Das Hofer Ensemble "Rekkenze Brass" ist Künstler des Monats - Proben fürs Weihnachtskonzert
VON ANDREA HERDEGEN
Das Ensemble "Rekkenze Brass" bringt mit Leichtigkeit U- und E-Musik zusammen. Jetzt ehrt die Metropolregion Nürnberg die Hofer Blechbläser als "Künstler des Monats".
Durch die verglaste Fassade kann man den Schneeregen beobachten, der von Windböen über den Asphalt gepeitscht wird. Doch im Konzertsaal des Hofer Theaters bemerkt niemand das ungemütliche Wetter. Es herrscht größte Konzentration. Wagners "Lied ohne Worte" erschallt. Nicht, wie vom Komponisten vorgesehen, auf einem Klavier, sondern auf fünf Blechblasinstrumenten. Im Halbkreis stehen die Musiker hinter den Notenständern, nur Rainer Streit mit der mächtigen Tuba probt im Sitzen.
Die Mitglieder des international bekannten Hofer Blechbläserensembles "Rekkenze Brass" bereiten sich auf ihre traditionellen Weihnachtskonzerte vor: Mindestens 20 Stunden intensives Proben für zwei Stunden Programm. In dieser Phase erhalten sie die Nachricht, dass sie "Künstler des Monats" der Metropolregion Nürnberg geworden sind. "Ich freue mich besonders über diese Auszeichnung, gerade weil sie aus Deutschland kommt", bekräftigt der musikalische Leiter, Peter Knudsvig. Der gebürtige Amerikaner bedauert, dass die Anerkennung für akustische Musiker in Deutschland nicht sehr hoch sei.
Aus den Reihen der Hofer Symphoniker entstand 1978 das Ensemble um den gebürtigen Schweizer René Jampen, der bis heute bei "Rekkenze" die Posaune bläst. "Im Naturell eines jeden Musikers brennt die Leidenschaft, auch außerhalb eines Orchesters etwas Selbstverantwortliches zu machen", betont Knudsvig, der vier Jahre später dazu stieß. "Rekkenze" war die altslawische Bezeichnung einer Dorfsiedlung, aus der die Stadt Hof entstand. Längst ist die Gruppe eigenständig und nicht nur in Oberfranken beliebt. Ihre Konzertreisen führten sie in über 20 Länder, mit Brass (Messingblech) faszinierten die Musiker in Amerika, Afrika und im Fernen Osten. Besonders eingeprägt hat sich der Auftritt in Taipeh. "Wir wurden gefeiert wie Rockstars", erinnert sich Hornistin Debra Luttrell. Nach dem Konzert mussten die Musiker flüchten, weil sich begeisterte Zuhörer an ihre Fersen hefteten.
Den Erfolg von "Rekkenze Brass" führt Knudsvig auf die hervorragenden Musiker und die einzigartige Teamarbeit zurück. "Wir machen alles selbst. Jeder hat bei uns seine Aufgabe, vom Grafikdesign über die Finanzen bis hin zum Management." Er selbst setzt die musikalischen Impulse. Die meisten Arrangements tragen seine Handschrift. "Wichtig ist, zu überlegen: Was passt zur Gruppe, was passt zu unserem Konzept?" Die Musikauswahl sei immer eine Gruppenentscheidung, jeder bringe sich ein.
Als "Crossover-Gruppe, die in verschiedene Richtungen geht", sieht Trompeter Knudsvig die Formation. "Rekkenze Brass" bringt U- und EMusik zusammen, Barockmusik und Swing, Brahms und Bernstein. Das Programm wird stets mit Unbeschwertheit und Humor vorgetragen. René Jampen meint dazu lakonisch: "Wir wollen vor dem Publikum verbergen, wie schwer unser Beruf ist." Der Beifall der Zuhörer ist für den musikalischen Leiter "unschätzbar". "Das kann ich gar nicht in Worten ausdrücken, wie bedeutend mir der Applaus ist." Knudsvig sieht den Musiker als Diener. "Er geht nur für sein Publikum auf die Bühne." Für Jampen ist etwas anderes noch wichtiger: die Aufmerksamkeit des Publikums. "Wenn man merkt, es hört zu, ist bei der Sache, dann ist das wunderschön." Der Posaunist liebt es, wenn nach dem Stück ganz kurz Stille herrscht. "Die Emotionen sollten zwischen Musikern und Publikum hin und her gehen." Diese Erfahrung machen Rainer Streit und Trompeter Benjamin Sebald auch bei ihrer Jugendarbeit. Aus ihrer "Bläserklasse" an den Schulen entstand ein komplettes Jugendblasorchester und ein symphonisches Ensemble. "Die Nachwuchsarbeit gibt mir viel, viel mehr Befriedigung als das Spielen in einem Orchester", betont Sebald und stimmt mit seinem Instrument eine sehnsuchtsvolle Melodie an.
"Silent Night", der Weihnachtsklassiker, wird feierlich und in zahlreichen Variationen vorgetragen. Draußen ist der Regen endgültig in Schnee übergegangen. Aber im Proberaum fällt das niemanden auf.
