Werner Müller rezitiert und spielt Dichter in der Bücherei
NEUNKIRCHEN - Mit einem hinreißenden Abend von und mit Heinrich Heine hat Werner Müller (70) die Zuhörer in der Marktbücherei in den Bann gezogen.
Die "gelebten Gedichte", wie der Schauspieler und Rezitator aus Weißenohe sein Programm nennt, waren ohne Frage der literarische Höhepunkt der Kulturtage. Geläster und Gelächter wechseln sich ab, die Zuhörer fühlen sich bestens unterhalten.
Wen wundert es heute noch, dass sich Heine (1797-1856) mit seinen anfänglich romantischen, im späteren Verlauf stark karikierenden Gedichten bei seinen Zeitgenossen unbeliebt gemacht, ja sich mit ihnen zerstritten hat. Deren sentimentalen Kitsch von "Blümelein, Mägdelein und murmelnden Bachläufen", kurz dieser "dünnblütigen Romantik", hat er seine lebenspralle Wahrheit entgegengeworfen.
Die Welt, den Menschen und all ihre Schwächen benennt er in einer politisch unruhigen Zeit (Juli-Revolution in Frankreich 1830, Februar-Revolution in Deutschland 1848), in der die Industrialisierung und der Kapitalismus ihr wahres Gesicht zeigen (Weberaufstand in Schlesien 1844).
Über Letzteren hatte Heine eines seiner berühmtesten, andere sagen berüchtigsten Poeme verfasst. Und an anderer Stelle den weisen Satz fallen lassen: "Man macht aus deutschen Eichen/keine Galgen für die Reichen." Daneben widmete "der kranke Sohn der Musen" viele Seiten der Liebe ("Kichern, Kosen und Küssen") und ihren Auswüchsen. Heine ist Werner Müllers "Lieblingsdichter".
Während Heines Gedichte stets eine spielerische, ja heitere Wendung nehmen, hat sein Leben eben gerade diese verpasst. Anfeindungen, Ermittlungen, Exil in Paris und dort der Ausbruch einer langwierigen, äußerst schmerzhaften Krankheit. Noch in seiner "Matratzengruft" hat er seine literarischen Pfeile abgeschossen. Und dabei Philister, Heuchler, Antisemiten und Nationalisten getroffen.
Diese wollten verhindern, dass die Universität Düsseldorf nach ihm benannt wurde. Dies aber nicht etwa im Wilhelminischen Kaiserreich, sondern in der ach so liberalen Bundesrepublik.
Erst 1989 kam die Wende zu Gunsten Heines. Ein später Triumph für einen, dessen Onkel Salomon von ihm gesagt hatte: "Wenn der dumme Junge gelernt hätte, bräuchte er nicht zu schreiben Bücher.' UDO GÜLDNER
NEUNKIRCHEN - Mit einem hinreißenden Abend von und mit Heinrich Heine hat Werner Müller (70) die Zuhörer in der Marktbücherei in den Bann gezogen.
Die "gelebten Gedichte", wie der Schauspieler und Rezitator aus Weißenohe sein Programm nennt, waren ohne Frage der literarische Höhepunkt der Kulturtage. Geläster und Gelächter wechseln sich ab, die Zuhörer fühlen sich bestens unterhalten.
Wen wundert es heute noch, dass sich Heine (1797-1856) mit seinen anfänglich romantischen, im späteren Verlauf stark karikierenden Gedichten bei seinen Zeitgenossen unbeliebt gemacht, ja sich mit ihnen zerstritten hat. Deren sentimentalen Kitsch von "Blümelein, Mägdelein und murmelnden Bachläufen", kurz dieser "dünnblütigen Romantik", hat er seine lebenspralle Wahrheit entgegengeworfen.
Die Welt, den Menschen und all ihre Schwächen benennt er in einer politisch unruhigen Zeit (Juli-Revolution in Frankreich 1830, Februar-Revolution in Deutschland 1848), in der die Industrialisierung und der Kapitalismus ihr wahres Gesicht zeigen (Weberaufstand in Schlesien 1844).
Über Letzteren hatte Heine eines seiner berühmtesten, andere sagen berüchtigsten Poeme verfasst. Und an anderer Stelle den weisen Satz fallen lassen: "Man macht aus deutschen Eichen/keine Galgen für die Reichen." Daneben widmete "der kranke Sohn der Musen" viele Seiten der Liebe ("Kichern, Kosen und Küssen") und ihren Auswüchsen. Heine ist Werner Müllers "Lieblingsdichter".
Während Heines Gedichte stets eine spielerische, ja heitere Wendung nehmen, hat sein Leben eben gerade diese verpasst. Anfeindungen, Ermittlungen, Exil in Paris und dort der Ausbruch einer langwierigen, äußerst schmerzhaften Krankheit. Noch in seiner "Matratzengruft" hat er seine literarischen Pfeile abgeschossen. Und dabei Philister, Heuchler, Antisemiten und Nationalisten getroffen.
Diese wollten verhindern, dass die Universität Düsseldorf nach ihm benannt wurde. Dies aber nicht etwa im Wilhelminischen Kaiserreich, sondern in der ach so liberalen Bundesrepublik.
Erst 1989 kam die Wende zu Gunsten Heines. Ein später Triumph für einen, dessen Onkel Salomon von ihm gesagt hatte: "Wenn der dumme Junge gelernt hätte, bräuchte er nicht zu schreiben Bücher.' UDO GÜLDNER