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"Die Betreuung reicht nicht aus"

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Asyl Die Flüchtlinge im Landkreis Forchheim brauchen mehr Zuwendung, fordert Peter Ehmann, der Geschäftsführer der Kreis-Caritas. Doch

die Mehrheit der Politiker fühlt sich

nicht zuständig.
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
Ekkehard Roepert

Kreis Forchheim - Ein elfjähriges Kind ist psychisch erkrankt und muss eingeschult werden. Eine Frau benötigt Hilfe, nachdem sie von ihrem Mann misshandelt worden ist. Ein Kind möchte eine Turngruppe der Volkshochschule besuchen, doch niemand stellt den Antrag.

Die Geschichten dieser Menschen erzählt Peter Ehmann. Der Geschäftsführer des Caritas-Kreisverbandes hat auf drei Schicksale von Asylbewerbern hingewiesen, um seine "Sorge auszudrücken": In einem Brief habe er sich an den Forchheimer Landrat Reinhardt Glauber (FW) und an die Fraktionsvorsitzenden im Kreistag gewandt. "Die Betreuung für die Asylbewerber reicht nicht aus", sagt der Caritas-Geschäftsführer.

Asyl-Sozialarbeit seit 30 Jahren
Seit 30 Jahren ist der Caritasverband in der Asyl-Sozialarbeit engagiert. Die Bewohner in der Jahnstraße seien gut versorgt, sagt Ehmann, "doch viele Asylbewerber werden nicht betreut - das ist krass."

Üblich sei es, für 150 Flüchtlinge (im Landkreis sind es aktuell 143) einen "Profi für die Asyl-Sozialarbeit" einzustellen, sagt Peter Ehmann. Daher hat er dem Landrat vorgeschlagen, dass die Caritas ihre Eigenmittel um 10 000 Euro erhöht, wenn gleichzeitig der Landkreis mit einem Eigenanteil von 9000 Euro in die Asyl-Sozialarbeit einsteigt.

"Der Kreis hat kein Geld, um das zu machen", meint Landrat Glauber. Und seine Pressesprecherin Kathrin Schürr ergänzt: "Es ist zu kurz gedacht, wenn man 9000 Euro gibt und dann sagt, jetzt ist das Thema gelöst." Schürr weist auf die unklaren Vorgaben der Regierung hin. 15 neue Asylbewerber pro Monat seien mittlerweile angekündigt. "Es werden immer mehr und die Zuteilung ist kurzfristig", kritisiert die Pressesprecherin, "Der Staat müsste für die Unterkünfte sorgen und müsste die Menschen betreuen, aber das macht der Staat nicht." Um die Forchheimer Unterkunft in der Bamberger Straße etwa habe sich die Behörde bemüht; die Mitarbeiter hätten das teilweise sogar in ihrer Freizeit geregelt.

Auch Jürgen Kränzlein, der Fraktionssprecher der SPD im Kreistag, kritisiert die "sehr zufällige" Regelung über die Aufnahme von Migranten. "Aber aus formalen Gründen zu sagen, das geht uns nichts an, das geht nicht", betont Kränzlein. Er will "Druck machen und aufbegehren". Die Parlamentarier müssten reagieren.

Jürgen Kränzlein kündigt an, das Thema aufzugreifen, wenn am 7. Juni die SPD-Bundestagsabgeordnete Annette Kramme nach Gößweinstein kommt. Hilfe im Sinne der Caritas fordert auch Karl Waldmann, Fraktionssprecher der Kreis-Günen. "Es geht hier um die Menschen und deren Betreuung, da muss man das Menschliche in den Vordergrund stellen." Obwohl sich der Staat hier aus der Verantwortung stehle, "genügt es nicht, nur zu schimpfen".

Finanziell am Ende?
Peter Eismann, der CSU-Fraktionssprecher, schimpft zwar nicht; aber unter Hinweis auf die Kreis-Finanzen lehnt er den Vorstoß der Caritas ab: "Der Kreis kann das nicht, wir sind finanziell am Ende. Ich befürchte, dass wir uns künftig von vielen freiwilligen Leistungen trennen müssen."

Solche Argumente erscheinen Karl Waldmann nicht glaubhaft. Bei diesem Thema berufe sich die politische Mehrheit auf den Staat. "Das gleiche Prinzip gilt aber offensichtlich nicht, wenn sich CSU, FW und die SPD eine Umgehungsstraße für Neunkirchen am Band in den Kopf gesetzt haben. Da sollen aus Gemeindemitteln gleich bis zu 110 000 Euro zugeschossen werden, obwohl es sich um eine Staatsstraße handelt und die Finanzierung der Maßnahme zu 100 Prozent das Land Bayern zu tragen hat."

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