Quantcast
Channel: Neunkirchen am Brand - Pressemeldungen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 4484

Alternative zum Elterntaxi: Schulweg zu Fuß

$
0
0
Projekt an der Grundschule läuft noch bis Pfingsten - Vorteil: Kinder sind konzentrierter beim Unterrichtsstart

VON STEFANIE HATTEL
Schulbus zu Fuß - so nennt der Bund Naturschutz das Projekt, das gerade an 36 Schulen läuft. Das Konzept: Ältere Schüler sammeln jüngere ein und begleiten sie auf dem Schulweg. Das soll den Pendlerverkehr zu Schule reduzieren.
NEUNKIRCHEN - "Noch eine halbe Stunde und fünf Minuten." Sarai (9) hat die Uhr im Blick. Um zehn vor acht müssen sie in der Schule sein. Doch einer der Erstklässler lässt auf sich warten. Dabei ist sie den "Gugelkindern", wie sie die Schüler vom Gugel, dem Wohngebiet am Ortsende nennt, schon entgegengekommen. Marie (9) und deren Bruder Georg (7) hat sie an der Haustür abgeholt, gerade als Anina (9) von ihrer Mutter mit dem Auto abgesetzt wurde. Da kommt der Nachzügler über die Wiese gestürmt, und unten am Hang warten schon Angelina (10) und ihre Freundinnen: die Viertklässlerinnen Helen, Alina und Luisa.
"Schulbus zu Fuß" nennt Heinrich Kattenbeck, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz, die Sammelgruppe. Er hat die Aktion "In die Schule geh' ich gern" in Stadt und Landkreis Forchheim mit der Schulumweltbeauftragten Susanne Schmitt organisiert. 762 Kinder aus 36 Schulen, darunter Neunkirchen, Effeltrich, Buckenhofen- Burk, Pretzfeld und Hausen, machen bis zu den Pfingstferien noch mit.

Früher gingen alle zu Fuß
"Elterntaxis gibt's bei uns zuhauf", meint Rektorin Helgard Rahner-Caelius. "Jeden Morgen haben wir Stau auf dem Parkplatz." Sie selbst hat ihr Auto heute am Ortsrand abgestellt und ist mit den Buskindern in die Schule gelaufen. Früher habe es zum Schulweg zu Fuß gar keine Alternative gegeben. "Wir haben uns verabredet, die Streiche ausgemacht, über Hausaufgaben gesprochen und geklärt, ob wir noch was abschreiben müssen." Heute übernehmen die Eltern die Organisation. Luisa (9) ist normalerweise mit dem Tretroller unterwegs. Doch freitags wird sie gefahren. "Weil ich um 14 Uhr gleich wieder was habe", erklärt sie. Heimlaufen, essen, umziehen und wieder los, das werde zu knapp. Doch die Mädchen können sich auch sehr gut selbst organisieren. "Zuerst bin ich allein gelaufen, dann mit meinem großen Bruder, dann mit einem Schulfreund und jetzt mit Anina, Marie und den Erstklässlern", erzählt Sarai, dritte Klasse.
Weiter vorne auf dem Weg biegen immer wieder kleine Schülergruppen ein. Sarai kennt sie alle, zählt ihre Namen auf und kommentiert: "Die sind schon weiter, weil sie immer so rennen!" Dann zeigt sie auf eine Hecke. Dort stand mal ein Schild: "Hier ist kein Hundeklo". Sarai kichert: "Marie hat das ,k' durchgestrichen, dann hieß es: Hier ist ein Hundeklo." Marie sagt nichts, doch in ihren Augen lacht der Schalk. "Warum nicht?" setzt Sarai noch eins drauf. "Hundekacka ist doch gut für den Boden. Wenn es zerfällt, ist das wie Dünger."

Eine Umweltschule
Die beiden scheinen in der Umwelt-AG gut aufgepasst zu haben. Seit elf Jahren ist die Grundschule Neunkirchen internationale Umweltschule. Susanne Schmitt leitet den Fachbereich. Die Schulweg-Aktion ist nur eines der Angebote zu ökologischem Bewusstsein, aber "eine der Gelegenheiten, wo man die Eltern über die Kinder erreicht", sagt sie.
"Manche nehmen sogar wegen 400 Metern das Auto", weiß Anne Stärke, Klassenlehrerin der 4a. "Gerade die wollen wir ansprechen." Sie fährt jeden Tag ab Wannbach, hat aber ab Effeltrich eine Fahrgemeinschaft organisiert.
Dass die Kinder nach dem Fußmarsch konzentrierter in den Schultag starten, ist für Kattenbeck ein netter Nebeneffekt. Denn der Umweltschützer will vor allem den morgendlichen Pendelverkehr zur Schule drosseln. "Weniger Autofahrten bedeuten weniger Abgase und weniger CO 2 ", sagt er. Das Argument, dass der Schulweg im Auto sicherer sei, lässt er nicht gelten: "Je mehr Kinder morgens zu Fuß gehen, desto besser werden sie vom Verkehr wahrgenommen."

Viewing all articles
Browse latest Browse all 4484