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Channel: Neunkirchen am Brand - Pressemeldungen
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Hinterm Horizont gehts weiter

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Der Flugplatz am Hetzles wird 50 Jahre und feiert mit Rundflügen, Essen und Musik

Am Samstag und Sonntag feiern der Fliegerclub Nürnberg und die Flugsportvereinigung Erlangen das 50-jährige Bestehen ihres Flugplatzes Hetzleser Berg. Die gesamte Bevölkerung ist eingeladen, auf dem Hetzles mitzufeiern und sich von der Faszination des Fliegens anstecken zu lassen.
Das Schleppseil spannt sich, zieht das Segelflugzeug mit einem Ruck voran, ich werde in den Sitz gedrückt. Dann geht es hoch, die ersten 50 Meter noch erträglich, dann ganz unerbittlich steil nach oben, mit zum Teil 15 Metern pro Sekunde auf bis zu 300 Meter Höhe. Vor mir nur der Himmel, in mir große Anspannung und, ja auch, ein gewisses Prickeln. Dann kommt ein Ruck, der Moment, da das Schleppseil sich ausklinkt. Das Flugzeug neigt seine Nase nach vorne, und nun breitet sich unter mir die fränkische Landschaft aus. Im Süden das helle Band des Nürnberger Flughafens, geradeaus im Westen Erlangen, im Osten Gräfenberg, im Norden das Walberla.

Angenehmes Kribbeln
Und spätestens dann hat der Flug-Anfänger die Anspannung seines ersten Starts mit der Seilwinde vergessen. Nur das angenehme Prickeln wird bei den nächsten Malen bleiben. Oben darf der Schüler mit dem beruhigenden Gefühl, dass hinter ihm ein erfahrener Fluglehrer sitzt, nun üben. Etwa das geradeaus Fliegen (gar nicht so einfach) oder das Kreisen ("Querruder, mehr Seitenruder, nicht zu schnell werden!" tönt es von hinten). Zum Schluss wartet die Landung als erneute Herausforderung. Gegenanflug, Queranflug, Anflug, zwei 90-Grad-Kurven. Stimmen Richtung, Höhe, Geschwindigkeit? Wann und wie stark müssen die Landeklappen ausgefahren werden? Treffe ich das schmale Asphaltband der Landebahn richtig? Jeder hat nur einen Versuch.
Irgendwann werden die Abläufe vertrauter, und die Faszination des Segelfliegens packt einen immer mehr. Eine Faszination, die die Männer der ersten Stunde (Frauen sind bis heute ganz eindeutig in der Minderheit) gleich nach dem Krieg nicht ruhen ließ, bis sie ihrem Hobby wieder fröhnen konnten. Flugplätze gab es damals kaum.
Wenn einer die Geschichte lebendig schildern kann, dann Bili Werthner, der von Anfang an dabei war. "Zuerst sind wir herumvagabundiert", dann fand der Fliegerclub Nürnberg (FCN) zunächst in Langwasser eine Piste (etwa dort, wo heute das Franken-Einkaufszentrum steht), die Flugsportvereinigung Erlangen (FVE) zog auf den Exerzierplatz, den heutigen Röthelheimpark. Ihr Vereinsheim ist immer noch dort.
Es waren die Nürnberger, die Anfang der 60-er Jahre das Gelände auf dem Hetzleser Berg zwischen Neunkirchen am Brand und Gräfenberg (Landkreis Forchheim) entdeckten. "Das waren damals Kartoffelund Getreideäcker" erinnert sich Werthner. 1963 konnte der FCN einige der steinigen Äcker kaufen und mit dem Bau der ersten Halle, genauer: eines Holzschuppens, beginnen. Im Jahr darauf startete der Flugbetrieb offiziell. "Wir hatten nur ein Schulflugzeug, den Specht", berichtet Werthner (heute sind es zwei Dutzend Segel- und zwei Schleppflugzeuge sowie ein Motorsegler). 1965 folgte die erste feste Halle, "bis auf die Metallkonstruktion ganz im Eigenbau".
1969 schließlich kam auch die FVE auf den Hetzles. Die Erlanger kauften noch Gelände dazu, bauten eine eigene Halle. Von da an betrieben beide Vereine den Flugplatz gemeinsamen. Sie verbesserten ihn Zug um Zug: durch den Tower, die Asphaltbahn (Werthner: "Wir bauten die immer weiter, wenn wir wieder Geld hatten"), eine weitere Halle, bessere Strom- und Wasserversorgung. Das alles war möglich, weil die Flieger fast alles im Eigenbau schafften. Viele Mitglieder waren Handwerker und hatten das Know How. "Und überhaupt war der Zusammenhalt groß", berichtet Bili Werthner. Am Wochenende kamen die Familien den Fliegern nach und übernachteten auf dem eigenen Campingplatz, man fuhr einmal jährlich gemeinsam zum Alpenfliegen, "und gefeiert haben wir auch ganz schön. Unsere Faschingsbälle waren berühmt".
Auch heute bleiben Familien übers Wochenende auf dem Hetzles. Beim Segelfliegen muss jeder mit anpacken, Flugzeuge zum Startplatz schieben, am Abend säubern (weil festgeklebte Insekten die Flugeigenschaften beeinträchtigen) und abends zurück in die Halle bringen. Bei der Eventkultur des Drachen- und Gleitschirmfliegens gibt es das nicht, klagt der frühere Ausbildungsleiter. "Da geht man hin, fliegt ohne besondere Ausbildung, packt wieder ein und fertig". Dabei geht doch nichts über eine solide fliegerische Ausbildung, die man auf dem Hetzles bei beiden Vereinen auf mehreren Schulflugzeugen absolvieren kann, vom A-Schein für Segelflugzeuge bis hin zur Lizenz für Privatpiloten. Für Neugierige gibt es Schnupperkurse - mit hohem Suchtfaktor. HERBERT FUEHR

Originalbericht enthält Foto, das wir aus rechtlichen Gründen nicht hier einstellen dürfen

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