Friedhof Felix Müller aus Neunkirchen am Brand schuf auch in Forchheim Werke voller Symbolgehalt. Sein eigenes Grab befindet sich in Großenbuch. Er beschreibt immer wieder den ewigen Kreislauf des Lebens.
VON UNSERER MITARBEITERIN Pauline Lindner
Forchheim - Jedes Jahr schmückte das Grab am Neuen Friedhof unweit der Aussegnungshalle in Forchheim ein Kranz aus Christrosen. Er stach vielen Menschen ins Auge, so dass mancher den Grabstein fast übersah. In diesem Grab ist Hugo Post, der frühere Gartenamtschef von Forchheim, beerdigt. Der Kranz stammte aus der Gärtnerei des Sohnes Hubertus.
Das Grabmal ist ein Werk des Neunkirchner Künstlers Felix Müller. Er schätzte die Christrose ebenso sehr wie der Verstorbene. Müller verband diese winterliche Blume mit Erlebnissen in französischer Kriegsgefangenschaft, wo er bei einem Steinmetz arbeitete. In dieser Zeit wurden sie für ihn zu einem Hoffnungssymbol, schreibt er einmal an Hubertus Post.
Das Post-Grab liegt in einem Friedhofsareal mit altem Baumbestand aus Säuleneichen und Trauerbuchen. Nach Müllers Vorstellungen künden diese Bäume mehr von der Lebenshaltung eines Gärtners als jedes andere Ding, vor allem der tote Stein.
Eine Bronzeplatte am aufragenden Stein packt in eine dichte Folge von Symbolen das Leben des Gärtners. "Sie steht für einen Spruch des Inhalts: Gott ist der große Gärtner, der irdische Gärtner nur sein Gehilfe", weiß Peter Lichtenberger, der Leiter des Neunkirchner Felix-Müller-Museums. Er gilt als ausgewiesener Kenner der Werke und des sonstigen Nachlasses.
Das gleichschenklige Dreieck ist als Symbol der Gottheit zu deuten. Es ragt als Schöpferzeichen in die Sonne, von der spiralenförmige Strahlen ausgehen. Die Spirale ist für Müller das stärkste Symbol des Lebens und ewigen Wachstums. Die Hände stehen für den lebenschenkenden Gott. Zwischen den Händen ist der Gärtner, der einen Schössling einpflanzt, schreibt Müller an den Sohn. Über ihm Rosen in Blüte. So ist auf der Darstellung Knospe, Blüte, reife Frucht und wiederum das Samenkorn. Ewiger Kreislauf des Lebens, dies nirgends passender denn auf dem Friedhof.
Der zweite Brief
Post stand mit Müller über Jahre in Korrespondenz; die beiden Männer verband eine künstlerische Freundschaft. Briefe aus den Jahren 1955 und zwischen 1972 und 1983 (dann mit dem Sohn) sind erhalten. Post und Müller müssen sich schon länger gekannt haben, ergibt sich aus dem ältesten Brief. Der zweite Brief ist eine Art Auftragsbestätigung. Müller berichtet darin über eine Steinbestellung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit bezieht sich dieser Brief auf Müllers Auftrag, für die umgebetteten Gebeine vom ehemaligen Friedhof um die Martinskirche eine Gedenkstele zu schaffen. Der Richter über die Toten ist das zentrale Motiv der Vorderseite. Auf der Rückseite ist die "Geschichte der Forchheimer Friedhöfe" eingemeißelt.
Felix Müller hat eine Vielzahl von Grabmalen geschaffen. Motivation dafür mag seine enge Verbindung zur christlich-religiösen Kunst gewesen sein. Müller war "der Wahrheit und der Lauterkeit des Ausdrucks verpflichtet", sagte Domkapitular Luitgard Göller, der Kunstreferent des Erzbistums Bamberg bei der Eröffnung der Ausstellung "Kreuze, Madonnen, Heilige" 2008 im Bamberger Diözesanmuseum. Müllers Bildsprache, die vom Expressionismus herkommt und zu einer symboldichten Darstellungsform umschwenkte, spricht viele Menschen an. Sie können sich wohl mit Müllers Selbsteinschätzung identifizieren: "Kein Pathos, kein verlogenes Spätnazarenertum, kein süßliches Betschwesternrührstück."
Das gilt in besonderem Maße für Müllers frühes Schaffen - wie das Grabmal für seine Eltern aus den 20er Jahren. Der Kunststeinguss zeigt einen leidenden Christus und hat heute seinen Platz neben der Grabtafel für Felix Müller auf dem Großenbucher Friedhof. Die Inschrift auf seinem Grabstein hat Müller selbst entworfen; ausgeführt wurde sie von seinem handwerklichen Helfer Franz Mehl.
