Historie Vor 700 Jahren ließ sich das Augustinerchorherrenstift in Neunkirchen nieder. Sein prächtiges Erbe steht den
Einwohnern noch heute deutlich vor Augen.
VON UNSEREM MITARBEITER Karl-Heinz Frank
Neunkirchen - Sie erinnern noch heute Tag für Tag an die Blütezeit Neunkirchens: die Pfarrkirche St. Michael mit der Grabkapelle, die Augustinuskapelle und die heute dem Markt als Kunsthalle dienende einstige Katharinenkapelle; der Klosterhof und der Zehntspeicher, der einst die klösterliche Kornscheune gewesen ist.
Sie alle sind steinerne Zeugen jener Blütezeit, die mit der Gründung des Augustinerchorherrenstifts am 8. Januar 1314 begonnen hat. Im Jahr 1555, nach dem Tod des letzten Probstes Augustin Kraus, wurde das Herrenstift in eine Pfarrei umgewandelt.
Dieses 700. Jubiläum nimmt der Freundeskreis für Kunst und Kultur um Hilmar Grimm, die ehemalige Ortsheimatpflegerin Eleonore Nadler und den Museumsbeauftragten Peter Lichtenberger zum Anlass, um an die Geschichte des Stifts zu erinnern.
Den Auftakt machte der renommierte Bamberger Kunsthistoriker Horst Miekisch, der als profunder Kenner der Klostergeschichte in Neunkirchen gilt. Sein Vortrag trug den Titel "Die Gründung des Augustinerchorherrenstiftes am 8. Januar 1314".
Miekisch legte dar, dass die Gründung des Augustinerchorherrenstifts in Neunkirchen auf Betreiben des örtlichen Pfarrers Leupold zustande kam.
Finanzielle Unterstützung
In der Gründungsurkunde legte der Bamberger Bischof Wulfing von Stubenberg damals fest, dass er auf das ausdrückliche Begehren des Pfarrers Leupold hin zur besseren Gestaltung des Gottesdienstes sowie zur Förderung der Religiosität in Neunkirchen ein Chorherrenstuft errichten lässt.
Diesem Stift stünden die Pfarrkirche, deren bisher ihm und seinem Kapitel zustehenden Einkünfte mit allen Rechten und Besitzungen zu. Damit wollte Leupold den Unterhalt für zunächst acht Priester und sechs Scholaren des Augustinerchorherrenordens schaffen. Dazu übereignete der Bischof zur besseren Versorgung der Kleriker dem Stift außerdem noch die ihm gehörenden Zehnten in Schellenbach und Geschaid.
Er erlaubte den Klerikern außerdem, dass sie sowie ihre Nachfolger im bischöflichen Wald in Meil bei Erlangen nach Belieben und Bedarf Holz fällen dürfen.
Die Augustinerchorherren waren aber kein reiner Mönchorden, sondern nahmen eine Mittelstellung zwischen den Mönchen und dem weltlichen Klerus ein. Sie sahen ihre Aufgaben nicht nur im gemeinsamen feierlichen Gotteslob, sondern vor allem in der aktiven Seelsorge, die angesichts der zu der Neunkirchner Pfarrei gehörenden 22 Höfe und Dörfern auch vonnöten war.
Jugend und Wissenschaft
Aber auch der Krankenpflege, der Ausbildung der Jugend und der Wissenschaft galt ihre Sorge.
Die ersten drei Pröbste - Friedrich aus dem Stift St. Mang bei Regensburg (1314-1334), Herrmann Strobel von Uttenreuth (1334-1360) und Heinrich I. aus Hirschaid (1360-1374) - setzten deshalb viel daran, die rechtliche und wirtschaftliche Situation des Neunkirchner Stiftes ausbauen und absichern zu können.
Mit dem vierten Probst Engelhardt (1374-1403) änderte sich einiges. Er konnte nach einer Phase der Krisen dank gelungener Reformen die Situation für den Stift entscheidend verbessern.
Den Tagesablauf der Chorherren muss man sich etwa so vorstellen, dass sie sich um Mitternacht zum Singen und Vortragen von Psalmen versammelten.
Bis morgens um sechs waren sie dann in ihren Einzelzellen, um zu beten und zu studieren. Dem Frühgottesdienst bei Sonnenaufgang folgten Lesungen und Gewissenserforschung im Kapitelsaal, bevor um 9 Uhr das Schweigegebot endete. Um 12 Uhr stand das Mittagsmahl mit anschließender Mittagsruhe bis 15 Uhr an.
Bei Sonnenuntergang beschloss der Vespergottesdienst den Tag. Die Chorherren betätigten sich darüber hinaus auch als gekonnte Baumeister.
So zum Beispiel, als sie die bereits im 11. Jahrhundert an diesem Ort stehende Kirche unter Konrad von Ortshofen 1368 um einen Kreuzgang erweiterten. Noch vor 1400 bauten sie den heute noch erhaltenen Kapitelbau mit der Augustinuskapelle und dem Skriptorium an.
Kleine Kapelle
Anstelle des heutigen barocken Augustinushauses errichteten sie ein Amtshaus für den Probst sowie - ebenfalls am Mühlweg - ein Dormitorium mit dem Wohn- und Schlafbereich für die Chorherren.
Schließlich wurde das alte Kirchenschiff um 1400 im nördlichen Bereich mit einem Seitenschiff und einer kleinen Kapelle versehen und der alte Kirchturm erhöht.
