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Channel: Neunkirchen am Brand - Pressemeldungen
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"Das Schöne daran ist der Vorher-Nachher-Effekt"

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Anke Guttenberger aus Neunkirchen schloss die Meisterklasse des Malerhandwerks in Bayreuth als Jahrgangsbeste ab


VON STEFANIE HATTEL
"Den Garten in die Wohnung holen" lautete die Aufgabe der Malerklasse an Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) der Handwerkskammer. Meisterschülerin Anke Guttenberger aus Neunkirchen erhielt für ihre Umsetzung eine glatte Eins. Sie gehört zu den drei Besten der Bayreuther Meisterschule. Nun stehen Guttenbergers Muster zu Hause im elterlichen Meisterbetrieb.
NEUNKIRCHEN - "Das Schöne am Handwerk ist der Vorher-Nachher- Effekt", sagt Anke Guttenberger, während sie durch den Maler- und Stuckateurbetrieb ihres Vaters führt. In den Regalen stehen Schnittbögen mit Tapeten-, Stoff- und Farbmustern.
An den Wänden sind die Rohmaterialien in verschiedenen Spielarten aufgezogen. Guttenbergers Meisterarbeit, vier fernöstliche Wandmuster auf Spanplatten aufgezogen, fügt sich ideal ins Bild.

Garten ins Haus geholt
Aufgabe der Maler-Meisterklasse war, das Erdgeschoss der Villa eines Gartenarchitekten zu renovieren und dabei den Feng-Shui-Garten des Asienliebhabers "in die Wohnung zu holen", sagt die Neunkirchenerin und zeigt auf die Raumskizze in ihrer Mappe, die sie sorgfältig mit der Hand koloriert hat.
"Das Besondere sind die raumhohen Fenster. Sie lassen viel natürliches Licht ins Innere. Da kann man kräftige Farben verwenden." Guttenberger hat sich für Grün und einen sandigen Erdton entschieden. Das sind nicht nur naturnahe Farben, sondern auch Farben des Feng Shui: Grün bündelt Kräfte, wirkt beruhigend und energetisierend, Erdtöne stabilisierend.
Die zentrale Wandfläche, auch vom Garten aus ein Blickfang, ist deshalb in kräftigem Grün gehalten. Darauf zeichnen sich in Sandtönen die Schemen eines Buddhas ab. "Ich habe versucht, die Erdtöne von unten nach oben, vom Dunkel ins Helle zu ziehen", erklärt Guttenberger. "So gehen oben und unten eine logische Verbindung ein." Der schwarze Ofen rechts im Raum nimmt das Buddha-Motiv spiegelverkehrt auf. Das dunkle Grün kehrt in der Längsachse in einer Bambustapete wieder. "Die ist aus echtem Bambus geflochten", sagt Guttenberger. Die Verwendung naturbelassener Materialien war eine weitere Bedingung. "Das gibt es auch mit Gras oder Rinde." Die übrigen Wände ziert ein lichtes Grün mit einer Bordüre aus Schriftzeichen. "Das ist Sanskrit. Om mani padme hume", liest Guttenberger vor: ein Mantra.
"Ich habe mich vom Meister beraten lassen", spielt Guttenberger auf ihren Vater an. Jetzt hat sie selbst ihren "Meister" und steigt, nachdem sie bei der Handwerkskammer in einer halbjährlichen Zusatzausbildung ihren Betriebswirt gemacht hat, als Kompagnon in den Familienbetrieb ein.

Unbehagen im Bürojob
Nach der Schule - Guttenberger machte zunächst Mittlere Reife - hätte sie sich das nicht träumen lassen. Damals entschied sie sich für einen "Bürojob" und machte eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau. "Das war aber nichts für mich. Zu bürolastig." Kaufmännische und juristische Kenntnisse braucht sie als Führungskraft im Handwerk aber ebenso. Denn mit dem Meisterbrief wird sie kaum noch selbst Hand anlegen. "Der Meister soll Geld reinbringen, keins kosten", sagt sie. "Er fährt raus zu den Kunden und macht Aufträge fix." Das hört sich eher wieder nach der Erfahrung des Vaters an.
Vielleicht ist dieser Teil sogar die kreativere Tätigkeit: Den Kunden den Wunsch von den Lippen zu lesen und in Form zu bringen. Trotzdem sei der Beruf arg "männerlastig". In ihrer 25 Mann starken Meisterklasse war sie eine von nur drei Frauen.

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