Immer mehr Vereine im Landkreis unterstützen Senioren in ihrem Alltag - Dienst ist ganz bewusst nicht gratis
VON MANUEL KUGLER
In den eigenen vier Wänden alt werden, fast jeder hat diesen Wunsch.
Damit er sich erfüllt, reicht ab und zu schon eine helfende Hand. Die reichen sich immer öfter die Bürger selbst, auch im Landkreis. Auf die Hilfe des Staates wollen sie nicht warten. Noch ist aber für viele Senioren die Hemmschwelle hoch, die Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
KIRCHEHRENBACH - Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Ob er sich vorstellen kann, im Pflegeheim statt daheim zu leben? "Nein", antwortet Leo Neidhart bestimmt. 84 Jahre alt ist der Kirchehrenbacher. Er sitzt im Rollstuhl, laufen kann er kaum noch. Seine Frau Margaretha Neidhart kümmert sich um ihn. "Er ist ein ruhiger Patient", sagt sie. Doch der 78-Jährigen fällt die Arbeit zunehmend schwer.
Fenster putzen, das kann Margaretha Neidhart noch, zu schaffen machen ihr aber die hohen Fenster wie das zur Terrasse. Ihr Sohn, der im gleichen Haus lebt, unterstützt seine Mutter zwar, immer geht das aber nicht - er arbeitet oft Nachtschichten. Doch nun haben die Neidharts Unterstützung gefunden - bei Angelika Fuchs.
Im März wurde die Seniorengemeinschaft Ehrenbürg offiziell gegründet, Angelika Fuchs ist Initiatorin und Vorsitzende. Wie wichtig es ist, dass jemand zu Hause alt werden kann, weiß sie nur zu gut. Weil sie die Alternative kennt.
Erschreckende Zustände
Jahrelang arbeitete Angelika Fuchs in Heimen, erst als Pflegerin, später als Pflegedienstleiterin. "Ich konnte das mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren", erzählt die 59-Jährige. Ziel sei es oft gewesen, die Bewohner nicht zu befähigen, wieder allein zu leben, sondern in die nächsthöhere Pflegestufe zu bringen - dies bringe schließlich mehr Geld. Auch die Zahl der gut ausgebildeten Pflegekräfte nehme ab. Das Heim, glaubt Angelika Fuchs seither, darf immer nur die letzte Option sein.
110 Mitglieder hat ihr Selbsthilfe-Verein inzwischen, 45 von ihnen bieten Senioren die unterschiedlichsten Dienstleistungen an - vom Fahrdienst bis zur Gartenarbeit. In Anspruch nehmen die Hilfe erst 13 Menschen. "Die Hemmschwelle ist noch sehr hoch", sagt Angelika Fuchs. Gerade auf dem Land würden sich viele Menschen schwer tun, Hilfe anzunehmen.
Dabei dürfte der demographische Wandel gerade in den ländlichen Regionen besonders hart zuschlagen: Die wenigen Jungen, die es noch gibt, zieht es in die Städte, die vielen Alten - und Pflegebedürftigen - bleiben zurück. Die meisten Hilfseinrichtungen stehen trotzdem in der Stadt.
Auf den Staat wollen sich viele Bürger im Landkreis deswegen nicht verlassen, sie handeln selbst. Nicht nur in und um Kirchehrenbach. Seit Jahren schon unterstützen Neunkirchener Bürger im Verein "Miteinander-Füreinander" Senioren im Alltag. Auch die Projekte "Daheim ist daheim" (Diakonie) in Gräfenberg, "Wir für uns" in Heroldsbach oder "Lieber daheim" (Awo) in der Stadt Forchheim wollen älteren Menschen ein langes Leben daheim ermöglichen.
Acht Euro pro Stunde
Nicht überall wird für die Dienstleistungen Geld verlangt. Bei der Seniorengemeinschaft Ehrenbürg schon - und das ganz bewusst. Viele Menschen hätten ein schlechtes Gewissen, kostenlose Hilfe anzunehmen, oder seien sich unsicher, wie sie die Arbeit angemessen entschädigen sollen, erklärt Angelika Fuchs. Acht Euro pro Stunde erhalten die Helfer bei der Seniorengemeinschaft Ehrenbürg deshalb von den Senioren.
Zu den Neidharts kommt Angelika Fuchs einmal in der Woche. Sie übernimmt dann den Fahrtdienst nach Ebermannstadt, wo Leo Neidhart in die Tagespflege geht, begleitet Margaretha Neidhart beim Einkaufen und geht ihr im Haushalt zur Hand.
Es sind nur kleine Handgriffe. Und doch ermöglichen sie den Neidharts ein langes Leben in den eigenen vier Wänden.
ⓘ Die Seniorengemeinschaft Ehrenbürg ist über Angelika Fuchs, Telefon (091 91) 956 75 oder per Mail an angelika.fuchs-kbach@t-online.de, zu erreichen.
