Gesamtausgabe:
Neunkirchener Firma wehrt sich gegen Vorwürfe
Leichenteile aus der Ukraine, entnommen ohne das Einverständnis der Angehörigen: Die Firma Tutogen mit Sitz in Neunkirchen am Brand (Kreis Forchheim), die Gewebe zu medizinischen Implantaten verarbeitet, sieht sich heftigen Vorwürfen ausgesetzt - nicht zum ersten Mal.
NEUNKIRCHEN - Eine dünne Regenschicht liegt auf dem leeren Parkplatz der Firma Tutogen. Die meisten der 160 Mitarbeiter sind schon im Feierabend, nur in manchen Fenstern brennt noch Licht. Unternehmenssprecherin Sabine Rohde geleitet in den Besprechungsraum "Kalchreuth". Tutogen will sich den Vorwürfen stellen.
Der Verdacht: Das Unternehmen ist involviert in illegale Geschäfte in der Ukraine. Dort, so schildert es die Journalistin Martina Keller in einem Beitrag für die Zeit und einer Dokumentation im WDR, habe Tutogens Partnerfirma Bioimplant Körperteile von Verstorbenen entnehmen lassen - in vielen Fällen ohne die Zustimmung der Angehörigen.
Eine Ärztin habe sie gefragt, ob bei ihrem verstorbenen Sohn eine Sehne entnommen werden könne - diese könne Babys das Leben retten, erzählt die Ukrainerin Lubow Frolowa der Zeit. Kurze Zeit später macht der ukrainische Inlandsgeheimdienst eine Entdeckung. In einem Transporter finden die Beamten Kühlboxen voll mit Leichenteilen, darunter auch Überreste von Frolowas Sohn - weit mehr als nur eine Sehne: "Zwei Rippen, zwei Achillessehnen, zwei Ellbogen, zwei Gehörknöchelchen... Ich fühlte mich ganz krank", so Lubow Frolowa. Auf den Behältern kleben Schilder, "Tutogen" steht auf ihnen.
Bereits 2009 hatte der Spiegel einen Artikel, mitverfasst von Martina Keller, unter der Überschrift "42,90 Euro pro Arm" veröffentlicht. So viel, hieß es, bezahle Tutogen an die Partner in der Ukraine. Die Staatsanwaltschaft verzichtete jedoch auf Ermittlungen.
Nun ist Tutogen selbst vor Gericht gezogen. Die Firma wende sich gegen die "tendenziöse Berichterstattung" der Journalistin Keller. So hätten die Behälter mit der Aufschrift "Tutogen" keinesfalls Gewebeteile enthalten, sondern Salzlösung.
"Regelmäßige Inspektionen"
Die Vorwürfe nehme die Firma ernst, Sprecherin Rohde sagt aber auch: "Wir können uns das nicht vorstellen." Regelmäßig hätten die Zentrale Arzneimittelüberwachung Bayern (ZAB) und ihr US-Pendant, die Food and Drug Administration, Inspektionen durchgeführt. Einverständniserklärungen der Angehörigen hätten immer vorgelegen.
Die Gewebe-Importlizenz hat die Firma für die Ukraine nun aber zurückgegeben. Damit wolle man jedoch nicht, wie in der Zeit geschildert, neue Kontrollen verhindern. Vielmehr sei die ZAB eingeladen worden, die Inspektionen trotzdem durchzuführen. Grund für die Rückgabe der Lizenz seien "Umstrukturierungen" MANUEL KUGLER
Neunkirchener Firma wehrt sich gegen Vorwürfe
Leichenteile aus der Ukraine, entnommen ohne das Einverständnis der Angehörigen: Die Firma Tutogen mit Sitz in Neunkirchen am Brand (Kreis Forchheim), die Gewebe zu medizinischen Implantaten verarbeitet, sieht sich heftigen Vorwürfen ausgesetzt - nicht zum ersten Mal.
NEUNKIRCHEN - Eine dünne Regenschicht liegt auf dem leeren Parkplatz der Firma Tutogen. Die meisten der 160 Mitarbeiter sind schon im Feierabend, nur in manchen Fenstern brennt noch Licht. Unternehmenssprecherin Sabine Rohde geleitet in den Besprechungsraum "Kalchreuth". Tutogen will sich den Vorwürfen stellen.
Der Verdacht: Das Unternehmen ist involviert in illegale Geschäfte in der Ukraine. Dort, so schildert es die Journalistin Martina Keller in einem Beitrag für die Zeit und einer Dokumentation im WDR, habe Tutogens Partnerfirma Bioimplant Körperteile von Verstorbenen entnehmen lassen - in vielen Fällen ohne die Zustimmung der Angehörigen.
Eine Ärztin habe sie gefragt, ob bei ihrem verstorbenen Sohn eine Sehne entnommen werden könne - diese könne Babys das Leben retten, erzählt die Ukrainerin Lubow Frolowa der Zeit. Kurze Zeit später macht der ukrainische Inlandsgeheimdienst eine Entdeckung. In einem Transporter finden die Beamten Kühlboxen voll mit Leichenteilen, darunter auch Überreste von Frolowas Sohn - weit mehr als nur eine Sehne: "Zwei Rippen, zwei Achillessehnen, zwei Ellbogen, zwei Gehörknöchelchen... Ich fühlte mich ganz krank", so Lubow Frolowa. Auf den Behältern kleben Schilder, "Tutogen" steht auf ihnen.
Bereits 2009 hatte der Spiegel einen Artikel, mitverfasst von Martina Keller, unter der Überschrift "42,90 Euro pro Arm" veröffentlicht. So viel, hieß es, bezahle Tutogen an die Partner in der Ukraine. Die Staatsanwaltschaft verzichtete jedoch auf Ermittlungen.
Nun ist Tutogen selbst vor Gericht gezogen. Die Firma wende sich gegen die "tendenziöse Berichterstattung" der Journalistin Keller. So hätten die Behälter mit der Aufschrift "Tutogen" keinesfalls Gewebeteile enthalten, sondern Salzlösung.
"Regelmäßige Inspektionen"
Die Vorwürfe nehme die Firma ernst, Sprecherin Rohde sagt aber auch: "Wir können uns das nicht vorstellen." Regelmäßig hätten die Zentrale Arzneimittelüberwachung Bayern (ZAB) und ihr US-Pendant, die Food and Drug Administration, Inspektionen durchgeführt. Einverständniserklärungen der Angehörigen hätten immer vorgelegen.
Die Gewebe-Importlizenz hat die Firma für die Ukraine nun aber zurückgegeben. Damit wolle man jedoch nicht, wie in der Zeit geschildert, neue Kontrollen verhindern. Vielmehr sei die ZAB eingeladen worden, die Inspektionen trotzdem durchzuführen. Grund für die Rückgabe der Lizenz seien "Umstrukturierungen" MANUEL KUGLER