Feuerwehr im Dauereinsatz - Vollgelaufene Keller
VON ANDREA MUNKERT, MANUEL KUGLER UND FRANZ GALSTER
Sorgenvolle Blicke zum Himmel: Von Freitagmorgen an kämpfen Anwohner, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk gemeinsam gegen die Wassermassen. Bis zum Nachmittag hält das Hochwasser den Landkreis im Griff.
KIRCHEHRENBACH - In aller Herrgottsfrüh kommt die Flut. Immer höher klettert der Ehrenbach, verlässt das Ufer, tritt über die Straße und kriecht auf die Häuser zu. Die Feuerwehr rückt aus, versorgt die Anwohner mit Sandsäcken. Einige Stunden später hat sich der Fluss, obwohl noch immer unruhig, wieder zurückgezogen. In Kirchehrenbach erinnern nur noch Kies, Stöcke, Sand und Steine auf der Straße an das Hochwasser - und das Wasser in den Kellern.
"Zum Glück habe ich keinen Keller", sagt Erhard Kraus, dessen Haus direkt an der Straße steht. Gerade hat er die Kanalschächte von Unrat befreit, "sie waren völlig verstopft", das Wasser konnte nicht mehr ablaufen. Nebenan fegt ein Mann, so gut es geht, die nasse Straße, ein anderer befreit den Fluss von angeschwemmten Ästen.
Erhard Kraus zeigt auf die Hochwassermarke von 2011. "Ich bin 77 Jahre alt, aber so etwas wie damals habe ich noch nie erlebt." Bis zur Hüfte sei ihm das Wasser gestanden. Ganz so schlimm ist es diesmal nicht: 15 Zentimeter unter der Rekordmarke bleibt das Wasser stehen. Auch in Mittelehrenbach, wo sich die Bürger mit Sandsäcken hinter Einfahrten und Kellerfenstern verschanzt hatten, zieht sich das Wasser bald zurück.
*
Schlimmer erwischt hat es Neunkirchen.
Der Brandbach überflutete Teile des Innerorts sowie Grundschule und evangelischen Kindergarten. Das Wasser drang zudem in über 20 Keller ein. 160 Einsatzkräfte der Feuerwehr und weitere 60 Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) waren hier vom frühen Morgen an bis in den Nachmittag damit beschäftigt, eingedrungenes Wasser abzupumpen. In Neunkirchen, Kleinsendelbach und Dormitz hatten die Helfer sogar Kollegen aus dem Nachbarlandkreis Erlangen- Höchstadt angefordert, die sie mit Pumpen und anderem Gerät unterstützten. Im Bereich Kleinsendelbach und Steinbach musste die Polizei mehrere Straßen sperren.
*
Der erste Sturm ist auch bei Kunreuth überstanden. Auf der Staatsstraße zwischen dem Ort und Dobenreuth waren in der Nacht zum Freitag noch zwei Autos auf überfluteter Strecke steckengeblieben. Am nächsten Morgen sind nur noch die Spuren von Geröll zu sehen, die Mitarbeiter des Straßenbauamtes beseitigen. Schwere Schäden hat das Wasser am Bankett hinterlassen.
*
"Die erste Phase haben wir glimpflich überstanden, der nächste Sturm ist aber schon angekündigt", sagt ein junger Feuerwehrmann in Gosberg. Hinter ihm leiten zahlreiche Schläuche Wasser über das Anwesen Stöhr in den Kanalschacht. Hinter dem Haus stehen an der Betonmauer Peter und Sabrina Stöhr. Ihr elterliches Anwesen haben sie nach der letzten Katastrophe vor zwei Jahren durch diese Mauer geschützt.
Das Wasser, das aus Richtung Dobenreuth über die Felder herankroch, staute sich außerhalb der Mauer an. Nur die Obstbäume bekamen nasse Füße. "Trotz aller nachbarlicher Hilfe waren vor zwei Jahren 200 Quadratmeter Keller unter Wasser. Jetzt tritt das Jahrhundertwasser schon alle zwei Jahre auf", sagt Sabrina Stöhr. "Um "2 Uhr morgens haben wir Pumpen und Schläuche aufgebaut", erzählt Bruder Peter.
