnes Kovacs den Ton nicht trifft, sondern ihn im Innersten.
Melancholische Melodien
Den Texten, die Paul Heyse (1830-1914), der "Wiederentdecker Italiens im 19. Jahrhundert", mit zarter Feder ins Deutsche übertragen hat, spürt das Gesangsduo voller Empathie und Emphase nach, weiß die Nuancen auszuleuchten, das Feinnervige anzudeuten, das volkstümlich Troubadourhafte nicht zu verleugnen. Der vielseitigen vokalen Gestaltung ist es zu verdanken, dass die größtenteils sehnsüchtig-melancholischen Melodien keinen Überdruss beim Publikum erzeugen. Mit ihrer kecken, mitunter spöttischen Ader wissen Agnes Kovacs und Georg Poplutz den ironischen Kleinoden ihren Witz zu entlocken.
Denn Hugo Wolf hat zwischen all die romantisch verklärten und gefühlvoll- schmachtenden Liedchen auch so manche satirische Miniatur gesetzt. Etwa, wenn sie von einem "älteren" Liebhaber singt, der sich zuletzt als 14-Jähriger entpuppt. Oder sie erzählt von ihrem Liebsten, der so klein ist, dass er vor Schnecken erschrickt. Einmal sogar tritt ein Mönch auf, der bei der "Beichte" mit dem Mädchen alleine sein möchte.
Südländische Theatralik
Hugo Wolf nimmt das Leben nicht so ernst, und das macht den Reiz des "Italienischen Liederbuches" aus. Die italienischen Liebeslieder, die der südländischen Theatralik nicht entbehren, handeln von der Sehnsucht, dem Begehren, vom Abschied, vom Schmerz und der Eifersucht, eines sogar in der Form einer sopranistischspitztönigen Rachearie. Als "Rispetti" erzählen sie vom Gefühlschaos in den Herzen, als "Lamenti" von den Klagen der Geliebten, und als "Velote" von den kleinen Episoden des Glücks.
Am Flügel ergänzt Hilko Dumno seine Frankfurter Kollegen auf einem eigens für das Konzert herbeigeschafften Bösendorfer. Dabei wäre es fehl am Platze, ihn als bloßen Begleiter abzutun, wie er in romantischen Liederzyklen eines Franz Schubert etwa anzutreffen ist. Vielmehr entwickelt sich der Pianist im Laufe des Abends, und das liegt vor allem am Komponisten Hugo Wolf (1860-1903) selbst, zu einer gleichwertigen Stimme, einem Teil eines Trios. Dabei singt Hilko Dumno still mit, während seine Hände die eigenen Lippenbewegungen in Töne verwandeln. Oft kann man sich dabei eines impressionistischen Eindrucks nicht erwehren, auch wenn durchaus dramatische und leidenschaftliche Motive, bis hin zu emotionalen Eruptionen, die kleinen Hämmerchen in Bewegung setzen.
Nach knapp zwei Stunden erfüllten Liedgesangs versteht man Peter Lichtenberger, dass er sich diesen Traum erfüllt hat. Ein zauberhafter, erheiternder Abend voller beglückender Momente. Wie heißt es doch im "Italienischen Liederbuch": "Auch kleine Dinge können uns entzücken, auch kleine Dinge können teuer sein." UDO GÜLDNER
ⓘ Das nächste Neunkirchener Konzert findet am Donnerstag, 9.
Mai, ab 18 Uhr in der Katharinenkapelle statt. Dann trägt das Bamberger Berganza-Quartett Streichquartette Ludwig van Beethovens und Karl Höllers vor. Weitere Infos bei Peter Lichtenberger (Tel. 0 91 34/18 37) oder im Internet unter www.neunkirchenerkonzerte. de
Da wird es noch einmal Konzerte geben. Was danach kommt, weiß ich noch nicht", sagt Peter Lichtenberger.
Liederabende haben es beim Publikum schwer. Vielleicht weil sie, mehr als das Sinfonische, der Aufmerksamkeit bedürfen, des genauen Hinhörens, des Verinnerlichen der Worte, die oft eine zweite oder dritte Bedeutung implizieren. Nur wenige Zuhörer sind es, die Hugo Wolfs "Italienisches Liederbuch" im Rahmen der Neunkirchener Kulturtage erleben wollen. Dabei ist der Komponist kein ganz Unbekannter und hat mit Agnes Kovacs, die ihre Premiere in Neunkirchen hat, eine kongeniale Interpretin.
