Jugendfussball
Drei gegen drei auf vier Tore? Was sich merkwürdig anhört, ist eine kleine Revolution: Der Sportwissenschaftler Matthias Lochmann entwickelt die Spielform „FUNiño!“ weiter. Am Sonntag ist ein Turnier in Kleinsendelbach. Da lohnt sich ein Blick.
VON UNSEREM MITARBEITER Uwe Kellner
Kreis Forchheim - Wann haben Sie das letzte Mal ein Jugendspiel der ganz Kleinen angeschaut? Die jungen Fußballer spielen auf einem Spielfeld, das im Verhältnis zu ihrer Körpergröße viel zu weitläufig ist. Die Torhüter stehen in Toren, in denen sie unmöglich bis an die Latte kommen. Mehrere Akteure nehmen beim Sechs-gegen-sechs so gut wie gar nicht am Spiel teil, und die Tore im Team schießt meist derselbe Spieler, der eben körperlich von der Entwicklung her schon einen Schritt weiter ist. Zudem sitzen meistens dieselben Kinder, die eigentlich nur Fußball spielen wollen, lediglich auf der Ersatzbank, weil nur ergebnisorientiert gespielt wird und deswegen nur die vermeintlich besseren Kinder spielen.
Alternative zum Gewohnten
Das sei ein absolutes Unding, befindet Matthias Lochmann von der Universität Erlangen, der dort den Lehrstuhl für Sportbiologie und Bewegungsmedizin innehat. Der Neunkirchener hat selbst einen Sohn, der bei den Kleinsten der Brandbachkicker am Ball ist und bietet deswegen eine Alternative an. Diese nennt sich „FUNiño!“ Wie der Name schon sagt, steht bei dieser Spielform der Spaß (Fun) im Vordergrund. Doch das darf man nicht falsch verstehen, vor allem werde auf die Ausbildung Wert gelegt. Auf dem Sportplatz der Grundschule Neunkirchen praktiziert Lochmann FUNiño bereits und bittet seine Kicker der F-Jugend auf freiwilliger Basis zwei Mal die Woche zum Training.
Die Spielform selbst ist schnell erklärt: Die jungen Fußballer spielen auf vier Tore, welche jeweils zwei Meter breit und einen Meter hoch sind, wobei eine Mannschaft je zwei Tore verteidigen muss. Das Spielfeld ist so groß wie ein Achtel eines normalen Sportplatzes, die Mannschaften spielen zu dritt gegeneinander. Darüber hinaus gibt es Schusszonen, so dass ein Gebolze nicht stattfinden kann.
Der Trainer an der Außenlinie sorgt lediglich dafür, dass die Kids die Regeln einhalten. „Die Kinder werden selbst Lösungen entwickeln, wie sie sich auf dem Feld am cleversten verhalten. Wir wollen selbstbewusste und selbstständige Kinder“, sagt Lochmann. Jedes Mal, wenn ein Tor fällt, egal von welcher Mannschaft es erzielt wurde, wird automatisch gewechselt, wodurch alle jungen Talente zur selben Spielzeit kommen. „Die Ersatzbank ist ein Folterinstrument für kleine Kinder“, so der Sportwissenschaftler, der viele weitere Vorteile in der neuen Art des Jugendfußballs sieht.
„Bei FUNiño laufen die Kinder 20 Meter mehr pro Minute, sie müssen öfter den Blick vom Ball lösen, die Herzfrequenz ist um 15 bis 20 Schläge höher, die Anzahl der Ballkontakte steigt erheblich. Und das Wichtigste: Alle Kinder schießen Tore.“ Gesündere, schlankere und vor allem selbstbewusstere Kinder seien das Resultat.
Lochmann will auf diese Weise auch dem Schwund an Fußballern entgegenwirken, besonders in den tiefen Altersklassen verlieren die Talente oft den Spaß am Kicken. Wenn sie jedoch auf einmal regelmäßig Tore schießen, voll dabei sind und nicht nur auf der Ersatzbank sitzen, haben sie dann noch einen Grund aufzuhören?
Die Idee von FUNiño ist bereits 30 Jahre alt und wurde beziehungsweise wird stets weiterentwickelt. In 28 Ländern ist das neue Konzept des Jugendfußballs bereits verbreitet. Auch Lochmann bereist andere Länder und bewirbt die revolutionäre Art des jugendgerechten Fußballs. Es gibt 45 verschiedene Variationen der Spielform und es wird eine Trainerausbildung für FUNiño angeboten.
Der 1. FC Nürnberg ist dabei
Wer sich selbst ein Bild von FUNiño machen will, ist beispielsweise am Sonntag von 10 Uhr bis 13.30 Uhr auf dem Sportgelände des SV Kleinsendelbach herzlich eingeladen, einem FUNiño-Turnier der G- bis E-Jugend beizuwohnen. Lochmann wird selbst vor Ort sein und das Turnier moderieren. Zudem wird der 1. FC Nürnberg, der FUNiño zum zentralen Ausbildungsinhalt gemacht hat, ein paar Mannschaften an den Start schicken. Auch Greuther Fürth ist vertreten.
Weitere Infos zu FUNiño unter www.fussball4punkt0.de
So läuft FUNiño! ab.Grafik: www.facebook.com/FUNino4.0
Sportwissenschaftler Matthias Lochmann (3.v.r.) entwickelt die Spielform "FUNiño!" weiter, die Vorteile seien vielfältig: "Die Kinder laufen 20 Meter mehr pro Minute, sie müssen öfter den Blick vom Ball lösen, die Herzfrequenz ist um 15 bis 20 Schläge höher, die Anzahl der Ballkontakte steigt erheblich. Und das Wichtigste: Alle Kinder schießen Tore." Foto: Uwe Kellner
Drei gegen drei auf vier Tore? Was sich merkwürdig anhört, ist eine kleine Revolution: Der Sportwissenschaftler Matthias Lochmann entwickelt die Spielform „FUNiño!“ weiter. Am Sonntag ist ein Turnier in Kleinsendelbach. Da lohnt sich ein Blick.
