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So ging es 1916 in Ermreuth zu

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Historie Vor knapp 100 Jahren hat der damalige Pfarrer über die Situation in und um Ermreuth geschrieben. Seine jetzt

wieder veröffentlichten Schriften irritieren den heutigen Leser bisweilen auch.

Ermreuth - Vor genau 98 Jahren hat Karl Seeberger, der damalige Pfarrer von Ermreuth, eine sogenannte Pfarrbeschreibung formuliert. In dieser Schrift hat Seeberger die wichtigsten historischen Daten der Pfarrei und der Gemeinde Ermreuth zusammengefasst.

Diesem historischen Informationsgehalt wegen hat sich der Ermreuther Kirchenvorstand jetzt entschlossen, die Pfarrbeschreibung aus dem Jahr 1916 in gekürzter Form als Broschüre herauszugeben.

Das Heft, das rund 50 Seiten umfasst, erlaubt es den Einwohnern von Ermreuth, Einblicke in die Geschichte ihres Dorfs zu gewinnen.

Zu den wichtigsten geschichtlichen Eckdaten Ermreuths zählt das Jahr 1358, als die Brüder Johann von Egloffstein zu Ermreuth und Konrad von Egloffstein zu Gailenreuth und ihre Ehefrauen in Ermreuth eine "ewige Messe" stifteten. Ein Priester aus dem Konvent in Neunkirchen sollte täglich in Ermreuth die Messe lesen. Die Stelle wurde mit reichlich Grundbesitz und einem Anwesen ausgestattet, sodass der Geistliche ein sicheres Auskommen hatte. Ferner stand ihm der halbe Zehnt von Schweinthal zu. Mit dieser Stiftung war der Grundstein für die spätere Pfarrei Ermreuth gelegt.

Die endgültige Loslösung von der Mutterpfarrei Neunkirchen am Brand erfolgte im Jahr 1610. In dieser Zeit hatte die damalige Schlossbesitzerin Anna Maria von Stiebar die Kirchentüren mit Holz verrammeln lassen, um die Einsetzung eines katholischen Geistlichen in Ermreuth zu verhindern. Die energische Dame soll sogar mit zwei Pistolen bewaffnet gewesen sein, um die Inbesitznahme der Kirche durch einen katholischen Pfarrer abzuwehren. Seeberger nennt alle sämtliche Vorgänger im Amt des Pfarrers, darunter auch Lorentz Adam Mayer, der 1710 nach Ermreuth kam und die Taufnamen seiner Kinder in der Matrikel mit Gedichten zu begleiten pflegte.

Die SPD und die Juden
Genannt wird auch Pfarrer Johann Andreas Oberster, der sich 1815 über die vielen "Listen, Tabellen und Berichte" beklagte, die die kirchliche und die weltliche Obrigkeit verlangte.

Viele Ermreuther Pfarrer hatten zunächst die Pfarrstelle in Obersteinbach im Steigerwald inne, da dieser Ort lange Zeit im Besitz der Ermreuther Rittergutsbesitzer war. Der letzte adelige Patronatsherr war in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Uso von Künßberg. An dessen Stelle trat der bürgerliche Hammerwerksbesitzer Leonhard Schäff, der 1856 das Rittergut erwarb. Als dieser das Rittergut wieder verkaufte, ging das Patronat an den bayerischen König über.

Deshalb nannte sich Karl Seeberger königlicher Pfarrer.Für den Historiker Rolf Kießling aus Forchheim, der die Texte ausgewählt hat, stellt Seebergers Pfarrbeschreibung selbst ein "lesenswertes Zeitdokument" dar. So ist der Geistliche einmal entsetzt, als bei den Wahlen erstmals Stimmen für die SPD abgegeben werden. Er verstieg sich sogar zu der Behauptung, dafür seien die Juden verantwortlich.

Die Gründung eines Schützenvereins wollte der sittenstrenge Pfarrer Seeberger ebenso verhindern. Auch das "Rockenstubenunwesen" war dem Geistlichen ein Dorn im Auge. Er geißelte die häufigen Wirtshausbesuche und das Kartenspielen der Männer.


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