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Gesamtausgabe: Schon kleine Kinder leiden an Diabetes

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Paul (3) geht mit Insulinpumpe gegen das Leiden vor - Ärzte rechnen mit einem dramatischem Anstieg

Diabetes mellitus ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesund Jugendalter. In den nächsten Jahren ist ein starker Anstieg der Fälle zu erwarten. Über Therapien und Neuentwicklungen zum Nutzen der Patienten diskutieren 600 Wissenschaftler, Ärzte und Fachkräfte aus dem deutschsprachigen Raum auf einem Kongress in Erlangen.
ERLANGEN - Der kleine Paul war eigentlich ein aufgeweckter Kerl, erinnert sich sein Vater Cristian Müller-Thomas aus Neunkirchen am Brand. Doch dann waren die ersten Auffälligkeiten nicht mehr zu übersehen: Es muss Ende März gewesen sein, als sich der Bub immer häufiger schlapp und träge fühlte, täglich fünf bis sechs Liter Flüssigkeit trank und nachts nicht mehr durchschlief.

Emotional belastend
Eine Untersuchung in der Klinik brachte es an den Tag: Pauls Zuckerwert war nicht in Ordnung. Die Diagnose lautete auf Diabetes mellitus, Typ 1. Bei dieser Stoffwechselerkrankung wird durch eine Fehlsteuerung der Immunabwehr die körpereigene Produktion des lebenswichtigen Hormons Insulin zerstört. Pauls Familie hat sich in den vergangenen Monaten auf das Handikap des Dreijährigen eingestellt, "aber es ist emotional immer noch ein Stück belastend", räumt der Vater des Jungen ein.
Zum Alltag von Diabetes-Patienten gehören regelmäßige Messungen des Blutzuckerspiegels und kontinuierliche Berechnungen der jeweils erforderlichen Insulin-Dosis. "Insulin kann man nicht in Tablettenform schlucken, sondern muss ins Fettgewebe unter die Haut gespritzt werden", sagt Dr. Holger Blessing, Leiter der Stoffwechselambulanz der Kinder- und Jugendklinik an der Universität Erlangen. Gerade bei jungen Patienten, die pro Tag mindestens viermal gepiekst werden müssten, könne sich diese Form der Therapie schnell zum Trauma auswachsen.
Bei Paul ist das anders. Auch bei ihm muss die Menge des benötigten Insulins ständig neu bewertet und angepasst werden. Dem Dreijährigen hilft aber eine Insulinpumpe: Von dem Kästchen in Smartphone-Größe wird das Insulin über einen Katheder am Bauch ins Fettgewebe abgegeben. Es erfordert viel Disziplin, mit der Zuckerkrankheit des Sohnes umzugehen, sagt Christian Müller-Thomas. Die Therapie mit der Insulinpumpe sei eine große Erleichterung und laut Blessing "für Kleinkinder heutzutage absoluter Standard".
Medizinisch betreut werden die jungen Patienten von qualifizierten Teams an den Kinder- und Jugendkliniken, erläutert Dr. Horst Seithe, Leiter der Diabetesambulanz am Klinikum Süd in Nürnberg. Die Teammitglieder müssten zu Diabetestrainern ausgebildet, aber auch Eltern, Angehörige und betroffene Erzieher in Kindergärten geschult werden, fordert er. Gerade bei Kindern in jüngeren Jahren nimmt der Typ-1-Diabetes dramatisch zu. "Diese Ausprägung hat sich bei unter 15-Jährigen seit 1990 verdoppelt", sagt Blessing. Wissenschaftler gingen davon aus, dass sich die Zahl in dieser Patientengruppe bis 2020 erneut verdoppeln wird. Nach Angaben des Tübinger Professors Dr. Andreas Neu leben derzeit in Deutschland 25000 Kinder und Jugendliche mit dieser Ausprägung der Zuckerkrankheit.

Wichtigste Energiequelle
Etwa 90 Prozent der Betroffenen indes leiden unter dem Typ-2-Diabetes, allgemein auch Altersdiabetes genannt, der meist langsam einsetzt und oft erst spät erkannt wird. Auch in diesen Fällen führt Insulinmangel zu Störungen bei der Verwertung von Zucker, der wichtigsten Energiequelle des Körpers. Die Zahlen sind erschreckend: Aufgrund von falscher Ernährung, Übergewicht und mangelnder Bewegung ist bei Kindern und Jugendlichen eine außergewöhnliche Zunahme des Typs2 zu beobachten. Neben genetischen Faktoren könnten auch Umwelteinflüsse als mögliche Ursache eine Rolle spielen. Wissenschaftler nennen in diesem Zusammenhang zu frühes Abstillen oder eine Kaiserschnitt-Entbindung. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland mittlerweile acht Millionen Diabetiker. HORST M. AUER

Originalbericht enthält Foto, das wir aus rechtlichen Gründen nicht hier einstellen dürfen

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