Gedenkstele für die Toten der früheren Forchheimer Friedhöfe (l.) und ein Privatgrab (r.), beide von Felix Müller gestaltet. Fotos: Pauline Lindner/privat
VON UNSERER MITARBEITERIN Pauline Lindner
Forchheim - Jedes Jahr schmückte das Grab am Neuen Friedhof unweit der Aussegnungshalle in Forchheim ein Kranz aus Christrosen. Er stach vielen Menschen ins Auge, so dass mancher den Grabstein fast übersah. In diesem Grab ist Hugo Post, der frühere Gartenamtschef von Forchheim, beerdigt. Der Kranz stammte aus der Gärtnerei des Sohnes Hubertus.
Das Grabmal ist ein Werk des Neunkirchner Künstlers Felix Müller. Er schätzte die Christrose ebenso sehr wie der Verstorbene. Müller verband diese winterliche Blume mit Erlebnissen in französischer Kriegsgefangenschaft, wo er bei einem Steinmetz arbeitete. In dieser Zeit wurden sie für ihn zu einem Hoffnungssymbol, schreibt er einmal an Hubertus Post.
Das Post-Grab liegt in einem Friedhofsareal mit altem Baumbestand aus Säuleneichen und Trauerbuchen. Nach Müllers Vorstellungen künden diese Bäume mehr von der Lebenshaltung eines Gärtners als jedes andere Ding, vor allem der tote Stein.
Eine Bronzeplatte am aufragenden Stein packt in eine dichte Folge von Symbolen das Leben des Gärtners. "Sie steht für einen Spruch des Inhalts: Gott ist der große Gärtner, der irdische Gärtner nur sein Gehilfe", weiß Peter Lichtenberger, der Leiter des Neunkirchner Felix-Müller-Museums. Er gilt als ausgewiesener Kenner der Werke und des sonstigen Nachlasses.
Das gleichschenklige Dreieck ist als Symbol der Gottheit zu deuten. Es ragt als Schöpferzeichen in die Sonne, von der spiralenförmige Strahlen ausgehen. Die Spirale ist für Müller das stärkste Symbol des Lebens und ewigen Wachstums. Die Hände stehen für den lebenschenkenden Gott. Zwischen den Händen ist der Gärtner, der einen Schössling einpflanzt, schreibt Müller an den Sohn. Über ihm Rosen in Blüte. So ist auf der Darstellung Knospe, Blüte, reife Frucht und wiederum das Samenkorn. Ewiger Kreislauf des Lebens, dies nirgends passender denn auf dem Friedhof.
Der zweite Brief
Post stand mit Müller über Jahre in Korrespondenz; die beiden Männer verband eine künstlerische Freundschaft. Briefe aus den Jahren 1955 und zwischen 1972 und 1983 (dann mit dem Sohn) sind erhalten. Post und Müller müssen sich schon länger gekannt haben, ergibt sich aus dem ältesten Brief. Der zweite Brief ist eine Art Auftragsbestätigung. Müller berichtet darin über eine Steinbestellung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit bezieht sich dieser Brief auf Müllers Auftrag, für die umgebetteten Gebeine vom ehemaligen Friedhof um die Martinskirche eine Gedenkstele zu schaffen. Der Richter über die Toten ist das zentrale Motiv der Vorderseite. Auf der Rückseite ist die "Geschichte der Forchheimer Friedhöfe" eingemeißelt.
Felix Müller hat eine Vielzahl von Grabmalen geschaffen. Motivation dafür mag seine enge Verbindung zur christlich-religiösen Kunst gewesen sein. Müller war "der Wahrheit und der Lauterkeit des Ausdrucks verpflichtet", sagte Domkapitular Luitgard Göller, der Kunstreferent des Erzbistums Bamberg bei der Eröffnung der Ausstellung "Kreuze, Madonnen, Heilige" 2008 im Bamberger Diözesanmuseum. Müllers Bildsprache, die vom Expressionismus herkommt und zu einer symboldichten Darstellungsform umschwenkte, spricht viele Menschen an. Sie können sich wohl mit Müllers Selbsteinschätzung identifizieren: "Kein Pathos, kein verlogenes Spätnazarenertum, kein süßliches Betschwesternrührstück."
Das gilt in besonderem Maße für Müllers frühes Schaffen - wie das Grabmal für seine Eltern aus den 20er Jahren. Der Kunststeinguss zeigt einen leidenden Christus und hat heute seinen Platz neben der Grabtafel für Felix Müller auf dem Großenbucher Friedhof. Die Inschrift auf seinem Grabstein hat Müller selbst entworfen; ausgeführt wurde sie von seinem handwerklichen Helfer Franz Mehl.
Gedenkstele für die Toten der früheren Forchheimer Friedhöfe (l.) und ein Privatgrab (r.), beide von Felix Müller gestaltet. Fotos: Pauline Lindner/privat