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Freiherr wettert gegen Monster-Anlagen

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Windkraft Enoch Freiherr zu Guttenberg plädiert leidenschaftlich für den Erhalt der Kulturlandschaft Fränkische Schweiz und prangert in Atzelsberg reines Profitstreben an.


Enoch Freiherr zu Guttenberg bei seinem Vortrag im Schloss Atzelsberg Foto: Karl-Heinz Frank

Marloffstein/Hetzles - Auf Einladung der Bürgerforen "Höhenzugsgemeinden" und "Hetzles und Honings" hielt der Dirigent und Naturschützer Enoch Freiherr zu Guttenberg vor über 250 Zuhörern im Schloss Atzelsberg einen bemerkenswerten Vortrag zum Thema "Wert und Erhalt unserer heimatlichen Kulturlandschaft".

Der streitbare Mitbegründer des 1975 ins Leben gerufenen "Bund Umwelt und Naturschutz Deutschland" (Bund) hatte im vergangenen Jahr der Organisation den Rücken gekehrt, da "die weitgehende Zerstörung der deutschen, bisher auch und gerade durch unseren Einsatz ausgewiesenen Landschaftsschutzgebiete und Naturparks durch riesige Windkraft-, aber auch Photovoltaikanlagen in unzähligen Fällen durch die Aktivität vieler Bund-Kreisgruppen, aber auch Landesverbände, nicht nur geduldet, sondern aktiv unterstützt wird".

Plädoyer gegen den Moloch
Dabei habe es, so der Vater des Ex-Verteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg und bedingungsloser Verfechter für den Erhalt der Kulturlandschaft Fränkische Schweiz, erst nicht in seinen Kopf gewollt: dass er nunmehr hier ein Plädoyer "gegen den Moloch Windkraft" halten müsse. Denn diese Region sei noch im April 2011 einer Studie zufolge "als wenig geeignet für Windkraft" beurteilt worden.

Auftraggeber dieser vom "Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz" durchgeführten Studie seien ausgerechnet die Freien Wähler, die in der Region viele politische Ämter innehaben und "die klaren wissenschaftlichen Erkenntnisse ihrer eigenen Studie systematisch und stur ignorieren".

Dabei sollten diese Politiker wie die Bürgermeister aus Neunkirchen und Hetzles, wie auch die Bürger-Energiegenossenschaften von Neunkirchen und Erlangen und die Naturstrom-AG "endlich zugeben", dass es hier ums "Kohlemachen" gehe, um knallharte Geschäftsinteressen, und eben nicht um eine vernünftige Energiewende und schon gar nicht um Landschafts- und Naturschutz.

Vorrangflächen
In diesem Zusammenhang müssten sich die Herren schon fragen lassen, warum nicht alle Bürger frühzeitig über die vor Ort geplanten Vorrangflächen informiert worden seien. Da stelle sich schon für ihn die Frage, so der streitbare 66-jährige Naturschutz-Baron weiter, ob dies wohl einem anständigen, fairen politischen Handeln entsprach.

Hier müsse man denjenigen Verantwortungsträgern um so dankbarer sein, die mit ihren Gemeinderäten rechtzeitig Einspruch bei der Regionalplanung erhoben, wie die Bürgermeister aus Marloffstein und Langensendelbach. Gleichwohl aber machte Freiherr zu Guttenberg deutlich: "Niemand, der den Ausstieg aus der Kernkraft als überfällig und zwingend unumkehrbar ansieht, vermag ernsthaft gegen die Windkraft als Bestandteil eines Gesamtkonzepts erneuerbarer Energien argumentieren, ist sie doch im Zusammenhang mit Sonnenenergie, Geothermie, Wasserkraft und Bioenergie in all den ökologisch, wirtschaftlich und landschaftsschützerisch vertretbaren Formen zu verstehen."

Keinesfalls aber dürften dadurch wertvolle Kulturlandschaften wie die im 19. Jahrhundert als Inbegriff einer romantischen Landschaft entdeckte und im 20. Jahrhundert zum Naturpark erhobene Fränkische Schweiz mit ihrem Naherholungscharakter und als Heimat seltener Flora und Fauna leiden. Unter dem Anblick alles überragender "über 200 Meter hohen, Monstern gleichender Windkraftanlagen" würde sie ihre landschaftliche Einmaligkeit verlieren.

Schon heute, so der Referent, kämen jährlich durch die Rotoren dieser "hocheffizienten Vernichtungsgeräte" tausende Vögel und Fledermäuse um. Und dieser Strom werde dann auch noch mit einer gehörigen Portion Zynismus "Ökostrom" genannt. Es müssten mit allen Mitteln Zustände wie im Bundesland Niedersachsen verhindert werden, wo derzeit schon über 5000 Windkraftanlagen laufen.

Zuvor hatte der Physiker Claus Neubauer mit einer gesicherten Energieversorgung durch Gaskraftwerke eine Alternative zu den landschaftszerstörerischen Windkraftanlagen aufgezeigt. Diese Technik sei keinen Windflauten ausgesetzt und würde sich durch eine bis zu 90-prozentige Effizienz auszeichnen.

Ein Professor warnt
Die Auswirkungen von Landschaftsbildern auf die Psyche des Menschen zeigte der Neurologe Hermann Stefan auf. Der Professor machte deutlich, dass der ungehinderte Zugang zum Grünraum für die Verträglichkeit des Biorhythmus unersetzlich sei. Die Weitsicht über die Hänge und Wälder der Fränkischen Schweiz verhelfe mit dazu, die "Indoor-Krankheiten" einzudämmen, den Menschen weniger stressanfällig machen und dadurch mit beitragen könne, die Volkskrankheiten einzudämmen, für die in Zukunft ein Schaden für die Volkswirtschaft von mehr als 130 Milliarden Euro prognostiziert werde.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Christina Hauser vom Bürgerforum Höhenzugsgemeinde zusammen mit ihren Mitstreitern Suganda und Claudia Kühn-Sutiono sowie Dieter Cybok vom Bürgerforum Hetzles-Honings ihre Initiative gegen die Vorrangflächen auf dem Höhenzug bei Marloffstein und der gesamten Fränkischen Schweiz, ihre Kritik an der geplanten Nutzung der erneuerbaren Windenergie dargestellt. Die ihrer Meinung überhastete Politik im Freistaat Bayern bei der Ausweisung von Standorten für "Riesen-Windkraftanlagen" seien so nicht hinzunehmen.

Die Gelegenheit nahm auch der Forchheimer CSU-Landtagsabgeordnete Eduard Nöth zum Anlass, davor zu warnen, im Norden Bayerns eine "Goldgräberstimmung" aufkommen zu lassen, während in Oberbayern z. B. von größeren Vorrangflächen für Windkraftanlagen keine Rede sei.

VON UNSEREM MITARBEITER Karl-Heinz Frank

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