VON UNSEREM MITARBEITER Uwe Kellner
Kreis Forchheim - Wann haben Sie das letzte Mal ein Jugendspiel der ganz Kleinen angeschaut? Die jungen Fußballer spielen auf einem Spielfeld, das im Verhältnis zu ihrer Körpergröße viel zu weitläufig ist. Die Torhüter stehen in Toren, in denen sie unmöglich bis an die Latte kommen. Mehrere Akteure nehmen beim Sechs-gegen-sechs so gut wie gar nicht am Spiel teil, und die Tore im Team schießt meist derselbe Spieler, der eben körperlich von der Entwicklung her schon einen Schritt weiter ist. Zudem sitzen meistens dieselben Kinder, die eigentlich nur Fußball spielen wollen, lediglich auf der Ersatzbank, weil nur ergebnisorientiert gespielt wird und deswegen nur die vermeintlich besseren Kinder spielen.
Alternative zum Gewohnten
Das sei ein absolutes Unding, befindet Matthias Lochmann von der Universität Erlangen, der dort den Lehrstuhl für Sportbiologie und Bewegungsmedizin innehat. Der Neunkirchener hat selbst einen Sohn, der bei den Kleinsten der Brandbachkicker am Ball ist und bietet deswegen eine Alternative an. Diese nennt sich „FUNiño!“ Wie der Name schon sagt, steht bei dieser Spielform der Spaß (Fun) im Vordergrund. Doch das darf man nicht falsch verstehen, vor allem werde auf die Ausbildung Wert gelegt. Auf dem Sportplatz der Grundschule Neunkirchen praktiziert Lochmann FUNiño bereits und bittet seine Kicker der F-Jugend auf freiwilliger Basis zwei Mal die Woche zum Training.
Die Spielform selbst ist schnell erklärt: Die jungen Fußballer spielen auf vier Tore, welche jeweils zwei Meter breit und einen Meter hoch sind, wobei eine Mannschaft je zwei Tore verteidigen muss. Das Spielfeld ist so groß wie ein Achtel eines normalen Sportplatzes, die Mannschaften spielen zu dritt gegeneinander. Darüber hinaus gibt es Schusszonen, so dass ein Gebolze nicht stattfinden kann.
Der Trainer an der Außenlinie sorgt lediglich dafür, dass die Kids die Regeln einhalten. „Die Kinder werden selbst Lösungen entwickeln, wie sie sich auf dem Feld am cleversten verhalten. Wir wollen selbstbewusste und selbstständige Kinder“, sagt Lochmann. Jedes Mal, wenn ein Tor fällt, egal von welcher Mannschaft es erzielt wurde, wird automatisch gewechselt, wodurch alle jungen Talente zur selben Spielzeit kommen. „Die Ersatzbank ist ein Folterinstrument für kleine Kinder“, so der Sportwissenschaftler, der viele weitere Vorteile in der neuen Art des Jugendfußballs sieht.
„Bei FUNiño laufen die Kinder 20 Meter mehr pro Minute, sie müssen öfter den Blick vom Ball lösen, die Herzfrequenz ist um 15 bis 20 Schläge höher, die Anzahl der Ballkontakte steigt erheblich. Und das Wichtigste: Alle Kinder schießen Tore.“ Gesündere, schlankere und vor allem selbstbewusstere Kinder seien das Resultat.
Lochmann will auf diese Weise auch dem Schwund an Fußballern entgegenwirken, besonders in den tiefen Altersklassen verlieren die Talente oft den Spaß am Kicken. Wenn sie jedoch auf einmal regelmäßig Tore schießen, voll dabei sind und nicht nur auf der Ersatzbank sitzen, haben sie dann noch einen Grund aufzuhören?
Die Idee von FUNiño ist bereits 30 Jahre alt und wurde beziehungsweise wird stets weiterentwickelt. In 28 Ländern ist das neue Konzept des Jugendfußballs bereits verbreitet. Auch Lochmann bereist andere Länder und bewirbt die revolutionäre Art des jugendgerechten Fußballs. Es gibt 45 verschiedene Variationen der Spielform und es wird eine Trainerausbildung für FUNiño angeboten.
Der 1. FC Nürnberg ist dabei
Wer sich selbst ein Bild von FUNiño machen will, ist beispielsweise am Sonntag von 10 Uhr bis 13.30 Uhr auf dem Sportgelände des SV Kleinsendelbach herzlich eingeladen, einem FUNiño-Turnier der G- bis E-Jugend beizuwohnen. Lochmann wird selbst vor Ort sein und das Turnier moderieren. Zudem wird der 1. FC Nürnberg, der FUNiño zum zentralen Ausbildungsinhalt gemacht hat, ein paar Mannschaften an den Start schicken. Auch Greuther Fürth ist vertreten.
Weitere Infos zu FUNiño unter www.fussball4punkt0.de
So läuft FUNiño! ab.Grafik: www.facebook.com/FUNino4.0
Sportwissenschaftler Matthias Lochmann (3.v.r.) entwickelt die Spielform "FUNiño!" weiter, die Vorteile seien vielfältig: "Die Kinder laufen 20 Meter mehr pro Minute, sie müssen öfter den Blick vom Ball lösen, die Herzfrequenz ist um 15 bis 20 Schläge höher, die Anzahl der Ballkontakte steigt erheblich. Und das Wichtigste: Alle Kinder schießen Tore." Foto: Uwe Kellner