ⓘ Weihnachtskonzert am 29. Dezember, 19 Uhr, Neunkirchen am Brand, Christuskirche; www.rekkenze.de
VON ANDREA HERDEGEN
Das Ensemble "Rekkenze Brass" bringt mit Leichtigkeit U- und E-Musik zusammen. Jetzt ehrt die Metropolregion Nürnberg die Hofer Blechbläser als "Künstler des Monats".
Durch die verglaste Fassade kann man den Schneeregen beobachten, der von Windböen über den Asphalt gepeitscht wird. Doch im Konzertsaal des Hofer Theaters bemerkt niemand das ungemütliche Wetter. Es herrscht größte Konzentration. Wagners "Lied ohne Worte" erschallt. Nicht, wie vom Komponisten vorgesehen, auf einem Klavier, sondern auf fünf Blechblasinstrumenten. Im Halbkreis stehen die Musiker hinter den Notenständern, nur Rainer Streit mit der mächtigen Tuba probt im Sitzen.
Die Mitglieder des international bekannten Hofer Blechbläserensembles "Rekkenze Brass" bereiten sich auf ihre traditionellen Weihnachtskonzerte vor: Mindestens 20 Stunden intensives Proben für zwei Stunden Programm. In dieser Phase erhalten sie die Nachricht, dass sie "Künstler des Monats" der Metropolregion Nürnberg geworden sind. "Ich freue mich besonders über diese Auszeichnung, gerade weil sie aus Deutschland kommt", bekräftigt der musikalische Leiter, Peter Knudsvig. Der gebürtige Amerikaner bedauert, dass die Anerkennung für akustische Musiker in Deutschland nicht sehr hoch sei.
Aus den Reihen der Hofer Symphoniker entstand 1978 das Ensemble um den gebürtigen Schweizer René Jampen, der bis heute bei "Rekkenze" die Posaune bläst. "Im Naturell eines jeden Musikers brennt die Leidenschaft, auch außerhalb eines Orchesters etwas Selbstverantwortliches zu machen", betont Knudsvig, der vier Jahre später dazu stieß. "Rekkenze" war die altslawische Bezeichnung einer Dorfsiedlung, aus der die Stadt Hof entstand. Längst ist die Gruppe eigenständig und nicht nur in Oberfranken beliebt. Ihre Konzertreisen führten sie in über 20 Länder, mit Brass (Messingblech) faszinierten die Musiker in Amerika, Afrika und im Fernen Osten. Besonders eingeprägt hat sich der Auftritt in Taipeh. "Wir wurden gefeiert wie Rockstars", erinnert sich Hornistin Debra Luttrell. Nach dem Konzert mussten die Musiker flüchten, weil sich begeisterte Zuhörer an ihre Fersen hefteten.
Den Erfolg von "Rekkenze Brass" führt Knudsvig auf die hervorragenden Musiker und die einzigartige Teamarbeit zurück. "Wir machen alles selbst. Jeder hat bei uns seine Aufgabe, vom Grafikdesign über die Finanzen bis hin zum Management." Er selbst setzt die musikalischen Impulse. Die meisten Arrangements tragen seine Handschrift. "Wichtig ist, zu überlegen: Was passt zur Gruppe, was passt zu unserem Konzept?" Die Musikauswahl sei immer eine Gruppenentscheidung, jeder bringe sich ein.
Als "Crossover-Gruppe, die in verschiedene Richtungen geht", sieht Trompeter Knudsvig die Formation. "Rekkenze Brass" bringt U- und EMusik zusammen, Barockmusik und Swing, Brahms und Bernstein. Das Programm wird stets mit Unbeschwertheit und Humor vorgetragen. René Jampen meint dazu lakonisch: "Wir wollen vor dem Publikum verbergen, wie schwer unser Beruf ist." Der Beifall der Zuhörer ist für den musikalischen Leiter "unschätzbar". "Das kann ich gar nicht in Worten ausdrücken, wie bedeutend mir der Applaus ist." Knudsvig sieht den Musiker als Diener. "Er geht nur für sein Publikum auf die Bühne." Für Jampen ist etwas anderes noch wichtiger: die Aufmerksamkeit des Publikums. "Wenn man merkt, es hört zu, ist bei der Sache, dann ist das wunderschön." Der Posaunist liebt es, wenn nach dem Stück ganz kurz Stille herrscht. "Die Emotionen sollten zwischen Musikern und Publikum hin und her gehen." Diese Erfahrung machen Rainer Streit und Trompeter Benjamin Sebald auch bei ihrer Jugendarbeit. Aus ihrer "Bläserklasse" an den Schulen entstand ein komplettes Jugendblasorchester und ein symphonisches Ensemble. "Die Nachwuchsarbeit gibt mir viel, viel mehr Befriedigung als das Spielen in einem Orchester", betont Sebald und stimmt mit seinem Instrument eine sehnsuchtsvolle Melodie an.
"Silent Night", der Weihnachtsklassiker, wird feierlich und in zahlreichen Variationen vorgetragen. Draußen ist der Regen endgültig in Schnee übergegangen. Aber im Proberaum fällt das niemanden auf.
ⓘ Weihnachtskonzert am 29. Dezember, 19 Uhr, Neunkirchen am Brand, Christuskirche; www.rekkenze.de