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Channel: Neunkirchen am Brand - Pressemeldungen
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Der Mann mit dem Kopfhörer im Ohr

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Laufen Ein Kurs der SG Neunkirchen am Brand will aus Gelegenheitsjoggern in zehn Wochen Halbmarathon-Läufer machen. Christian Brüne ist der Schnellste in der Gruppe. Helfen ihm seine Ohrstöpsel vielleicht sogar dabei?
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED Michael Memmel

Neunkirchen am Brand - Die kleinen Kopfhörer wirken schon etwas überheblich. Der eine steckt im Ohr, der andere hängt lässig runter. Was hört er da eigentlich? Braucht er wirklich seine eigene Musik, während er mit der Gruppe durch Wald und Flur joggt? Solche Gedanken wischt Christian Brüne mit einem warmen Lächeln augenblicklich weg. Der Mann mit den zum Pferdeschwanz gebändigten lockigen Haaren signalisiert: Allzeit bereit für eine Plauderei. Dann mal los - mit dem Gespräch und der nächsten Laufeinheit.

Lust auf Bewegung
Keine Frage: Christian ist der Schnellste in der Gruppe - mal abgesehen von Trainer Harry Hüttmann. Beim Test der anaeroben Schwelle lief er einen Puls von 170 und ließ die Mitstreiter nur seine Fersen sehen. Umso erstaunlicher, dass er erst vor zwei Jahren zum Laufsport kam. In seiner Jugend in Iserlohn (Nordrhein-Westfalen) war er sehr aktiv unterwegs - mit BMX und Mountainbike, beim Schwimmen oder beim Hundesport Agility. Doch als das Berufsleben begann, das ihn vor neun Jahren in den Raum Erlangen führte, ließ das schnell nach. Als Experte für IT-Beratung hat er weitgehend eine sitzende Tätigkeit und sehnte sich nach einem Ausgleich: "Ich hatte nach Feierabend das Bedürfnis nach Bewegung."

Ein Fünf-Kilometer-Lauf in München brachte 2011 dann den nötigen Ansporn, wirklich mit dem Laufen zu beginnen. Der Reiz: Wer das Ziel im Olympiastadion erreichte, durfte kostenlos ein Konzert der Deutsch-Rapper "Die Fantastischen Vier" erleben. Guten Mutes stürzte er sich allein ins Training - und scheiterte sofort. "400 Meter lief es gut, dann brannte meine Lunge so sehr, dass ich aufhören musste. Die fünf Kilometer wären unerreichbar gewesen", erzählt Christian Brüne. Aber der Ermreuther warf die Flinte nicht ins Korn und blieb dran.

Er ließ es langsam angehen, erst ein Kilometer, dann zwei, drei, vier. So steigerte er sich kontinuierlich, bis er die zehn Kilometer drin hatte. Und zwar locker drin hatte. Das merkte er im vergangenen Sommer beim Urlaub in Dänemark. Vom Strand wollte er barfuß und ohne T-Shirt nur mal eben was im Laufschritt in der Ferienwohnung holen, verpasste allerdings den richtigen Aufgang und rannte dann zehn Kilometer in der Mittagssonne über die Insel. Nur 55 Minuten brauchte er dafür und war mächtig stolz. "Am nächsten Tag waren meine Fußsohlen aber voller blauer Flecken", berichtet er von einer schmerzhaften Erfahrung.

Von dem Neunkirchner Kurs las er zufällig in der Zeitung und fand: "Das ist genau das richtige für mich, weil ich schon das Ziel hatte, in Richtung Halbmarathon zu gehen und auch mal einen Wettkampf zu laufen." Damit ihm das auch gelingt, wenn er am 16. Juni in Fürth antritt, drosselt Trainer Hüttmann etwas die Geschwindigkeit: "Du musst langsam laufen." Der Körper des 33-Jährigen soll sich Schritt für Schritt an die längeren Strecken und die größere Belastung gewöhnen. Christian hat selbst immer die Tendenz, zu schnell zu rennen. Deshalb ist er froh, dass er nun mit seinem Kumpel Herbert, von ihm augenzwinkernd "Herr Bert" genannt, einen Partner gefunden hat, der ihn etwas einbremst. Mit ihm sind auch die längeren Einheiten am Wochenende, die sich mittlerweile auf fast zwei Stunden ausgewachsen haben, kein Problem mehr.

Schnitzeljagd in der Natur
Manchmal reicht es Christian Brüne aber nicht, sich einfach nur schnell zu bewegen. Der Wahl-Franke, der nebenher auch noch aktfotografiert (www.christianbruene.de), Homepages erstellt, sich selbst Cajon-Percussion beibringt und gelegentlich reitet, kombiniert das Laufen schon mal mit Geocaching. "Joggen und Loggen" nennt er diese besondere Form der Schnitzeljagd in der Natur.

Und was hört er jetzt nun für Musik beim Laufen? "Das ist der miCoach von Adidas", erklärt Christian. Dabei handelt es sich um eine kostenlose App für das Smartphone, die mittels GPS seinen Standort genau ermittelt. Die sagt ihm, wie schnell er läuft und wann er wieder einen Kilometer absolviert hat. "Das finde ich sehr motivierend", sagt er und lächelt wieder.

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