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Ein Bürgerlicher wird Schlossherr

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Ermreuth im 19. Jahrhundert: 1858 musste der letzte adelige Besitzer das Rittergut verkaufen. Der Hammerwerksbesitzer Leonhard Schäff aus Erlangen erwarb das Anwesen, lebte dort aber nur für

sechs Jahre.
VON UNSEREM MITARBEITER Rolf Kiessling

Ermreuth - Schlösser und Burgen waren Herrensitze. So war das jahrhundertelang auch in Erm-reuth. Das Schloss war im Besitz der Herren von Egloffstein, ging an die Patrizier-Familie Muffel über, gelangte in den Besitz der Stiebar von Buttenheim und wurde 1664 von Valentin Georg von Künßberg erworben. Der letzte adelige Schlossbesitzer war Uso von Künßberg, der 1810 in Ermreuth geboren wurde. Er studierte in Erlangen Rechtswissenschaften und schrieb ein Buch über die Geschichte seiner Familie.

1858 aber sah sich Uso von Künßberg gezwungen, sein Rittergut Ermreuth zu verkaufen. Hatte er sich verspekuliert? Konnte er nicht richtig mit Geld umgehen? Fest steht, dass er auch ein zweites Rittergut im Steigerwald veräußern musste. Das Schloss Ermreuth ging in bürgerlichen Besitz über. Der Hammerwerksbesitzer Leon-hard Schäff aus Erlangen kaufte das gesamte Rittergut, also das Schloss sowie verschiedene Nebengebäude und zahlreiche Grundstücke. Er bezahlte dafür die stolze Summe von 51 400 Gulden. Wer aber war der neue Schlossherr?

Johann Leonhard Schäff wurde am 21. September 1829 in Erlangen als Sohn des Hammerwerksbesitzers Johann Andreas Schäff und dessen Ehefrau Anna Maria Rudert aus Möhrendorf geboren. Er studierte Mathematik am Technikum in Nürnberg, doch 1850 sah er sich gezwungen, sein Studium abzubrechen, denn just an seinem 21. Geburtstag hatte sich sein Vater das Leben genommen.

Am 18. März 1856 heiratete Johann Leonhard Schäff die wohlhabende Kunigunde Margarethe Schultheiß, Tochter eines Guts- und Ziegeleibesitzers in Spardorf. Ein knappes Jahr später, am 10. März 1857, wurde der älteste Sohn Johann Cuno in Erlangen geboren.

1858 bezog Schäff mit Frau und Kind das erworbene Rittergut Ermreuth. In den folgenden Jahren kamen dort vier Kinder zur Welt: Pauline Friederike, Fritz, Emil und Elise.

1862 verkaufte Schäff seinen Immobilienbesitz in Erlangen, darunter auch den Eisenhammer an der Regnitz unterhalb des Burgbergs. Offenbar fühlte er sich für das angestammte Metier der Eisenverarbeitung und den Verkauf von Eisenwaren nicht genügend geeignet. Für 17 000 Gulden trennte er sich von einem "zweigädigen Wohnhaus mit radizierter Eisenhammer- und realer Eisenhandlungsgerechtigkeit" sowie von zwei Wohnhäusern, "das neue an der Straße ohne Nummer, das untere an der Regnitz gelegen, worin sich der Eisenhammer mit einem Wasserrad" befand. Käufer war der Eisenhändler Johann Friedrich Wolmershäuser.

Nach nur sechs Jahren im Schloss Ermreuh - für Schäffs Ehefrau "die glücklichsten in ihrem Leben" - siedelte die Familie erneut um. Leonhard Schäff, "durch drei schwere Krankheiten geschwächt", suchte sich beruflich neu zu orientieren. Er gründete 1865 in Nürnberg eine Holzhandlung en gros und en detail mit Sitz in der Glockenhofstraße 7.

Schäff lebte zuletzt in der Köhnstraße 20. Im Alter von 69 Jahren erlag er 1898 einem Gehirnschlag. In einem Nachruf auf ihn heißt es: "In der Person des verstorbenen Großhändlers Leonhard Schaeff ist nicht nur ein tüchtiger Geschäftsmann, sondern auch ein braver, gewissenhafter Ehrenmann im vollsten Sinne des Wortes dahingeschieden. Das von ihm geleitete Geschäft, in welchem er speziell den Absatz der Produkte der bayerischen Sägeindustrie förderte, erfreute sich eines über Bayerns Grenzen hinausgehenden Rufes. Den Arbeitern, welche ihn alle hoch verehrten, war er stets ein wahrer Freund."

Aufgeteilt und verkauft
Das Schloss in Ermreuth war schon längst in andere Hände übergegangen. Das Rittergut wurde "dismembriert", also in kleinere Stücke aufgeteilt und verkauft. Das frühere Amtshaus z.B. war von der Gemeinde erworben worden. Es wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein als Schulhaus genutzt.

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