Ärztlicher Notdienst neu geregelt: Entlastung für Ärzte am Land, Forchheimer Mediziner kritisieren Lösung
Der ärztliche Bereitschaftsdienst wird im Landkreis neu geregelt: Ab 16.
Januar 2013 öffnet eine Bereitschaftspraxis in Forchheim. An sie können sich Kranke am Wochenende, an Feiertagen und nachts wenden. Die Neuregelung ist aber umstritten: Mediziner auf dem Land sehen die Lösung als große Entlastung, Ärzte aus Forchheim kritisieren die weiten Anfahrtswege und die schlechtere Versorgung nicht mobiler Patienten.
FORCHHEIM - Was tun, wenn man am Wochenende oder nachts plötzlich heftig krank wird? Ist es kein akuter Fall für die Klinik, dann haben sich die Menschen vor allem auf dem Land meist an ihren Hausarzt gewandt. Der musste dann unter der Woche nachts raus oder eben am Wochenende, wenn er Notdienst hatte. Nun sollen die Patienten, wenn möglich, in die Bereitschaftspraxis am Klinikum Forchheim kommen: Sie hat mittwochs 17 bis 21, freitags 18 bis 21, samstags, sonntags, feiertags von 9 bis 21 Uhr geöffnet. Zwei Ärzte haben in diesen Zeiten zudem Fahrdienst. Sie sollen nichtmobile Kranke aufsuchen.
Nachwuchs fehlt
Zur medizinischen Versorgung außerhalb der Praxiszeiten, waren die Mediziner bisher in fünf Dienstgruppen aufgeteilt: Stadt Forchheim und die Regionen Ebermannstadt, Kunreuth, Neunkirchen und Heroldsbach mit Oesdorf und Hausen. Jede Gruppe organisierte für sich den Bereitschaftsdienst. Das aber wurde vor allem auf dem Land immer schwieriger: Weil der Nachwuchs fehlt und weil viele Ärzte über 60, zum Teil über 65 Jahre alt und vom Notdienst befreit sind.
"Die Arbeitsbelastung in den einzelnen Dienstgruppen ist sehr unterschiedlich", erläutert Joachim Mörsdorf, Arzt aus Pretzfeld und Aufsichtsratsvorsitzender der Unternehmung Gesundheit Franken (UGe F), in der rund 50 Mediziner kooperieren. So leisteten Ärzte am Land, so Mörsdorf zwischen 380 bis 580 Stunden Bereitschaftsdienst pro Jahr zusätzlich zu ihrer Praxistätigkeit. Mediziner in der Stadt kämen auf 54 Stunden pro Jahr.
Im Raum Ebermannstadt würden Ärzte etwa alle fünf bis sechs Wochen Notdienst machen, in der Stadt Forchheim seien es zwei Einsätze pro Jahr. Er schildert ein besonders krasses Beispiel: Ein Medizinerpaar aus Kunreuth müsse jedes zweite Wochenende Bereitschaftsdienst machen - auf Dauer unzumutbar. Viele ältere Kollegen am Land würden aus Solidarität mit ihren Kollegen immer noch Notdienst machen, obwohl sie längst befreit wären, erzählt Mörsdorf.
Um die Belastung für Mediziner am Land zu reduzieren und um eine Lösung für die Zukunft zu finden, hat nun der Kassenärztliche Kreisverband (KV) für Oberfranken die Dienstgruppen im Landkreis Forchheim zu einer Gruppe zusammengefasst, erklärt Dr. Ingo Rausch, KV Bayreuth. Das hat zur Folge, dass die Bereitschaftsdienste unter allen niedergelassenen Medizinern aufgeteilt werden. "Im Durchschnitt muss nun jeder Arzt 88 Stunden Bereitschaft machen", hat Mörsdorf ausgerechnet. Das heißt, die Mediziner in Forchheim müssen künftig viel häufiger Bereitschaftsdienst leisten.
"Das stößt nicht bei allen auf Gegenliebe", weiß Ingo Rausch. Dr. Vera Bassl, Obfrau der 63 Ärzte in Forchheim, zählt auf, warum das so ist. Sie kritisiert im Namen der Forchheimer Mediziner, dass sich die Versorgung nicht mobiler und älterer Patienten künftig verschlechtere. Die Ärzte im Notdienst müssten bis zu 50 Kilometer weit bis zum Patienten fahren - auch nachts sowie bei Eis und Schnee. Zudem gebe es in der Stadt viele Fachärzte, die nun auch häufiger Notdienst leisten müssten. Ein Frauenoder Augenarzt habe aber im Bereich Allgemeinmedizin wenig Praxis.
Ingo Rausch kontert: Auch Fachärzte müssten einen Kranken behandeln können, im akuten Notfall müsse der Patient sowieso ins Krankenhaus überwiesen werden. Mörsdorf kennt die Kritik ebenfalls: Doch die Ärzte am Land hätten bisher auch nachts und bei schlechtem Wetter den Notdienst gemacht und am nächsten Tag dann in ihrer Praxis gestanden. Nun verteile sich eben diese Belastung.
Rausch weist darauf hin, dass bei einer Wahl die Mehrheit der 118 Ärzte im Landkreis für die Bereitschaftspraxis in Forchheim gestimmt hätten. "Das war eine demokratische Entscheidung." Im Landkreis Bamberg sei dies schon länger so geregelt. Natürlich müssten nun manche Patienten weiter fahren, aber viele Leute vom Land mussten das bisher schon.
Für Kranke von Vorteil sei ferner, dass die Bereitschaftspraxis länger geöffnet habe als Arztpraxen im Notdienst, die nur von 9 bis 11 und von 17 bis 18 Uhr besetzt waren. Der 61-jährige Allgemeinmediziner Mörsdorf hofft, dass sich angesichts der neuen Regelung mehr junge Ärzte für eine Praxis auf dem Land entscheiden.
VON MARIA DÄUMLER
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