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Channel: Neunkirchen am Brand - Pressemeldungen
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Konzertantes Ausrufezeichen gesetzt

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Auros-Trio aus München verzauberte das Publikum in Neunkirchen "àla francaise"

Mit der ungewöhnlichen Besetzung Viola, Querflöte und Harfe hat das Auros-Trio aus München ein kammermusikalisches Ausrufezeichen im katholischen Pfarrgemeindehaus gesetzt. Im Rahmen der Neunkirchener Konzerte spielten die drei jungen Musiker "à la française" mit barocken und modernen Werken. Das Publikum im ausverkauften Konzertsaal, darunter auch der Veranstalter Peter Lichtenberger, zeigte sich verzückt.
NEUNKIRCHEN - Es ist schon rund 300 Jahre her, dass die Triosonate das Licht der kammermusikalischen Welt erblickt hat. Oder besser gesagt der höfischen und später bürgerlichen Repräsentationskultur des Barock. Einer der fleißigsten Triosonaten- Erfinder war Georg Philipp Telemann. Auch ohne große virtuose Eskapaden reizt die a-Moll-Triosonate mit ihrer abwechslungsreichen Struktur aus langsamen und schnellen Sätzen.
Behutsam begibt sich das Auros-Trio, das sich seit drei Jahren ungewöhnlichem Repertoire zuwendet, mit seinen jungen Musikern auf eine Zeitreise, widmet sich anmutig und gelassen, sensibel und spielfreudig, gefühlvoll und berückend klar auch Marin Marais' "Cinq vieilles danses françaises" (Fünf alte französische Tänze). Obwohl diese am Wechsel vom 17. zum 18. Jahrhundert niedergeschriebenen mit folkloristischen Elementen angereicherten Miniaturen nicht etwa für die von Valentin Eichler gespielte Viola da braccio (Bratsche), sondern für Viola da gamba (Gambe) gedacht waren.
Umso erstaunlicher, dass sich in der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Komponisten erneut dieser ungewöhnlichen Form der Triosonate zuwandten. Und damit ihren barocken Vorläufern die Reverenz erwiesen.

Ungeheuer lebendig
Claude Debussy war es, der mit seiner "Sonate en trio" inmitten des Ersten Weltkrieges auch der exotischen Besetzung Querflöte, Harfe und Viola einen Platz in der Partitur zuwies. Ein Spätwerk des bereits von schwerer Krankheit gezeichneten Franzosen, das noch einmal ungeheure Lebendigkeit, aber auch wunderbar zauberhafte Melancholie ausstrahlt. Voll poetischer Inspiration interpretiert das Auros-Trio diesen Meilenstein mit erschreckender Präsenz und Präzision. Für die Melodie zeichnen Valentin Eichler (32) und Stefanie Finke (30) verantwortlich.
Ihrer großen interpretatorischen Sorgfalt ist es zu verdanken, dass Jacques Iberts kurz nach dem Zweiten Weltkrieg zu Papier gebrachten "Deux Interludes" mehr als nur "Zwei Zwischenspiele" nostalgischer oder hispanischer Art sind. Während der Bratschist das weiche, farbreiche Spektrum der Viola auskostet, spielt Stefanie Finke die Querflöte. Ihr stupendes Musikverständnis, ihre expressive Gestaltungskraft und ihre perfekte Herangehenweise macht den Auftritt des Auros-Trios zu einem eindrücklichen Erlebnis. Auch weil die Einzelstimmen bei aller Individualität eine homogene Ensembleleistung bieten.
Den Generalbass steuert Antonia Schreiber (28) bei, die an der Konzertharfe mit ebensolcher Zärtlichkeit zupackt, dass man jeden einzelnen Ton gleichermaßen bei seiner Entstehung wie bei seinem Entschwinden begleiten kann. Nach zwei Stunden geht ein packendes kammermusikalisches Erlebnis seinem Ende entgegen. Ein Fest der leise verklingenden Töne. UDO GÜLDNER

Originalbericht enthält Foto, das wir aus rechtlichen Gründen nicht hier einstellen dürfen

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