Die Feuerwehr half mit. Kommandant Werner Greif zieht eine erste Bilanz nach dem Einsatz. "Wir haben aus der letzten Katastrophe gelernt und dieses Mal die Bürger rechtzeitig informiert, das kam sehr gut an. Um 5.35 Uhr ging der erste Alarm ein, fast minütlich kam dann eine neue Meldung von Bürgern oder der Leitstelle. Insgesamt waren es 15 Meldungen." Die Wehren aus Gosberg, Pinzberg, Dobenreuth
und Wiesenthau unterstützten die Anwohner mit rund 60 Einsatzkräften. Das THW Forchheim half mit Sandsäcken aus.
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An der Willersdorfer Mühle und der Aisch war die Lage - trotz hoher Pegelstände und Hochwasser- Warnstufe 3 von 4 - relativ entspannt, sagt Jürgen Kupfer vom Landratsamt Forchheim. An der Aisch seien bereits am Montag Vorsorgemaßnahmen getroffen worden: Mehrere Straßen und der Radweg zwischen Willersdorf und Haid waren gesperrt, nachdem der Pegel der Aisch schon auf 4,40 Meter angestiegen war. Erst ab einer Wasserhöhe von 5,40 Meter und Meldestufe 4 werde es kritisch, sagt Kupfer. Bis zum Nachmittag kletterte die Aisch an der Laufer Mühle auf 4,92 Meter.
Überzulaufen drohten lange Zeit der Kübelweiher in Heroldsbach, ebenso der Hirtenbach bei Hausen. "Die Helfer senkten mit Pumpen den Wasserpegel und haben die Dämme mit Sandsäcken stabilisiert", berichtet Kupfer.
*
Dass genügend Sandsäcke vorhanden waren, dafür sorgten die beiden Abfüllanlagen in Ebermannstadt und beim Forchheimer THW. Über 5000 Sandsäcke wurden bis zum Nachmittag verteilt. Die vorläufige Bilanz des Hochwasser-Einsatzes: 89 Einsätze im gesamten Landkreis Forchheim. 21 Feuerwehren rückten aus, unterstützt von rund 100 Spezialisten des THW, das zudem Hilfe von Kollegen aus Coburg erhalten hatte. Auf die Einsatzkräfte kommen womöglich schon am Wochenende neue Herausforderungen zu: Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei über 95 Prozent.
@Mehr Fotos unter www.nn-forchheim.de
VON ANDREA MUNKERT, MANUEL KUGLER UND FRANZ GALSTER
Sorgenvolle Blicke zum Himmel: Von Freitagmorgen an kämpfen Anwohner, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk gemeinsam gegen die Wassermassen. Bis zum Nachmittag hält das Hochwasser den Landkreis im Griff.
KIRCHEHRENBACH - In aller Herrgottsfrüh kommt die Flut. Immer höher klettert der Ehrenbach, verlässt das Ufer, tritt über die Straße und kriecht auf die Häuser zu. Die Feuerwehr rückt aus, versorgt die Anwohner mit Sandsäcken. Einige Stunden später hat sich der Fluss, obwohl noch immer unruhig, wieder zurückgezogen. In Kirchehrenbach erinnern nur noch Kies, Stöcke, Sand und Steine auf der Straße an das Hochwasser - und das Wasser in den Kellern.
"Zum Glück habe ich keinen Keller", sagt Erhard Kraus, dessen Haus direkt an der Straße steht. Gerade hat er die Kanalschächte von Unrat befreit, "sie waren völlig verstopft", das Wasser konnte nicht mehr ablaufen. Nebenan fegt ein Mann, so gut es geht, die nasse Straße, ein anderer befreit den Fluss von angeschwemmten Ästen.
Erhard Kraus zeigt auf die Hochwassermarke von 2011. "Ich bin 77 Jahre alt, aber so etwas wie damals habe ich noch nie erlebt." Bis zur Hüfte sei ihm das Wasser gestanden. Ganz so schlimm ist es diesmal nicht: 15 Zentimeter unter der Rekordmarke bleibt das Wasser stehen. Auch in Mittelehrenbach, wo sich die Bürger mit Sandsäcken hinter Einfahrten und Kellerfenstern verschanzt hatten, zieht sich das Wasser bald zurück.
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Schlimmer erwischt hat es Neunkirchen.
