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Sport Fußball: Lieber zum BVB als nach „Herne-West“

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Fussball Als D-Jugendlicher hatte Adrian Mahr die Wahl zwischen Dortmund und Schalke 04, er entschied sich für Schwarz-Gelb und wurde später Profi. Als Coach des TSV Neunkirchen hat er sich mit der Kreisliga angefreundet.
VON UNSEREM REDAKTIONSMITGLIED
Marian Hamacher

Neunkirchen - Mittlerweile gehört es in Neunkirchen fast zum gewohnten Bild. Wenn sich eine Freistoßflanke im Strafraum gefährlich senkt, um punktgenau auf dem Kopf eines Angreifers zu landen, wundern sich bestenfalls noch schlecht vorbereitete Gegner. Der Grund, weshalb es beim TSV Neunkirchen nicht wie bei anderen Teams der unteren Ligen einem Lotteriespiel gleicht, ob ein Freistoß für Gefahr sorgt, ist 32 Jahre alt, 1,69 Meter groß, hat kurze dunkelblonde Haare, einen angedeuteten Kinnbart und ist seit dieser Saison nicht nur Spieler, sondern auch Trainer.

„Standards sind schon meine Stärke“, sagt Adrian Mahr und grinst. „Fünf bis sechs Tore haben wir dadurch bisher bestimmt schon erzielt. Wir haben einige Varianten auf Lager, wichtig ist, dass jeder weiß, wo er hinzulaufen hat.“ Weil der TSV jedoch nicht nur nach ruhenden Bällen, sondern auch aus dem Spiel heraus überzeugte, belegt er nach elf Spielen den zweiten Platz der Kreisliga 2 ER/PEG.

Erst eine Saisonniederlage
Erst vor zwei Wochen kassierte Mahrs Team gegen den TSV Kirchehrenbach seine erste Niederlage, fand bei der SpVgg Effeltrich zwar wieder in die Erfolgsspur, hat aber schon sechs Punkte Rückstand auf den Tabellenführer FC Hersbruck, der zudem ein Spiel weniger absolviert hat. Das bereitet Neunkirchens Spielertrainer keine schlaflosen Nächte, zufrieden ist er dennoch nicht ganz.

„Wir haben schon einige Punkte unnötig liegen lassen“, erklärt Mahr. „Der Verein hat zwar extra kein Ziel ausgegeben, um mir keinen Druck zu machen, aber die Mannschaft und ich sind ehrgeizig und wollen auf jeden Fall oben dabei sein.“ Zeigen wollen sie dabei ein ebenso druckvolles wie dominantes Spiel, das mit dem ersten Ballkontakt beginnt und mit dem Schlusspfiff endet.

Von der Idealvorstellung sei der TSV allerdings noch etwas entfernt. „Momentan schaffen wir das etwa 70 Minuten lang. Das muss besser werden“, sagt der 32-Jährige. „Nicht immer können wir einen Vorsprung von zwei bis drei Toren herausschießen und davon in der Schlussphase leben.“

Eine Idee, wie er dies erreichen will, hat er längst. Zwar steht er erstmals als Trainer in der Verantwortung, hat trotz seines jungen Alters allerdings bei mehreren prominenten Fußball-Lehrern wie Bruno Labbadia, Olaf Thon oder Arie van Lent Praxiserfahrung gesammelt – schließlich war Mahr noch bis vor wenigen Jahren als Fußballprofi aktiv.

Gute Leistungen in der D-Jugend-Auswahl des Kreises Recklinghausen (NRW) machten Talentspäher gleich mehrerer Bundesligisten auf ihn aufmerksam. Die Auswahl traf das Herz seines Vaters. „Ich hatte unter anderem die Wahl zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund. Da mein Vater mit dem BVB sympathisiert, entschied ich mich für Schwarz-Gelb“, erzählt Mahr, der es dort über die Jahre nicht nur in die von Horst Köppel trainierte zweite Mannschaft schaffte, sondern auch zum Nationalspieler der U16, U17 und U20 wurde.

„Kreisliga macht auch Spaß“
„Nach einem Jahr in Dortmunds U23 wollte ich endlich einmal für eine erste Mannschaft spielen. Weil mir klar war, dass das beim BVB schwierig wird, bin ich zu Kickers Offenbach gewechselt. Vor im Schnitt 8000 Zuschauern aufzulaufen, war schon etwas Besonderes, aber ich vermisse es nicht. Beim TSV in der Kreisliga macht es mir genau so viel Spaß wie damals in der Regionalliga Süd.“

Gedanken über ein zweites berufliches Standbein musste sich Mahr weder in Offenbach (2004/2005) noch bei seiner zweiten hessischen Station Darmstadt 98 (Regionalliga Süd/2005 bis 2007) oder anschließend beim NRW-Ligisten 1. FC Kleve machen. „Man wird auch in diesen Ligen ganz gut bezahlt, sodass ich mich voll auf den Fußball konzentrieren konnte“ sagt Mahr. Ehemalige Bundesliga- oder Zweitliga-Spieler, die ihre Karriere in der dritten Liga als Leitfigur ausklingen ließen, hätten sich immer noch über ein Gehalt zwischen 20 000 und 30 000 Euro im Monat freuen dürfen.

Erst mit dem Wechsel zum FSV Erlangen-Bruck vor rund vier Jahren fiel eine Entscheidung, wie es beruflich weitergeht. „Das habe ich auch dem Verein zu verdanken.“ Weil seine Freundin Sabrina in Nürnberg studierte, machte sich Mahr in der näheren Umgebung auf Vereinssuche und wurde in Erlangen fündig. „Nach einem Probetraining haben sie mir schnell ein Angebot gemacht und mir auch mehrere Adressen gegeben, bei denen ich mich bewerben konnte.“

Während eine Ausbildungsstelle als Veranstaltungskaufmann im Erlanger „Sportland“ rasch gefunden war, lief es sportlich nicht wie erhofft. Der angepeilte Aufstieg in die Regionalliga Bayern wurde angesichts der finanziellen Probleme des FSV bald zu den Akten gelegt und die Spieler suchten sich zunehmend andere Aufgaben. „Wegen meiner Ausbildung und weil mich der Verein bei der Jobsuche so unterstützt hat, bin ich drei Jahre geblieben“, so Mahr.

Dass der technisch bestens ausgebildete Mittelfeldspieler nun auf der Sechser-Position das Neunkirchener Spiel lenkt, verdankt der TSV Tim Basener. Der Sohn von Abteilungsleiter Reinhard spielte ebenfalls in Bruck und vermittelte seinen Mannschaftskollegen zu seinem Vater in die Kreisliga 2.

Schuhe noch nicht am Nagel
Nach einem Jahr als Co-Trainer von Stefan Wüst darf Mahr nicht nur zeigen, was er auf dem Platz, sondern auch am Taktik-Brett kann. „Die Entscheidung war einfach. Das ganze Aufgabengebiet, auch das Organisatorische, macht mir extrem viel Spaß.“

Doch bevor er sich voll auf den Job neben der Seitenlinie konzentriert, möchte er mit seinen Standards noch einige schlecht vorbereitete Gegner überraschen. Zum Beispiel vielleicht den SC Rupprechtstegen am kommenden Sonntag.


Adrian Mahr (r.) ist seit dieser Saison hauptverantwortlicher Spielertrainer beim TSV Neunkirchen. Bei seinen früheren Stationen hat der Ex-Junioren-Nationalspieler auch Profierfahrung gesammelt. Foto: Leo Hühnlein



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