VON MANUEL KUGLER
In den eigenen vier Wänden alt werden, fast jeder hat diesen Wunsch.
Damit er sich erfüllt, reicht ab und zu schon eine helfende Hand. Die reichen sich immer öfter die Bürger selbst, auch im Landkreis. Auf die Hilfe des Staates wollen sie nicht warten. Noch ist aber für viele Senioren die Hemmschwelle hoch, die Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
KIRCHEHRENBACH - Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten. Ob er sich vorstellen kann, im Pflegeheim statt daheim zu leben? "Nein", antwortet Leo Neidhart bestimmt. 84 Jahre alt ist der Kirchehrenbacher. Er sitzt im Rollstuhl, laufen kann er kaum noch. Seine Frau Margaretha Neidhart kümmert sich um ihn. "Er ist ein ruhiger Patient", sagt sie. Doch der 78-Jährigen fällt die Arbeit zunehmend schwer.
Fenster putzen, das kann Margaretha Neidhart noch, zu schaffen machen ihr aber die hohen Fenster wie das zur Terrasse. Ihr Sohn, der im gleichen Haus lebt, unterstützt seine Mutter zwar, immer geht das aber nicht - er arbeitet oft Nachtschichten. Doch nun haben die Neidharts Unterstützung gefunden - bei Angelika Fuchs.
Im März wurde die Seniorengemeinschaft Ehrenbürg offiziell gegründet, Angelika Fuchs ist Initiatorin und Vorsitzende. Wie wichtig es ist, dass jemand zu Hause alt werden kann, weiß sie nur zu gut. Weil sie die Alternative kennt.
Erschreckende Zustände
Jahrelang arbeitete Angelika Fuchs in Heimen, erst als Pflegerin, später als Pflegedienstleiterin. "Ich konnte das mit meinem Gewissen nicht mehr vereinbaren", erzählt die 59-Jährige. Ziel sei es oft gewesen, die Bewohner nicht zu befähigen, wieder allein zu leben, sondern in die nächsthöhere Pflegestufe zu bringen - dies bringe schließlich mehr Geld. Auch die Zahl der gut ausgebildeten Pflegekräfte nehme ab. Das Heim, glaubt Angelika Fuchs seither, darf immer nur die letzte Option sein.
110 Mitglieder hat ihr Selbsthilfe-Verein inzwischen, 45 von ihnen bieten Senioren die unterschiedlichsten Dienstleistungen an - vom Fahrdienst bis zur Gartenarbeit. In Anspruch nehmen die Hilfe erst 13 Menschen. "Die Hemmschwelle ist noch sehr hoch", sagt Angelika Fuchs. Gerade auf dem Land würden sich viele Menschen schwer tun, Hilfe anzunehmen.
Dabei dürfte der demographische Wandel gerade in den ländlichen Regionen besonders hart zuschlagen: Die wenigen Jungen, die es noch gibt, zieht es in die Städte, die vielen Alten - und Pflegebedürftigen - bleiben zurück. Die meisten Hilfseinrichtungen stehen trotzdem in der Stadt.
Auf den Staat wollen sich viele Bürger im Landkreis deswegen nicht verlassen, sie handeln selbst. Nicht nur in und um Kirchehrenbach. Seit Jahren schon unterstützen Neunkirchener Bürger im Verein "Miteinander-Füreinander" Senioren im Alltag. Auch die Projekte "Daheim ist daheim" (Diakonie) in Gräfenberg, "Wir für uns" in Heroldsbach oder "Lieber daheim" (Awo) in der Stadt Forchheim wollen älteren Menschen ein langes Leben daheim ermöglichen.
Acht Euro pro Stunde
Nicht überall wird für die Dienstleistungen Geld verlangt. Bei der Seniorengemeinschaft Ehrenbürg schon - und das ganz bewusst. Viele Menschen hätten ein schlechtes Gewissen, kostenlose Hilfe anzunehmen, oder seien sich unsicher, wie sie die Arbeit angemessen entschädigen sollen, erklärt Angelika Fuchs. Acht Euro pro Stunde erhalten die Helfer bei der Seniorengemeinschaft Ehrenbürg deshalb von den Senioren.
Zu den Neidharts kommt Angelika Fuchs einmal in der Woche. Sie übernimmt dann den Fahrtdienst nach Ebermannstadt, wo Leo Neidhart in die Tagespflege geht, begleitet Margaretha Neidhart beim Einkaufen und geht ihr im Haushalt zur Hand.
Es sind nur kleine Handgriffe. Und doch ermöglichen sie den Neidharts ein langes Leben in den eigenen vier Wänden.
ⓘ Die Seniorengemeinschaft Ehrenbürg ist über Angelika Fuchs, Telefon (091 91) 956 75 oder per Mail an angelika.fuchs-kbach@t-online.de, zu erreichen.