Ihr Widerpart Georg Poplutz und die gebürtige Ungarin singen an keiner Stelle der 46 Teile des Lied-Zyklus' miteinander, wohl aber nebeneinander und voneinander. Voller Schönheit singen sie von der Schönheit, bis man von der Präzision, der Intonation und der Ausdruckskraft ihrer lyrischen Stimmen hingerissen ist. Dabei muss sich der arme Tenor von seiner streitsüchtigen, schnippischen und zänkischen Kollegin schon so einiges anhören. Oft genug zuckt der jugendliche Liebhaber zusammen, aber nicht etwa, weil Agnes Kovacs den Ton nicht trifft, sondern ihn im Innersten.
Melancholische Melodien
Den Texten, die Paul Heyse (1830-1914), der "Wiederentdecker Italiens im 19. Jahrhundert", mit zarter Feder ins Deutsche übertragen hat, spürt das Gesangsduo voller Empathie und Emphase nach, weiß die Nuancen auszuleuchten, das Feinnervige anzudeuten, das volkstümlich Troubadourhafte nicht zu verleugnen. Der vielseitigen vokalen Gestaltung ist es zu verdanken, dass die größtenteils sehnsüchtig-melancholischen Melodien keinen Überdruss beim Publikum erzeugen. Mit ihrer kecken, mitunter spöttischen Ader wissen Agnes Kovacs und Georg Poplutz den ironischen Kleinoden ihren Witz zu entlocken.
Denn Hugo Wolf hat zwischen all die romantisch verklärten und gefühlvoll- schmachtenden Liedchen auch so manche satirische Miniatur gesetzt. Etwa, wenn sie von einem "älteren" Liebhaber singt, der sich zuletzt als 14-Jähriger entpuppt. Oder sie erzählt von ihrem Liebsten, der so klein ist, dass er vor Schnecken erschrickt. Einmal sogar tritt ein Mönch auf, der bei der "Beichte" mit dem Mädchen alleine sein möchte.
Südländische Theatralik
Hugo Wolf nimmt das Leben nicht so ernst, und das macht den Reiz des "Italienischen Liederbuches" aus. Die italienischen Liebeslieder, die der südländischen Theatralik nicht entbehren, handeln von der Sehnsucht, dem Begehren, vom Abschied, vom Schmerz und der Eifersucht, eines sogar in der Form einer sopranistischspitztönigen Rachearie. Als "Rispetti" erzählen sie vom Gefühlschaos in den Herzen, als "Lamenti" von den Klagen der Geliebten, und als "Velote" von den kleinen Episoden des Glücks.
Am Flügel ergänzt Hilko Dumno seine Frankfurter Kollegen auf einem eigens für das Konzert herbeigeschafften Bösendorfer. Dabei wäre es fehl am Platze, ihn als bloßen Begleiter abzutun, wie er in romantischen Liederzyklen eines Franz Schubert etwa anzutreffen ist. Vielmehr entwickelt sich der Pianist im Laufe des Abends, und das liegt vor allem am Komponisten Hugo Wolf (1860-1903) selbst, zu einer gleichwertigen Stimme, einem Teil eines Trios. Dabei singt Hilko Dumno still mit, während seine Hände die eigenen Lippenbewegungen in Töne verwandeln. Oft kann man sich dabei eines impressionistischen Eindrucks nicht erwehren, auch wenn durchaus dramatische und leidenschaftliche Motive, bis hin zu emotionalen Eruptionen, die kleinen Hämmerchen in Bewegung setzen.
Nach knapp zwei Stunden erfüllten Liedgesangs versteht man Peter Lichtenberger, dass er sich diesen Traum erfüllt hat. Ein zauberhafter, erheiternder Abend voller beglückender Momente. Wie heißt es doch im "Italienischen Liederbuch": "Auch kleine Dinge können uns entzücken, auch kleine Dinge können teuer sein." UDO GÜLDNER
ⓘ Das nächste Neunkirchener Konzert findet am Donnerstag, 9.
Mai, ab 18 Uhr in der Katharinenkapelle statt. Dann trägt das Bamberger Berganza-Quartett Streichquartette Ludwig van Beethovens und Karl Höllers vor. Weitere Infos bei Peter Lichtenberger (Tel. 0 91 34/18 37) oder im Internet unter www.neunkirchenerkonzerte. de