Der Brandbach überflutete Teile des Innerorts sowie Grundschule und evangelischen Kindergarten. Das Wasser drang zudem in über 20 Keller ein. 160 Einsatzkräfte der Feuerwehr und weitere 60 Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) waren hier vom frühen Morgen an bis in den Nachmittag damit beschäftigt, eingedrungenes Wasser abzupumpen. In Neunkirchen, Kleinsendelbach und Dormitz hatten die Helfer sogar Kollegen aus dem Nachbarlandkreis Erlangen- Höchstadt angefordert, die sie mit Pumpen und anderem Gerät unterstützten. Im Bereich Kleinsendelbach und Steinbach musste die Polizei mehrere Straßen sperren.
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Der erste Sturm ist auch bei Kunreuth überstanden. Auf der Staatsstraße zwischen dem Ort und Dobenreuth waren in der Nacht zum Freitag noch zwei Autos auf überfluteter Strecke steckengeblieben. Am nächsten Morgen sind nur noch die Spuren von Geröll zu sehen, die Mitarbeiter des Straßenbauamtes beseitigen. Schwere Schäden hat das Wasser am Bankett hinterlassen.
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"Die erste Phase haben wir glimpflich überstanden, der nächste Sturm ist aber schon angekündigt", sagt ein junger Feuerwehrmann in Gosberg. Hinter ihm leiten zahlreiche Schläuche Wasser über das Anwesen Stöhr in den Kanalschacht. Hinter dem Haus stehen an der Betonmauer Peter und Sabrina Stöhr. Ihr elterliches Anwesen haben sie nach der letzten Katastrophe vor zwei Jahren durch diese Mauer geschützt.
Das Wasser, das aus Richtung Dobenreuth über die Felder herankroch, staute sich außerhalb der Mauer an. Nur die Obstbäume bekamen nasse Füße. "Trotz aller nachbarlicher Hilfe waren vor zwei Jahren 200 Quadratmeter Keller unter Wasser. Jetzt tritt das Jahrhundertwasser schon alle zwei Jahre auf", sagt Sabrina Stöhr. "Um "2 Uhr morgens haben wir Pumpen und Schläuche aufgebaut", erzählt Bruder Peter.
Die Feuerwehr half mit. Kommandant Werner Greif zieht eine erste Bilanz nach dem Einsatz. "Wir haben aus der letzten Katastrophe gelernt und dieses Mal die Bürger rechtzeitig informiert, das kam sehr gut an. Um 5.35 Uhr ging der erste Alarm ein, fast minütlich kam dann eine neue Meldung von Bürgern oder der Leitstelle. Insgesamt waren es 15 Meldungen." Die Wehren aus Gosberg, Pinzberg, Dobenreuth
und Wiesenthau unterstützten die Anwohner mit rund 60 Einsatzkräften. Das THW Forchheim half mit Sandsäcken aus.
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An der Willersdorfer Mühle und der Aisch war die Lage - trotz hoher Pegelstände und Hochwasser- Warnstufe 3 von 4 - relativ entspannt, sagt Jürgen Kupfer vom Landratsamt Forchheim. An der Aisch seien bereits am Montag Vorsorgemaßnahmen getroffen worden: Mehrere Straßen und der Radweg zwischen Willersdorf und Haid waren gesperrt, nachdem der Pegel der Aisch schon auf 4,40 Meter angestiegen war. Erst ab einer Wasserhöhe von 5,40 Meter und Meldestufe 4 werde es kritisch, sagt Kupfer. Bis zum Nachmittag kletterte die Aisch an der Laufer Mühle auf 4,92 Meter.
Überzulaufen drohten lange Zeit der Kübelweiher in Heroldsbach, ebenso der Hirtenbach bei Hausen. "Die Helfer senkten mit Pumpen den Wasserpegel und haben die Dämme mit Sandsäcken stabilisiert", berichtet Kupfer.
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Dass genügend Sandsäcke vorhanden waren, dafür sorgten die beiden Abfüllanlagen in Ebermannstadt und beim Forchheimer THW. Über 5000 Sandsäcke wurden bis zum Nachmittag verteilt. Die vorläufige Bilanz des Hochwasser-Einsatzes: 89 Einsätze im gesamten Landkreis Forchheim. 21 Feuerwehren rückten aus, unterstützt von rund 100 Spezialisten des THW, das zudem Hilfe von Kollegen aus Coburg erhalten hatte. Auf die Einsatzkräfte kommen womöglich schon am Wochenende neue Herausforderungen zu: Die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei über 95 Prozent.
@Mehr Fotos unter www.nn-forchheim.de