Stefan Grasse verzauberte die Synagogen-Besucher
Was tut man, um dem ständigen Regen zu entkommen und die Stimmung ein bisschen aufzuhellen? Man hört sich das Gitarrenspiel von Stefan Grasse an und lässt sich von ihm und seiner Musik an die Sandstrände der Copacabana und Ipanema, in die Tango-Bars von Buenos Aires oder nach Kuba in die Altstadt von Havanna entführen.
So oder ähnlich haben anscheinend eine ganze Menge Leute gedacht, die einen total verregneten Sonntagabend dazu nutzten, in die Synagoge nach Ermreuth zu gehen. Die Plätze jedenfalls waren nahezu alle besetzt, und der in Nürnberg lebende Meistergitarrist und seine Musikerkollegen, der Vibraphonist Radek Szarek und der Kontrabassist und Yehudi-Menuhin-Stipendiat Tobias Kalisch, fanden ein Publikum vor, das ihnen von einer Atlantikseite auf die andere folgte.
Fernweh beflügelt
Gerade hat Stefan Grasse seine neue CD "Brisas de Mar" veröffentlicht. Was lag also näher, als daraus ein kleines Konzert zu machen, eine Musik, die dazu besonders geeignet ist die Sinne zu wecken, das Fernweh zu beflügeln und Sehnsüchte aufkeimen zu lassen. Ihm und seinen Mitspielern gelang es von Anfang an, diese besondere Stimmung zu erzeugen.
In großer Stilvielfalt erklangen die Bossa Novas, die Boleros und die Valse Musettes der Pariser Cafés, genau so wie die andalusisch inspirierten Flamenco-Rhythmen. Titel wie "El Sueno del Chico keniata" erzählen von den Sehnsüchten eines jungen Kenianers aus Nairobi, eine "Brise parisienne" lässt die kleinen Bistros, Bars und Cafés entlang den Champs Elysees vor den Augen vorbeiziehen, und nicht wenige der begeisterten Zuhörer, die nach jedem Stück frenetisch applaudierten, schlossen während des Vortrages versunken die Augen.
Mit "Gnossienne et danse" verhilft Stefan Grasse dem Komponisten Erik Satie zu neuen Höhen und verheißt Lebensfreude pur. Inzwischen spürt man die "Brisa andaluza" auf der Haut. Stefan Grasse, mit Preisen überhäuft, hat mehr 1400 Konzerte in Europa, den USA, China und Australien gegeben. Gerade ist er von einem Kurzaufenthalt aus Südamerika heimgekehrt. Von der Kritik wird er als präziser und technisch brillanter Musiker und "Saiten-Paganini", als Meistergitarrist gefeiert.
Für das Konzert in der Ermreuther Synagoge hatte er den Percussionisten und Vibraphonisten Radek Szarek mitgebracht, einen Ausnahmemusiker, der am Vibraphon mit seinen schnellen Klöppeln völlig neue Klangräume entstehen lässt. Der 30-Jährige erhielt schon mit sechs Jahren in Polen Klavierunterricht und wurde dort mit Preisen ausgezeichnet. An der Nürnberger Musikhochschule studierte er Schlagzeug, bei dem amerikanischen Vibraphonisten Bill Molenhof erhielt er Unterricht, war Menuhin-Stipendiat und lehrt seit 2009 an der Musikhochschule als Marimba- und Jazz-Vibraphonlehrer.
Aber auch der Dritte im Bunde, Tobias Kalisch am Kontrabass, steht im Hinblick auf die Virtuosität nicht hinter den beiden zurück. Nach dem Studium dieses Instrumentes an der Nürnberger Hochschule und Mitgliedschaft im Bundes-Jugendorchester war auch er Stipendiat der Yehudi-Menuhin-Stiftung "Live Music Now". Seit 2003 ist er Lehrer für Kontrabass, E-Bass, Gitarre und E-Gitarre.
Unter diesen Umständen bedeutete es einen besonderen Hörgenuss, Dave Brubecks "Blue Rondo á la Turk" von diesen drei Ausnahmemusikern zu erleben im starken Kontrast zum Prélude Nr. 4 von Frederic Chopin.
Wechsel der Kontinente
Reizvoll besonders der Wechsel zwischen den Kontinenten, ein polnisches Volksstück wechselte sich mit einem kubanischen Traditional ab. Astor Piazzollas "Adios Nonino" oder "Verano porteno" gestattete einen virtuellen Blick in die Bars von Buenos Aires.
