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Sport Fußball: Tiefenentspannt dank Kaffeetasse

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Infrankenkick-Nachklapp Ein Tässchen Kaffee für die Nerven: Das 3:3 zwischen Ermreuth und Moggast ist auch für den ehemaligen SVM-Vorsitzende Thomas Merz kein alltägliches Spiel. Im Interview spricht er auch über moderne Vereinsarbeit.
Kreis Forchheim - Der Saisonauftakt im Fußballkreis Erlangen/Pegnitzgrund verlief unterhaltsam, torreich endete auch der InFranken-Kick zwischen dem SV Ermreuth und dem SV Moggast mit einem 3:3-Remis.

Der ehemalige Vorsitzende des SVM, Thomas „Tommi“ Merz, der am heutigen Dienstag seinen 49. Geburtstag feiert, gab die Führungsposition im Frühjahr nach acht Jahren an seinen Vize Thomas Reichold ab. Als Event-Manager eines großen Sportartikelherstellers schätzt der gebürtige Morschreuther die vergleichsweise niedrige Schlagzahl im heimischen Verein an der Bölwiese. Im Interview spricht Merz über das verrückte Spiel in Ermreuth, Kaffee statt Bier – und erklärt, warum Vereinsarbeit heute anders ablaufen muss.

Herr Merz, Ihre Mannschaft rettete kurz vor Abpfiff mit dem 3:3 zumindest einen Punkt. Sind Sie damit zufrieden?
Thomas Merz: Ja, natürlich, wir müssen damit zufrieden sein, vor allem nach diesem Spielverlauf. Einen 0:3-Rückstand muss man erstmal wegstecken. Hier hat unsere junge Mannschaft mit ihrem Kaderdurchschnitt von knapp 23 Jahren sehr viel Moral gezeigt und sich den Punkt dann durch beherztes Auftreten am Ende redlich erkämpft. Wenn man sieht, dass der Großteil unserer Mannschaft erst in den Neunzigern geboren wurde und wenige erfahrene Akteure den Altersschnitt nach oben ziehen, ist das anerkennenswert.

Lag es also an der Leistungssteigerung der eigenen Truppe, oder am nachlassenden Gegner, dass das Spiel noch kippte?
Man muss der Ermreuther Mannschaft großen Respekt zollen, sie haben das sehr gut gemacht, uns von Anfang an unter Druck zu setzen und uns nicht entfalten zu lassen. Wir leben normal vom Passspiel von hinten heraus, die technischen Möglichkeiten dazu sind auch zur Genüge vorhanden. Aber die Gastgeber haben uns sehr früh attackiert, damit sind vor allem unsere ’grünen’ Jungs nicht so gut zurechtgekommen. Nach einer Stunde hat sich unsere Fitness dann ausgezahlt. Ich denke es war ein Mix davon, dass die Heimelf aufgrund des Vorsprungs unkonzentrierter wurde und deren Kräfte schwanden, bei uns gleichzeitig der Anschlusstreffer neue Kräfte freisetzte. Für mich war es ein Punktgewinn.

Den klassischen Fußball-Fan stellt man sich mit einem Bier und einer Bratwurst-Semmel vor, Sie standen mit einer Tasse Kaffee am Platz und wirkten trotz der Spannung sehr gelassen. Waren Sie das wirklich?
Einen Kaffee vertrage ich zu jeder Tageszeit, Bier trinke ich ohnehin wenig, da genehmige ich mir lieber mal einen guten Schluck Wein. Natürlich geht so ein kurioses und spannendes Spiel auch an mir nicht spurlos vorüber.

Vielleicht habe ich mich da anders im Griff, wobei der Sport ja von Emotionen lebt und diese erst das Ganze interessant machen. Aber bei allem Ehrgeiz und Erfolgsstreben muss klar sein: Es handelt sich lediglich um ein Spiel.

Wie geht es weiter, was sind die Ziele des SVM in dieser Saison?
Der Verein muss funktionieren, das ist das Hauptziel. Wenn uns das gelingt, ist es egal, in welcher sportlichen Klasse wir spielen. Wir sind in unserer zweiten Kreisliga-Saison, die erste hatte uns viel Erfahrungen gebracht, vor allem, dass die Kurven schnell von der einen in die andere Richtung gehen können.

Für diese Saison haben wir zunächst nur vor, unseren Mitgliedern attraktiven und ansehnlichen Fußball zu bieten, mit dem sie sich identifizieren können. Wenn, wie zu hören war, uns die Konkurrenz zum Favoritenkreis rechnet, schmeichelt das natürlich auch, aber nur von Vorschusslorbeeren hat sich noch niemals alleine ein Erfolg eingestellt.

Viele Vereine im Kreis klagen über Nachwuchsprobleme, Mitgliederschwund und weniger Bereitschaft zum Ehrenamt, während der Eindruck entsteht, der SV boomt derzeit. Was macht den Unterschied?
Die Vereinsarbeit heutzutage ist komplexer geworden. Wie in allen Lebensbereichen begnügen sich die Menschen nicht mehr mit dem bisherigen Standard. Den Möglichkeiten, die die heutige Zeit mit sich bringt, muss man Rechnung tragen. Das beginnt mit der Berichterstattung innerhalb unserer eigenen Vereins-Pages oder den Plattformen für Social Media. Aber auch in der Realität wollen Mitglieder und Zuschauer heute unterhalten werden.

Realitätsnahe Unterhaltung, wie darf man das verstehen?
Wir haben ein paar Events inzwischen als jährlich wiederkehrende Veranstaltungen in unseren Vereinskalender aufgenommen, wie das Hallenmasters am Jahresanfang in der Ebermannstädter Stadthalle, das großen Zuspruch findet. Oder unseren Italienischen Abend, das Sommerfest, sowie das Bayrische Wochenende mit Vereins-Oktoberfest. So geben wir unseren jungen Mitgliedern und Sportlern eine Unterhaltungsplattform und gleichzeitig können sich engagierte Helfer in der Organisation mit einbringen und ausleben. Es ist für viele der passende Rahmen da.

Sie gelten im Umfeld als Architekt der jüngeren Vereinsgeschichte in Moggast. Sind Sie ein Team-Worker oder eine Art Vereins-Bürgermeister mit befehlender Hand?
Alleine kannst du gar nichts schaffen, ich hatte das Glück, ein Teil eines perfekt aufeinander abgestimmten Teams zu sein. Allen voran mein bisheriger Stellvertreter Thomas „Paule“ Reichold, der nun verdientermaßen an der Spitze steht. Für die Zukunft ist mir nicht bange, die Leute stehen zusammen und der Verein wird von allen mitgetragen. Stolz macht mich schon, dass wir in den letzten acht Jahren die Mitgliederzahl auf 430 nahezu verdoppeln konnten, und das bei lediglich 210 Einwohnern in Moggast. Aber wie gesagt, das ist das Resultat einer funktionierenden Vereins-Crew.

In Ihrer Zeit als Vorsitzender gelangen zwei Aufstiege von der A-Klasse bis zur Kreisliga, namhafte, teils hochklassige Fußballer folgten Ihrem Ruf. Wie machen Sie das?
In meiner Position bleiben Kontakte zu Mitarbeitern, die aus allen Teilen Deutschlands beruflich in die Ecke um Herzogenaurach ziehen, nicht aus. Es liegt auf der Hand, dass oft sportbegeisterte Leute darunter sind, die auch hier als Ausgleich weiter ihren Sport treiben wollen. Wieso sollten sie dies also nicht bei uns im Oberland der Fränkischen Schweiz tun?

Das Gespräch führte
Leo Hühnlein

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