Einwohnern noch heute deutlich vor Augen.
VON UNSEREM MITARBEITER Karl-Heinz Frank
Neunkirchen - Sie erinnern noch heute Tag für Tag an die Blütezeit Neunkirchens: die Pfarrkirche St. Michael mit der Grabkapelle, die Augustinuskapelle und die heute dem Markt als Kunsthalle dienende einstige Katharinenkapelle; der Klosterhof und der Zehntspeicher, der einst die klösterliche Kornscheune gewesen ist.
Sie alle sind steinerne Zeugen jener Blütezeit, die mit der Gründung des Augustinerchorherrenstifts am 8. Januar 1314 begonnen hat. Im Jahr 1555, nach dem Tod des letzten Probstes Augustin Kraus, wurde das Herrenstift in eine Pfarrei umgewandelt.
Dieses 700. Jubiläum nimmt der Freundeskreis für Kunst und Kultur um Hilmar Grimm, die ehemalige Ortsheimatpflegerin Eleonore Nadler und den Museumsbeauftragten Peter Lichtenberger zum Anlass, um an die Geschichte des Stifts zu erinnern.
Den Auftakt machte der renommierte Bamberger Kunsthistoriker Horst Miekisch, der als profunder Kenner der Klostergeschichte in Neunkirchen gilt. Sein Vortrag trug den Titel "Die Gründung des Augustinerchorherrenstiftes am 8. Januar 1314".
Miekisch legte dar, dass die Gründung des Augustinerchorherrenstifts in Neunkirchen auf Betreiben des örtlichen Pfarrers Leupold zustande kam.
Finanzielle Unterstützung
In der Gründungsurkunde legte der Bamberger Bischof Wulfing von Stubenberg damals fest, dass er auf das ausdrückliche Begehren des Pfarrers Leupold hin zur besseren Gestaltung des Gottesdienstes sowie zur Förderung der Religiosität in Neunkirchen ein Chorherrenstuft errichten lässt.
Diesem Stift stünden die Pfarrkirche, deren bisher ihm und seinem Kapitel zustehenden Einkünfte mit allen Rechten und Besitzungen zu. Damit wollte Leupold den Unterhalt für zunächst acht Priester und sechs Scholaren des Augustinerchorherrenordens schaffen. Dazu übereignete der Bischof zur besseren Versorgung der Kleriker dem Stift außerdem noch die ihm gehörenden Zehnten in Schellenbach und Geschaid.
Er erlaubte den Klerikern außerdem, dass sie sowie ihre Nachfolger im bischöflichen Wald in Meil bei Erlangen nach Belieben und Bedarf Holz fällen dürfen.
Die Augustinerchorherren waren aber kein reiner Mönchorden, sondern nahmen eine Mittelstellung zwischen den Mönchen und dem weltlichen Klerus ein. Sie sahen ihre Aufgaben nicht nur im gemeinsamen feierlichen Gotteslob, sondern vor allem in der aktiven Seelsorge, die angesichts der zu der Neunkirchner Pfarrei gehörenden 22 Höfe und Dörfern auch vonnöten war.
Jugend und Wissenschaft
Aber auch der Krankenpflege, der Ausbildung der Jugend und der Wissenschaft galt ihre Sorge.
Die ersten drei Pröbste - Friedrich aus dem Stift St. Mang bei Regensburg (1314-1334), Herrmann Strobel von Uttenreuth (1334-1360) und Heinrich I. aus Hirschaid (1360-1374) - setzten deshalb viel daran, die rechtliche und wirtschaftliche Situation des Neunkirchner Stiftes ausbauen und absichern zu können.
Mit dem vierten Probst Engelhardt (1374-1403) änderte sich einiges. Er konnte nach einer Phase der Krisen dank gelungener Reformen die Situation für den Stift entscheidend verbessern.
Den Tagesablauf der Chorherren muss man sich etwa so vorstellen, dass sie sich um Mitternacht zum Singen und Vortragen von Psalmen versammelten.
Bis morgens um sechs waren sie dann in ihren Einzelzellen, um zu beten und zu studieren. Dem Frühgottesdienst bei Sonnenaufgang folgten Lesungen und Gewissenserforschung im Kapitelsaal, bevor um 9 Uhr das Schweigegebot endete. Um 12 Uhr stand das Mittagsmahl mit anschließender Mittagsruhe bis 15 Uhr an.
Bei Sonnenuntergang beschloss der Vespergottesdienst den Tag. Die Chorherren betätigten sich darüber hinaus auch als gekonnte Baumeister.
So zum Beispiel, als sie die bereits im 11. Jahrhundert an diesem Ort stehende Kirche unter Konrad von Ortshofen 1368 um einen Kreuzgang erweiterten. Noch vor 1400 bauten sie den heute noch erhaltenen Kapitelbau mit der Augustinuskapelle und dem Skriptorium an.
Kleine Kapelle
Anstelle des heutigen barocken Augustinushauses errichteten sie ein Amtshaus für den Probst sowie - ebenfalls am Mühlweg - ein Dormitorium mit dem Wohn- und Schlafbereich für die Chorherren.
Schließlich wurde das alte Kirchenschiff um 1400 im nördlichen Bereich mit einem Seitenschiff und einer kleinen Kapelle versehen und der alte Kirchturm erhöht.