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Blick ins alte Gaiganz

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Lokalhistoriker Alfons Eger gibt Dorfchronik heraus

Mit Ortschroniken zu Pinzberg, Elsenberg und seinem Wohnort Gosberg hat Alfons Eger (54) als Lokalhistoriker auf sich aufmerksam gemacht. Nun bereitet er eine "Dorfchronik Gaiganz. Häuser, Familien, Geschichten" vor. Im Herbst soll das umfangreiche Buch der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Vorab hat der Autor die NN einen Blick hinein werfen lassen.

GAIGANZ - Inzwischen kennt Alfons Eger jedes Haus in Gaiganz, hat mit fast allen Einwohnern ausführlich gesprochen, monatelang recherchiert und so manches Puzzle zusammengesetzt. Sortiert sind die detailreichen Informationen in der Dorfchronik anhand der 26 Hausnummern, wie sie im ersten Kataster von 1848 aufgezeichnet sind. Bis 1990 sind es 101 Hausnummern geworden, danach kamen die Neubaugebiete und mit ihnen Straßennamen.

Die Kirche St. Vitus trägt die Nummer 1, sie feiert in diesem Jahr ihren 700. Geburtstag. "Das ist aber nicht der Grund, mich mit Gaiganz zu beschäftigen, sondern es sind verwandtschaftliche Bande. Mein Vater ist hier mit seinen acht Geschwistern aufgewachsen", sagt Eger.

Große Höfe sichern Auskommen
Die urkundliche Ersterwähnung des kleinen Ortes, der seinen Namen von "Gigants (Hof)" ableitet, geht auf den Heiligen Otto, Bischof von Bamberg und das Jahr 1139 zurück. Ein Dokument, in dem auch der Igensdorfer Ortsteil Pommer vorkommt. Damals geriet Gaiganz unter die Herrschaft des Klosters Ensdorf bei Amberg, das Mitte des 16. Jahrhunderts aufgehoben wurde. Nürnberger Patrizierfamilien, das Nürnberger Kloster St. Egidien und das Landalmosenamt verwalteten den Großteil des Ortes.
Geprägt ist Gaiganz über die Jahrhunderte hinweg von der Landwirtschaft. "Die Tatsache, dass viele Anwesen geteilt wurden, um dem zweitgeborenen Sohn als Nachkommen ein Auskommen zu sichern, spricht dafür, dass es sich um große Höfe gehandelt hat", erklärt Alfons Eger, der als Russisch-Dolmetscher und Übersetzer arbeitet. "Früher bekam ja der jüngste Sohn den Hof, die Älteren blieben ledig und arbeiteten in der Landwirtschaft mit." Eine Besonderheit ist die seit dem 16. Jahrhundert nachweisbare Schäferei mit rund 500 Tieren. Die lasse sich gut belegen, da es mit den Nachbardörfern stets Streitigkeiten um die Weidegründe gegeben habe.
Auch einige Kuriosa findet Alfons Eger in all den alten Akten. Frevellisten, die ausweisen, wer für welche Untat welche Strafe zugesprochen bekommen hatte. Da findet sich nicht nur eine Frau, die wegen "widerwärtigen Verhaltens gegenüber ihrem Mann" gerichtlich belangt wurde. Auch der Einsatz von Medikamenten gegen einen versuchten Totschläger im Gefängnis anno 1722 findet Platz. "Sonst ist eine Dorfchronik ja eher eine trockene Angelegenheit." Alfons Eger erzählt eine Hof- und Familiengeschichte, die er bei seinen umfangreichen Quellenstudien in diversen Archiven bis zurück ins 14. Jahrhundert verfolgen kann.
Anno 1372 kann der Lokalhistoriker sechs Höfe identifizieren, die heute noch in geteilter Form existieren. Sie liegen in der Gaiganzer Hauptstraße (10,13,15). in der St. Vitus-Straße (1,2,6), in der Schuhstraße (3,4), sowie im Hofäcker (1,5). "Viele alte Gebäude stehen ja leider nicht mehr." Neben Daten und auch alten Fotos der Häuser finden sich auch Ahnenbilder, "um den früheren Einwohnern ein Gesicht zu geben".
Trotz großer Höfe sei Gaiganz kein reiches Dorf gewesen. "Das liegt an den schlechteren Böden im Vergleich zu Gosberg etwa." Herrschaftlich gehörte das Dorf zum Fürstbistum, religiös gesehen zum katholischen Erzbistum Bamberg. Die größten Immobilienbesitzer sind nach der Reformation und der Auflassung der Klöster St. Egidien in Nürnberg und Neunkirchen am Brand jedoch die protestantischen Nachbarn aus dem Süden.

Bald 430 Jahre im Ort
Auch regelrechte Dynastien gibt es: Wagner, Greif und Stein. Die älteste rückverfolgbare Familie aber sind die Meister (Nr. 11), die seit 1589 ununterbrochen nachgewiesen sind. Keine Frage, dass Alfons Eger auch die Hausnamen aufklärt, die ein Anwesen noch vor Einführung der Hausnummern 1848 zu identifizieren halfen. Natürlich hat Alfons Eger auch die Zeitgeschichte nicht ausgespart und die im Nazi-Jargon betitelte "Gaiganzer Mordtat" vom Mai 1933 untersucht. UDO GÜLDNER
ⓘ Die Ortschronik mit über 200 Seiten im DIN-A4-Format soll es ab Oktober in kleiner Auflage direkt beim Autor unter Telefon (0 91 91) 6164 17 geben. Enthalten ist eine CD mit allerlei Karten, Fotos und Plänen.

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