Egal ob Stefan Grasse seinen Flamenco oder Bossa Nova spielte, die unterschiedlichen Nuancierungen waren faszinierend. Dabei verharrten die Musiker stilistisch nicht unbedingt in der Tradition, sondern verbanden augenzwinkernd und modern die Folklore mit neuen Arrangements. Das Publikum dankte mit überschwänglichen Applaus und erreichte einige Zugaben. ROLF RIEDEL
Was tut man, um dem ständigen Regen zu entkommen und die Stimmung ein bisschen aufzuhellen? Man hört sich das Gitarrenspiel von Stefan Grasse an und lässt sich von ihm und seiner Musik an die Sandstrände der Copacabana und Ipanema, in die Tango-Bars von Buenos Aires oder nach Kuba in die Altstadt von Havanna entführen.
So oder ähnlich haben anscheinend eine ganze Menge Leute gedacht, die einen total verregneten Sonntagabend dazu nutzten, in die Synagoge nach Ermreuth zu gehen. Die Plätze jedenfalls waren nahezu alle besetzt, und der in Nürnberg lebende Meistergitarrist und seine Musikerkollegen, der Vibraphonist Radek Szarek und der Kontrabassist und Yehudi-Menuhin-Stipendiat Tobias Kalisch, fanden ein Publikum vor, das ihnen von einer Atlantikseite auf die andere folgte.
Fernweh beflügelt
Gerade hat Stefan Grasse seine neue CD "Brisas de Mar" veröffentlicht. Was lag also näher, als daraus ein kleines Konzert zu machen, eine Musik, die dazu besonders geeignet ist die Sinne zu wecken, das Fernweh zu beflügeln und Sehnsüchte aufkeimen zu lassen. Ihm und seinen Mitspielern gelang es von Anfang an, diese besondere Stimmung zu erzeugen.
In großer Stilvielfalt erklangen die Bossa Novas, die Boleros und die Valse Musettes der Pariser Cafés, genau so wie die andalusisch inspirierten Flamenco-Rhythmen. Titel wie "El Sueno del Chico keniata" erzählen von den Sehnsüchten eines jungen Kenianers aus Nairobi, eine "Brise parisienne" lässt die kleinen Bistros, Bars und Cafés entlang den Champs Elysees vor den Augen vorbeiziehen, und nicht wenige der begeisterten Zuhörer, die nach jedem Stück frenetisch applaudierten, schlossen während des Vortrages versunken die Augen.
Mit "Gnossienne et danse" verhilft Stefan Grasse dem Komponisten Erik Satie zu neuen Höhen und verheißt Lebensfreude pur. Inzwischen spürt man die "Brisa andaluza" auf der Haut. Stefan Grasse, mit Preisen überhäuft, hat mehr 1400 Konzerte in Europa, den USA, China und Australien gegeben. Gerade ist er von einem Kurzaufenthalt aus Südamerika heimgekehrt. Von der Kritik wird er als präziser und technisch brillanter Musiker und "Saiten-Paganini", als Meistergitarrist gefeiert.
Für das Konzert in der Ermreuther Synagoge hatte er den Percussionisten und Vibraphonisten Radek Szarek mitgebracht, einen Ausnahmemusiker, der am Vibraphon mit seinen schnellen Klöppeln völlig neue Klangräume entstehen lässt. Der 30-Jährige erhielt schon mit sechs Jahren in Polen Klavierunterricht und wurde dort mit Preisen ausgezeichnet. An der Nürnberger Musikhochschule studierte er Schlagzeug, bei dem amerikanischen Vibraphonisten Bill Molenhof erhielt er Unterricht, war Menuhin-Stipendiat und lehrt seit 2009 an der Musikhochschule als Marimba- und Jazz-Vibraphonlehrer.
Aber auch der Dritte im Bunde, Tobias Kalisch am Kontrabass, steht im Hinblick auf die Virtuosität nicht hinter den beiden zurück. Nach dem Studium dieses Instrumentes an der Nürnberger Hochschule und Mitgliedschaft im Bundes-Jugendorchester war auch er Stipendiat der Yehudi-Menuhin-Stiftung "Live Music Now". Seit 2003 ist er Lehrer für Kontrabass, E-Bass, Gitarre und E-Gitarre.
Unter diesen Umständen bedeutete es einen besonderen Hörgenuss, Dave Brubecks "Blue Rondo á la Turk" von diesen drei Ausnahmemusikern zu erleben im starken Kontrast zum Prélude Nr. 4 von Frederic Chopin.
Wechsel der Kontinente
Reizvoll besonders der Wechsel zwischen den Kontinenten, ein polnisches Volksstück wechselte sich mit einem kubanischen Traditional ab. Astor Piazzollas "Adios Nonino" oder "Verano porteno" gestattete einen virtuellen Blick in die Bars von Buenos Aires.
Egal ob Stefan Grasse seinen Flamenco oder Bossa Nova spielte, die unterschiedlichen Nuancierungen waren faszinierend. Dabei verharrten die Musiker stilistisch nicht unbedingt in der Tradition, sondern verbanden augenzwinkernd und modern die Folklore mit neuen Arrangements. Das Publikum dankte mit überschwänglichen Applaus und erreichte einige Zugaben. ROLF RIEDEL